Trend-Getränke: Eine Dose enthält fast soviel Zucker wie empfohlene Tageshöchstmenge
In Supermärkten sind immer mehr Getränke zu finden, die eine leistungssteigernde Wirkung versprechen, für Sportler oder zum Entspannen geeignet sein sollen. Verbraucherschützer haben nun mehrere dieser Lifestyle-Getränke genauer unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Die meisten davon enthalten zu viel Zucker.
Zuckerhaltige Drinks fördern Übergewicht
Aktuellen Zahlen der OECD zufolge leben immer mehr Übergewichtige in Deutschland. Auch Übergewicht bei Kindern ist weit verbreitet. Die Gründe dafür sind seit langem bekannt. Viele Menschen hierzulande bewegen sich zu wenig und essen zu viele energiereiche Lebensmittel. Auch süße Softdrinks sind oft Ursache von Übergewicht. In deutschen Supermärkten sind aber immer mehr Getränke zu finden, die viel zu viel Zucker enthalten.
Verbraucherschützer untersuchten mehrere Lifestyle-Getränke
In den Getränkeabteilungen der Supermärkte findet sich eine immer größere Auswahl an Getränkedosen, die einen bestimmten Lebensstil unterstützen sollen.
So versprechen manche der schick „gestylten“ Energydrinks vor allem durch zugesetztes Koffein eine leistungssteigernde Wirkung.
Andere wiederum werben damit, zur Entspannung beizutragen oder einen sportlichen und ernährungsbewussten Lebensstil zu unterstützen.
Auf den Dosen finden sich unter anderem Slogans wie „FEEL GOOD. LOOK GOOD“ oder „Relax. Be positive. Good Happens“.
Die Verbraucherzentrale Bremen hat nun mehrere dieser Lifestyle-Getränke untersucht und festgestellt, dass viele davon sehr viel Zucker enthalten, teilweise sogar extrem viel.
So viel Zucker wie pro Tag maximal verzehrt werden sollte
Erst kürzlich zeigte eine Untersuchung der Verbraucherschutzorganisation „Foodwatch“, dass sogenannte Erfrischungsgetränke oft die schlimmsten Flüssig-Dickmacher sind.
Vor allem in Energydrinks steckt häufig extrem viel Zucker. So kann eine einzige Dose laut dem Verbraucherservice Bayern bis zu 13 Stück Würfelzucker enthalten.
Auch bei den von den Bremer Verbraucherschützern stichprobenartig untersuchten elf Getränkedosen zeigte sich, dass der Zuckergehalt in vielen Produkten sehr hoch ist.
Sieben der untersuchten Getränke enthalten zehn Gramm Zucker oder mehr in 100 ml. Das Produkt „Lupina ginger honey lemon“ enthält 355 ml und kommt auf einen Gesamtzuckergehalt von 42,6 Gramm.
„Damit kommt der Inhalt einer Dose schon recht nahe an die von der Weltgesundheitsorganisation empfohlene Höchstmenge pro Tag heran“, erklärte Regina Aschmann von der Verbraucherzentrale Bremen in einer Mitteilung.
„Die Empfehlung liegt bei höchstens 50 Gramm zugesetztem Zucker pro Tag.“
Hersteller werben mit „gluten- und laktosefreien“ Drinks
Problematisch ist aber nicht nur der hohe Zuckergehalt, sondern auch die zahlreichen Werbeversprechen.
„Es wird nicht nur das Getränk, sondern auch ein bestimmter Lebensstil beworben“, so Annabel Oelmann, Vorstand der Verbraucherzentrale Bremen.
Meist wird mit sogenannten Clean Labels geworben. Die Getränke seien gluten- oder laktosefrei, enthielten keine künstlichen Farbstoffe oder nur natürliche Aromen.
„Von diesen Werbeversprechen sollten Sie sich auf keinen Fall zum Kauf verleiten lassen“, sagte Oelmann.
„Die Firmen vermarkten häufig „Lifestyle“ und Natürlichkeit und stellen Aspekte wie Leistungsfähigkeit, Gesundheit und Wohlbefinden in den Vordergrund. Dass es sich hierbei vor allem um geschicktes Marketing handelt, zeigt der Blick auf die Zutatenliste.“
Die Bezeichnung des jeweiligen Getränks gibt Aufschluss darüber, worum es sich tatsächlich handelt. „Sie befindet sich meist in der Nähe der Zutatenliste und kann klangvolle Phantasienamen auch ganz schnell entzaubern“, erklärte Oelmann.
So verbirgt sich beispielsweise hinter einem „innovativen Getränk mit dem einzigartigen Tranquini-Geschmack“ tatsächlich ein „Erfrischungsgetränk mit Kräuterextrakt“.
Leckere Getränke selber machen
Kleine Schriften, glänzende Oberflächen und die Dosenwölbung machen es aber oft schwer, wichtige Informationen, wie die Zutatenliste, zu lesen.
„Dennoch sollten Sie sich vor dem Kauf genau informieren, was im jeweiligen Getränk enthalten ist“, so Aschmann.
Schwangere und stillende Frauen sowie Kinder sollten zum Beispiel auf Getränke mit einem hohen Koffeingehalt verzichten. Auf den Produkten befinden sich entsprechende Hinweise, diese sind jedoch oft nur schwer zu erkennen.
Mediziner warnen immer wieder vor den Gefahren für Kinder und Jugendliche. Koffein kann in zu großen Mengen zu Herzrasen und Herzrhythmusstörungen führen, schlimmstenfalls kann es sogar zu einem Herzstillstand kommen.
Die Bremer Verbraucherschützer empfehlen, „schicke“ Getränke einfach einmal zu Hause zu erfinden: Experimentieren sie doch mal mit Mineralwasser, Eiswürfeln, zwei oder drei verschiedenen klaren Säften, frischen Pfefferminzblättern, einer Zitrone, frischen Erdbeeren und anderem Obst. „Das macht Spaß, ist gesund und frei von Zusatzstoffen“, sagte Oelmann. (ad)
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Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.