Inhaltsstoffe von Sojabohnen, Hülsenfrüchten und Co: Keine Panik wegen Lektinen
Obst und Gemüse, Hülsenfrüchte und Getreideprodukte sollten regelmäßig auf dem Speiseplan stehen. Doch immer mehr Menschen machen sich Sorgen wegen einem bestimmten Inhaltsstoff vieler dieser Lebensmittel: Lektine. Fachleute meinen allerdings, dass man deswegen nicht in Panik verfallen sollte.
Gesundheitliche Beschwerden durch Lektine
Experten zufolge dürfen bestimmte Lebensmittel wie grüne Bohnen nicht roh verzehrt werden, weil sie gesundheitsschädliche Inhaltsstoffe wie Lektine enthalten. Diese Proteine können je nach Menge zu leichten Magenverstimmungen oder Darmentzündungen führen. In den vergangenen Jahren haben sich immer mehr Ratgeber (Bücher, TV-Sendungen und Gesundheitswebseiten) mit dem Thema Lektine befasst. Müssen sich ernährungsbewusste Verbraucher aber wirklich vor bestimmten Nahrungsmittelgruppen in Acht nehmen?
Schädigungen in der Darmwand
Wie der Verbraucherservice Bayern in einer Mitteilung erklärt, sind Lektine in der Ernährungswissenschaft schon lange bekannte Stoffe in pflanzlichen Nahrungs- und Genussmitteln, die der Körper jedoch auch selbst bildet.
Es handelt sich dabei um Eiweißkörper (Proteine) mit einem Kohlenhydratanteil. Diese können eine Verklumpung (Agglutination) der roten Blutkörperchen hervorrufen.
Deswegen werden sie auch häufig als Agglutinine oder Hämagglutinine bezeichnet und können mengenabhängig und lektinspezifisch zu Schädigungen in der Darmwand führen.
Laut dem Verbraucherservice sind weitere Krankheiten wissenschaftlich seriös nicht bestätigt.
Unterschiedliche Reaktionen auf Hitzeeinwirkung
Lektinhaltig sind in erster Linie Sojabohnen, Hülsenfrüchte und Weizenkeime sowie in geringen Mengen unter anderem auch Tomaten, Himbeeren, Nüsse und Bananen.
In ebenso niedrigen Mengen stecken sie in Vollkorn, Zwiebeln und Kartoffeln.
Lektine reagieren unterschiedlich auf Hitzeeinwirkung. Daher führt das Erhitzen von Hülsenfrüchten zu einer starken Verminderung des Lektingehaltes. Verschiedene Weizenlektine sind hingegen hitzestabil.
Kein Grund zur Panik
Prof. Dr. Bernhard Watzl, Leiter des Institutes für Physiologie und Biochemie der Ernährung beim Max-Rubner-Institut, zieht folgende Schlussfolgerung:
„Der Grund dafür, dass der Mensch trotz regelmäßiger physiologischer Lektinaufnahme keine dadurch bedingten Schädigungen im Darmtrakt aufweist, liegt vermutlich:
- An den geringen Mengen aufgenommener Lektine.
- An einer Schutzschicht aus Glykokonjugaten (Kohlenhydrat-Eiweißverbindungen) auf dem Darmepithel.
- An der großen Darmfläche, die den Lektinen aus der Nahrung gegenübersteht. Dadurch verringert sich die Toxizität der Lektine im Darmtrakt.“
Professor Watzl weist auch darauf hin, dass „für einige Lektine inzwischen auch gesundheitsfördernde Effekte diskutiert werden.“
So könnten Lektine zum Beispiel auch die Entstehung von Darmkrebs hemmen, wie laut dem Wissenschaftler aufgrund zellulärer Untersuchungen nachgewiesen werden konnte.
Dem Verbraucherservice zufolge gibt es also keinen Grund in Panik zu verfallen und Lektine zu meiden.
Bei einer ausgewogenen Ernährung müsse niemand auf Hülsenfrüchte, Tomaten und Vollkorn verzichten oder gar ohne Grund eine mehrwöchige Abstinenz einhalten. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.