Zusammenhang zwischen Lichtverschmutzung und Frühgeburten
Die nachteiligen Effekte der sogenannten Lichtverschmutzung sind in den vergangenen Jahren verstärkt in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt, wobei allerdings meist die Auswirkungen auf die Natur im Vordergrund standen. Die direkten negativen Effekte auf die menschliche Gesundheit sind allerdings nicht zu unterschätzen. So zeigt eine aktuelle Studie, dass mit der Lichtverschmutzung auch das Risiko für Frühgeburten steigt.
Ein Forschungsteam um Professorin Laura Argys von der University of Colorado Denver (USA) hat die Auswirkungen der Lichtverschmutzung auf die Gesundheit von Säuglingen bei der Geburt untersucht und dabei besorgniserregende Erkenntnisse gewonnen. Bei hoher Lichtverschmutzung steigt demnach unter anderem das Risiko einer Frühgeburt und das durchschnittliche Geburtsgewicht der Kinder sinkt. Veröffentlicht wurden die Studienergebnisse in dem Fachmagazin „Southern Economic Journal“.
Insbesondere in der Nähe von größeren Städten ist nachts der Sternenhimmel oft kaum noch zu sehen, da durch die Vielzahl an künstlichem Lichtquellen eine Art Lichtglocke über den Städten liegt. Diese Lichtverschmutzung ist nicht nur Energieverschwendung, sondern hat erhebliche nachteilige Effekte auf die Umwelt. Das gilt laut der aktuellen Studie auch für uns Menschen
„Wenn man nachts eine erhöhte künstliche Helligkeit hat, die von Quellen wie Straßenlaternen, Außenwerbung und Gebäuden kommt, (…) kann das zu gesundheitlichen Problemen führen, insbesondere für schwangere Frauen“, berichtet die University of Colorado Denver von den Studienergebnissen.
Gesundheitliche Probleme durch Lichtverschmutzung
„Wir haben herausgefunden, dass eine erhöhte Lichtverschmutzung mit einigen ziemlich ernsten gesundheitlichen Problemen verbunden ist“, ergänzt die Studienleiterin Prof. Argys. Dazu gehöre „bei schwangeren Frauen eine höhere Wahrscheinlichkeit, ein Baby mit einem geringeren Geburtsgewicht zu gebären, eine verkürzte Schwangerschaftsdauer und eine Zunahme von Frühgeburten.“
Konkret könnte die Wahrscheinlichkeit einer Frühgeburt (Geburt vor der 37. Woche) durch die erhöhte nächtliche Helligkeit um etwa 12,9 Prozent steigen, so der Studien-Mitautor Professor Muzhe Yang von der Lehigh University. Hiermit ist zudem ein erhöhtes Risiko verbunden, dass die Kinder in ihren ersten Lebensmonaten versterben.
Zusammenhang mit dem zirkadianen Rhythmus
Die Forschenden begründen den Zusammenhang zwischen der Lichtverschmutzung und den Frühgeburten mit Störungen des zirkadianen Rhythmus (inneren biologischen Uhr), die wiederum zu Schlafstörungen führen können, welche sich letztlich negativ auf die Schwangerschaft auswirken.
Die neue Studie hebe einen oft vernachlässigten gesundheitlichen Nutzen der Dunkelheit hervor, denn „die biologische Uhr des menschlichen Körpers braucht, wie (fast) alles Leben auf der Erde, die Dunkelheit als Teil des Hell-Dunkel-Zyklus, um physiologische Funktionen, wie z.B. den Schlaf, effektiv zu regulieren“, resümiert Professor Yang.
Strengere Regulierungen erforderlich
Mit den aktuellen Studienergebnissen hoffen die Forschenden auch einen Beitrag zur der Diskussion um eine strengere Regulierung der Lichtverschmutzung zu leisten. „Unsere Studie hat wichtige politische Implikationen, zum Beispiel, warum wir das Himmelsleuchten, das unter anderem durch Straßenlaternen verursacht wird, minimieren sollten“, betont Prof. Argys. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Laura M. Argys, Susan L. Averett, Muzhe Yang: Light pollution, sleep deprivation, and infant health at birth; in: Southern Economic Journal (veröffentlicht 22.12.2020), onlinelibrary.wiley.com
- University of Colorado Denver: Light pollution linked to preterm births, reduced birth weights (veröffentlicht 27.01.2021), ucdenver.edu
Wichtiger Hinweis:
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