Lithium als Jungbrunnen: Ein Spurenelement verlängert das Leben?
14.02.2011
Die regelmäßige Aufnahme von Lithium wirkt wie ein Jungbrunnen. Bereits geringe Mengen des Spurenelementes zeigen eine deutlich lebensverlängernde Wirkung, so das Ergebnis einer gemeinsamen Studie von Ernährungswissenschaftlern der Friedrich-Schiller-Universität Jena und japanischen Kollegen
Die Aufnahme des Spurenelementes Lithium verlängert das Leben. Wie das Forscherteam um Prof. Dr. Michael Ristow von der Friedrich-Schiller-Universität Jena gemeinsam mit japanischen Kollegen in zwei unabhängigen Studien festgestellt hat, wirkt bereits die Aufnahme in geringer Konzentration sowohl beim Modellorganismus des Fadenwurms Caenorhabditis elegans, als auch beim Menschen lebensverlängernd. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler in der aktuellen Online-Ausgabe des Fachmagazins „European Journal of Nutrition“.
Physiologische Funktion von Lithium bisher unklar
Bislang war der Nutzen des Spurenelements Lithium in der Fachwelt äußerst umstritten. Zwar hatten frühere Untersuchung bereits ergeben, dass Lithium in sehr hoher Konzentration lebensverlängernd bei dem Modellorganismus des Fadenwurms Caenorhabditis elegans wirkt, doch lag „die damals untersuchte Dosierung (…) deutlich über dem physiologisch relevanten Bereich“ und wäre „für den Menschen giftig“, erklärte der Inhaber des Jenaer Lehrstuhls für Humanernährung, Prof. Dr. Ristow. Es sei klar, dass Lithium ein lebensnotwendiger Bestandteil der Ernährung ist, der vorwiegend aus pflanzlicher Nahrung und mit dem Trinkwasser aufgenommen wird. „Über die physiologische Funktion von Lithium wissen wir (jedoch) noch sehr wenig“, betonte Studienleiter Ristow. Um ihre Forschungsergebnisse zu konkretisieren, haben die Forscher nun in zwei getrennten Studien die Wirkung von Lithium in sehr viel geringeren Konzentrationen untersucht.
Lithium erhöht die durchschnittliche Lebenserwartung
Gemeinsam mit den japanischen Forschern analysierten die Ernährungswissenschaftler aus Jena die Sterberate in 18 japanischen Gemeinden, wobei parallel der jeweilige Lithiumgehalt des Leitungswassers erfasst wurde. Bei der Untersuchung der Zusammenhänge zwischen dem Lithiumgehalt des Trinkwassers und der Sterberate habe sich herausgestellte, „dass die Sterberate in den Gemeinden deutlich geringer ausfällt, in denen mehr Lithium im Leitungswasser vorkommt“, fasste Dr. Ristow die Studienergebnisse zusammen. In einem zweiten Experiment haben die Ernährungswissenschaftler anschließend die Wirkung der im Trinkwasser enthaltenen Lithiumkonzentration auf den Modellorganismus des Fadenwurms Caenorhabditis elegans untersucht. Dabei haben sich nach Aussage des Studienleiters Prof. Dr. Ristow die vorherigen Forschungsergebnisse bestätigt: „Auch die durchschnittliche Lebenserwartung der Würmer ist höher, wenn sie mit Lithium in dieser Dosierung behandelt werden.“
Lithium künftig als Nahrungsergänzungsmittel?
Zwar sind die physiologische Mechanismen bislang unklar, doch gehen die japanischen und deutschen Forscher davon aus, dass die festgestellte längere Lebenserwartung der Fadenwürmern und der Menschen, auf das Spurenelement Lithium zurückzuführen ist. Sollten sich ihre Ergebnisse in weiteren Studien bestätigen, könnte Lithium in einer vergleichbar niedrigen Dosierungen künftig auch als Nahrungsergänzungsmittel eingesetzt werden, hoffen die Ernährungswissenschaftler. Außerdem lassen sich durch die Lithiumaufnahme weitere positive gesundheitliche Effekte erzielen, erklärten die Experten. Denn „aus früheren Studien“ sei bereits bekannt, „dass eine höhere Lithiumaufnahme über das Trinkwasser mit einer Verbesserung der psychischen Grundstimmung und mit einer verminderten Suizidhäufigkeit in Verbindung gebracht werden kann“, betonte Prof. Dr. Ristow.
Risiko der Lithium-Vergiftung nicht unterschätzen
Als Spurenelement ist Lithium in Fleisch, Fisch, Eiern, Milchprodukten, einzelnen Gemüsesorten wie beispielsweise Kartoffeln und Getreideprodukten sowie Mineral- und Trinkwasser enthalten. Obwohl die eindeutigen Funktionen des Spurenelementes im Körper bislang nicht geklärt sind, wird Lithium im Allgemeinen eine positive Wirkung auf die Nervenzellen und das Nervensystem zugeschrieben. Ernährungsexperten beziffern dabei den täglichen Lithiumbedarf des Körpers eines erwachsenen Menschen auf etwa 0,1 Milligramm. Allerdings ist auch vor einer zu hohen Lithiumaufnahme zu warnen. Denn ein Lithiumüberschuss im Körper (auch Lithium-Vergiftung genannt) kann ernsthafte gesundheitliche Folgen haben. Mögliche Symptome einer Lithium-Vergiftung sind Störungen der Bewegungskoordination (Ataxie), Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall (Diarrhoe), Bewusstseinsstörungen, Dehydratation (Austrocknung), Sehstörungen, Teilnahmslosigkeit, Muskelschmerzen, Muskelzuckungen und Krämpfe. Außerdem sind Schädigungen der Nieren keine Seltenheit, wodurch unter anderem ein vermehrter Harndrang und entsprechender Durst ausgelöst wird. Werden keine Gegenmaßnahmen eingeleitet besteht, das Risiko, das Betroffene ins Koma fallen und versterben. Daher sollte bei Auftreten der typischen Beschwerden einer Lithium-Vergiftung, unverzüglich ein Arzt oder ein Krankenhaus aufgesucht werden, raten die Experten. (fp)
Bild: Rolf van Melis / pixelio.de
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