Welt-Lepra-Tag erinnert an fast vergessene Krankheit
25.01.2015
In Europa gilt Lepra als ausgerottet. Doch weltweit ist die Infektionskrankheit noch immer eine große Gefahr für viele Menschen. Eine Impfung gibt es nicht und die medizinische Versorgung in den betroffenen Ländern ist schlecht. Der Welt-Lepra-Tag 2015 erinnert an die hierzulande fast vergessene Krankheit.
Chronische Krankheit ist vollständig heilbar
Lepra ist weltweit zwar nicht besiegt, jedoch in Ländern mit entwickelter Gesundheitsversorgung nahezu ausgerottet. Dem Robert-Koch-Institut (RKI) zufolge wurden in Deutschland in 2012 und 2013 sechs Fälle gezählt, alle von ihnen aus anderen Ländern importiert. Die chronische Krankheit ist vollständig heilbar, wobei eine Therapie laut Deutscher Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) durchschnittlich 50 Euro pro Patient kostet. Laut einer Meldung der Nachrichtenagentur „dpa“ hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mitgeteilt, dass sich 2013 insgesamt 215.000 Menschen neu infiziert haben. Der Welt-Lepra-Tag am 25. Januar erinnert an die fast vergessene Krankheit.
Schlechte medizinische Versorgung in armen Ländern
Weltweit erkranken jedes Jahr mehr als 200.000 Menschen an Lepra. Die Infektionskrankheit lässt sich gut mit Antibiotika heilen. Aber dort, wo Menschen an Lepra erkranken – vor allem in sehr armen Ländern wie Uganda, Indien, Brasilien und Indonesien – ist die medizinische Versorgung schlecht. Erhalten die Betroffenen eine sechs- bis zwölfmonatige Therapie, gelten sie offiziell als geheilt. Viele behalten aber sichtbare Behinderungen wie verstümmelte Hände und Füße oder ein stark vernarbtes Gesicht zurück und werden diskriminiert und ausgrenzt. „Die soziale Krankheit Lepra ist kaum heilbar“, schrieb Gudrun Freifrau von Wiedersperg, ehrenamtliche Präsidentin der Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) in einer Mitteilung im Vorfeld des Welt-Lepra-Tages am 25. Januar.
Pharmaindustrie betreibt kaum Forschung über Lepra
Die Gründe für die immer noch hohen Zahlen der Lepra-Neuinfektionen sehen Experten vor allem in mangelnder Aufklärung und Prävention in den betroffenen Regionen. Da der Pharmaindustrie das Interesse fehle, in die Lepra-Forschung zu investieren, bestehe eine große Unwissenheit über die Erkrankung und es fehlten Schnelltest und Impfstoffe, erläutert Jürgen Hövekenmeier, Sprecher der DAHW gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“. Denn Lepra treffe nur die Armen, deren Immunsystem geschwächt ist. „Lepra ließe sich leicht besiegen, wenn wir mehr darüber wüssten. Es ist längst eine vermeidbare Krankheit“, so Hövekenmeier weiter. Es sei aber zu wenig bekannt über die Übertragungswege. Zudem bestehe bei einem Großteil der Weltbevölkerung eine Resistenz gegen die Infektionskrankheit. „Warum das so ist, ist wissenschaftlich überhaupt nicht geklärt. Wahrscheinlich tragen viele Menschen den Erreger weiter, ohne jemals zu erkranken, können aber andere anstecken.“
Lepra-Patienten werden diskriminiert und ausgegrenzt
Bei Lepra-Patienten sterben die Nerven ab, so dass sie meist das Gefühl für Schmerzen, Wärme und Kälte verlieren. Gleichzeitig verstopfen die Gefäße der Arterien und Venen durch eine Verdickung des Blutes. Erhalten die Betroffenen keine Behandlung, verletzen sie sich aufgrund des Gefühlsverlusts leicht. Über die Wunden können sich dann unbemerkt zum Teil gefährliche Entzündungen entwickeln, wodurch die betroffenen Körperbereiche absterben. Ein weiteres Symptom sind die auffälligen Hautveränderungen durch sogenannte Leprome (Knoten), die zunächst die Haut im Gesicht und mit dem Fortschreiten der Erkrankung auch Knochen, Muskeln, Sehnen und innere Organe befallen und zersetzen.
Verstümmelungen der Hände und Füße
„Es sind rund 4 Millionen Menschen, die nach einer Lepra-Erkrankung mit den typischen Behinderungen leben“, berichtet von Wiedersperg. „Diese Verstümmelungen der Hände und Füße, manchmal auch der Gesichter, machen es für die Mitmenschen schnell erkennbar, dass es sich um Folgen von Lepra handelt. Der Stempel ‘Leprakranker’ wird aufgedrückt und nicht mehr losgelassen.“ Deshalb würden Betroffene und ihre Angehörigen massiv diskriminiert und ausgrenzt. So würden Arbeitgeber an Lepra erkrankte Mitarbeiter entlassen, Bürgermeister und Nachbarn Betroffene aus den Städten vertreiben und sogar Kinder von Lepra-Patienten vom Schulunterricht ausgeschlossen. „Sie haben keine Chance mehr auf Arbeit. Niemand will mit ihnen zusammenleben, weil sie noch als krank gelten“, so Hövekenmeier. (ag, ad)
Bild: Wikipedia; Lepra – Deformationen der Hände, Rajahmundry, Indien – B.jehle
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