Gebiss-Korrekturen: Sind Zahnspangen für Erwachsenen sinnvoll?
Die meisten Menschen sehnen sich nach einem makellosen Lächeln. Allerdings haben viele schiefe und krumme Zähne. Meist werden Gebiss-Korrekturen bereits im Kindesalter vorgenommen. Doch auch Erwachsene können Fehlstellungen der Zähne korrigieren lassen – mit Hilfe einer Zahnspange.
Fehlstellungen der Zähne können auch bei Erwachsenen korrigiert werden
Der bekannte deutsche Schauspieler Jürgen Vogel ist sicher eine Ausnahme. In einem Interview mit der „Stuttgarter Zeitung“ sagte er vor einigen Jahren: „Mir fehlen halt ein paar Zähne.“ Er ist bekannt für sein nicht perfektes Gebiss. Die allermeisten Menschen sehnen sich aber nach einem makellosen Gebiss, dass man ja auch allerorten in der Werbung sehen kann: Überall Menschen mit gesunden, strahlend weißen Zähnen, die gerade und lückenlos nebeneinander stehen.
Längst nicht alle haben von Natur aus ein solches Gebiss. Meist werden dann bereits im Kindes- oder Jugendalter Korrekturen vorgenommen. Doch auch Erwachsene müssen sich nicht einfach mit Fehlstellungen der Zähne abfinden, auch für sie gibt es Zahnspangen. „Altersmäßig gibt es für eine solche Behandlung keine Grenze“, erklärte der Kieferorthopäde Wolfgang Schmiedel in einer Mitteilung der Nachrichtenagentur dpa. Der Mediziner ist Vorstandsmitglied der Bundeszahnärztekammer sowie Präsident der Zahnärztekammer Berlin. Beim Sprechen und Lachen muss das Tragen einer Zahnspange auch nicht unbedingt behindern. Optisch auffallen muss es ebenfalls nicht.
Optische Gründe stehen oft im Vordergrund
Laut Schmiedel stehen etwa bei der Hälfte der Erwachsenen, die sich in kieferorthopädische Behandlung begeben, optische Gründe im Vordergrund: „Das können zum Beispiel das Schließen von Lücken im Frontzahnbereich sein.“ In manchen Fällen ist es jedoch medizinisch notwendig. Zum Beispiel bei falscher Bisslage, dem Vorliegen sogenannter Kreuzbisse oder Zahnfehlstellungen, die ungünstige Kontakte mit der Zunge verursachen. „Das ist dann gegebenenfalls beim Essen durch ständige Reizung schmerzhaft“, erläuterte Kieferorthopäde Yong-min Jo. Bleiben Fehlstellungen unbehandelt, kann es zu Kieferschmerzen, Kiefergelenksproblemen, Nacken- und Kopfschmerzen, Migräne und Mundöffnungsstörungen kommen. Erschwerend hinzu kommt, dass Erwachsene oft auch – im psychologischen Sinne – unter ihren Zahn- oder Kieferfehlstellungen leiden. Wie Schmiedel sagte, trauen sie sich mitunter nicht zu lachen, um ihre Zähne nicht zu zeigen.
Hohe Kosten sind selbst zu tragen
Festsitzende Zahnspangen in Form von Brackets sind besonders verbreitet. „Das sind Plättchen, die von innen oder außen auf den Zahnschmelz geklebt werden“, erklärte Jo. Damit werden die Zähne in die gewünschte Stellung gebracht. „Diese Brackets gibt es in zahnfarbenen Varianten, so dass sie beim Sprechen oder Lachen nicht unmittelbar auffallen“, erklärte Barbara Bückmann, die für die Stiftung Warentest den Ratgeber „Kieferorthopädie; Zahnspange – ja oder nein“ verfasst hat. Daneben gibt es auch die sogenannten Clear Aligner in Form von dünnen und transparenten Schienen. Billig sind beide Varianten nicht. Bei Brackets kann man mit Kosten zwischen 3.000 Euro und 10.000 Euro rechnen, die Clear Aligner liegen preislich zwischen 5.000 und 7.000 Euro.
Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten nur bei schwersten Kieferfehlstellungen. Für viele Kieferorthopäden ist die Korrektur von Zahnfehlstellungen ein äußerst lukratives Geschäft. Leider oft auch mit umstrittenen Methoden. So wurde Anfang des Jahres berichtet, dass manche Ärzte Eltern zu hohen privaten Zahnspangen-Zuzahlungen drängen, obwohl es ihnen eigentlich verboten ist, eine Behandlung ohne Zuzahlung zu verweigern.
Erwachsene müssen Zahnspange länger tragen
Wie in der dpa-Meldung erklärt wird, sitzen Brackets 24 Stunden fest auf den Zähnen. „Bisweilen kann es zu Irritationen des Zahnfleischs oder der Zunge kommen oder zu leichten Druckschmerzen“, so Schmiedel. Meist verschwinden dies Beschwerden jedoch nach wenigen Tagen. „Der Erfolg der Behandlung ist aufgrund des ständigen Tragens quasi vorprogrammiert“, erklärte Schmiedel den Vorteil der Brackets. Zu den Clear Alignern meinte er: „Der Behandlungserfolg hängt maßgeblich davon ab, wie intensiv der Patient sie trägt.“ Frau Bückmann erklärte: „Erwachsene, die ihre Wachstumsphase abgeschlossen haben, müssen in der Regel länger eine Spange tragen als Heranwachsende.“
Die Therapie kann zwar bis zu vier Jahre dauern, liegt aber auch oft zwischen zwölf Monaten und zwei Jahren. „Bei einfachen bis mittleren Zahnfehlstellungen im Frontzahnbereich müssen Patienten eine Spange zwischen drei und neun Monaten tragen“, sagte Jo. Sie müssen auf jeden Fall mehr Zeit für die Mundhygiene einplanen und nach Ende der Behandlung das Ergebnis dauerhaft sichern, da laut Jo immer die Gefahr besteht, „dass sich die Zähne wieder in die alte Situation verschieben“. Dafür gibt es sogenannte Retainer, die von hinten auf die Zähne geklebt werden. (ad)
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