Wie lässt sich die Mobilität im Alter erhalten?
Viele ältere Frauen können keine längeren Strecken am Stück gehen oder haben Probleme mit dem Treppensteigen. Eine solche Einschränkung der Mobilität trägt wesentlich zum Verlust der Unabhängigkeit bei. Durch leichte körperliche Aktivität kann diesem Abbau der Mobilität jedoch entgegengewirkt werden.
Wenn Frauen sich regelmäßig leicht körperlich betätigen, beispielsweise beim Spaziergang, schützt sie dies vor einem Abbau der Mobilität, so das Ergebnis einer Untersuchung unter Beteiligung von Forschenden der University of California San Diego und der State University of New York at Buffalo. Die Studie wurde in der englischsprachigen Fachzeitschrift „JAMA Network Open“ veröffentlicht.
40 Prozent niedrigeres Risiko für Verlust der Mobilität
Eine von vier Frauen im Alter über 65 Jahren ist nicht in der Lage, die Strecke von zwei Häuserblocks zu gehen oder eine Treppe hochzusteigen, berichten die Forschenden. Solche eine eingeschränkte Mobilität sei in den USA die häufigste Ursache von Arbeitsunfähigkeit. Der Abbau der Mobilität könne jedoch durch leichte körperliche Aktivität wie beispielsweise Spaziergänge vermieden werden.
Im Zuge ihrer Untersuchung stellten die Fachleute fest, dass Frauen, welche zu Beginn der Studie unter keiner Mobilitätseinschränkung litten und am meisten Zeit mit leicht-intensiven Aktivitäten verbrachten, ein um 40 Prozent geringeres Risiko aufwiesen, über einen Zeitraum von sechs Jahren einen Mobilitätsverlust zu erfahren, als die Frauen, die am wenigsten leicht-intensive Aktivitäten absolvierten.
Jede Bewegung zählt
„Ältere Erwachsene, die ihre Mobilität erhalten wollen, sollten wissen, dass jede Bewegung zählt, nicht nur moderate bis intensive körperliche Aktivität. Wir haben herausgefunden, dass bei älteren Frauen eine leichte körperliche Aktivität die Mobilität im späteren Leben erhält“, berichtet Studienautorin Dr. Andrea LaCroix von der Herbert Wertheim School of Public Health in einer Pressemitteilung.
Bei der prospektiven Studie trugen 5.735 Frauen ab dem Alter von 63 Jahren sieben Tage lang einen Akzelerometer in Forschungsqualität, um ihre körperliche Aktivität genau zu messen. Die durchschnittliche Zeit, welche sie mit leichter körperlicher Aktivität wie beispielsweise dem Gehen bei einer Geschwindigkeit von 2,4 km/h verbrachten, betrug dabei laut Aussage der Fachleute 4,8 Stunden pro Tag.
Stärkster Nutzen bei Frauen mit BMI unter 30
Die Forschenden fanden heraus, dass Frauen, welche die meiste Zeit mit leichter körperlicher Aktivität verbrachten, ein wesentlich geringeres Risiko für einen Mobilitätsverlust aufwiesen, verglichen mit Frauen, die sich kaum körperlich betätigten. Der Nutzen sei dabei am stärksten bei Frauen mit einem Body-Mass-Index (BMI) von weniger als 30 ausgefallen, aber auch Frauen mit Fettleibigkeit konnten ihr Risiko einer Mobilitätseinschränkung reduzieren.
Leichte körperliche Aktivität verbessert Wohlbefinden
„Moderate bis intensive körperliche Aktivität ist mit zunehmendem Alter immer schwieriger durchzuführen. In Anbetracht der alternden Bevölkerung in den USA könnten diese Ergebnisse große Auswirkungen auf die Empfehlungen für die öffentliche Gesundheit haben, da sie die Bedeutung von leichter körperlicher Aktivität zur Verbesserung der Gesundheit und des Wohlbefindens älterer Frauen stärker in den Vordergrund stellen”, erklärt der Studienautor Dr. John Bellettiere von der Herbert Wertheim School of Public Health. Dies könnte Frauen dabei helfen, ihre Mobilität und Unabhängigkeit im Alter zu erhalten.
Nicht nur in den USA haben viele Menschen im Alter ab 65 Jahren Schwierigkeiten, die Empfehlungen für körperliche Aktivität zu erfüllen. Diese sehen in der Regel rund 150 Minuten moderate bis intensive körperliche Aktivität pro Woche vor, berichtet das Team. Empfehlungen zu leichten körperlichen Aktivitäten bleiben dabei jedoch außen vor, auch weil bisher nur sehr wenige Studien dies untersucht haben.
Die Ergebnisse der neuen Untersuchung zeigen, dass auch leichte Aktivität wichtig für die Aufrechterhaltung der Mobilität ist, die wiederum für ein gesundes Altern unerlässlich ist, berichtet das Forschungsteam. Zudem sei der positive Effekt der leichten körperlichen Aktivität unabhängig von der Menge an körperlichen Aktivitäten mit höherer Intensität wie beispielsweise Joggen oder Laufen gewesen. „Ob Sie trainieren oder nicht, zusätzliche leichte körperlichen Aktivität ist gesund“, so das Fazit der Expertin. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Nicole L. Glass, John Bellettiere, Purva Jain, Michael J. LaMonte, Andrea Z. LaCroix: Evaluation of Light Physical Activity Measured by Accelerometry and Mobility Disability During a 6-Year Follow-up in Older Women, in JAMA Network Open (veröffentlicht 23.02.2021), JAMA Network Open
- University of California San Diego: You’ve Got to Move It, Move It (veröffentlicht 23.02.2021), University of California San Diego
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.