Möglicher Therapieansatz gegen Beschwerden nach Corona-Erkrankung
Der größte Teil der Menschen, die sich mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 anstecken, spürt wenig bis gar nichts von der Infektion. Doch auch weniger schwer Erkrankte können über die akute Krankheitsphase hinaus gesundheitliche Symptome haben oder auch neu entwickeln. Die Rede ist dann von „Long-COVID“. Forschende berichten nun über einen möglichen Therapieansatz gegen Beschwerden nach einer Corona-Infektion.
Atemnot, Erschöpfung, Geschmacksverlust, Konzentrations- und Schlafstörung oder depressive Verstimmung – das sind nur einige Beschwerden, von denen Genesene auch noch Monate nach COVID-19 berichten, heißt es in einer aktuellen Mitteilung der Medizinischen Universität Innsbruck. Forschende aus Deutschland berichten nun, dass ein Herzmedikament gegen Long-COVID helfen könnte.
Erfolgreiche Heilversuche
Wie das Universitätsklinikum Erlangen in einer Mitteilung berichtet, sind einem Ärzteteam der Augenklinik (Direktor: Prof. Dr. Friedrich E. Kruse) des Uniklinikums im Sommer die ersten erfolgreichen Heilversuche von Patientinnen und Patienten mit Long-COVID gelungen.
Die Betroffenen hatten infolge ihrer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 unter starker Erschöpfung, Konzentrationsproblemen, Muskelzittern und/oder Geschmacksstörungen gelitten.
Prof. Dr. Christian Mardin, leitender Oberarzt der Augenklinik, wird am Montag, 20. Dezember 2021, ab 18.15 Uhr im Rahmen einer Bürgervorlesung erklären, wie die Medizinerinnen und Mediziner darauf kamen, dass ein Herzmedikament gegen das Long-COVID-Syndrom helfen könnte. Sein Vortrag wird voraussichtlich ab Montag, 27. Dezember 2021, kostenlos zum Abruf oder zum Download in der Mediathek unter www.uker.de/bvl zur Verfügung stehen.
Deutlich eingeschränkte Durchblutung der Augen
Die Ärztinnen und Ärzte der Augenklinik hatten zusammen mit Forschungsteams aus unterschiedlichen Einrichtungen des Uni-Klinikums Erlangen im Rahmen einer Studie bereits herausgefunden, dass bei Menschen mit überstandener COVID-19-Erkrankung die Durchblutung der Augen auch viele Monate später noch deutlich eingeschränkt ist.
„Hintergrundgedanke zu dem vorgenommenen Heilversuch war es, dass die veränderte Durchblutung höchstwahrscheinlich nicht auf das Auge begrenzt ist, sondern beispielhaft für den gesamten Körper gesehen werden kann“, erklärt Prof. Mardin.
Das bei den Heilversuchen eingesetzte Arzneimittel BC 007 wurde eigentlich als Herzmedikament entwickelt. Es macht sogenannte Autoantikörper unschädlich, die sich gegen körpereigene Proteine richten und für die Long-COVID-Beschwerden verantwortlich sind.
„Nachdem die Probandinnen und Probanden den Wirkstoff erhalten hatten, konnten wir feststellen, dass sich die Durchblutung ihrer Netzhaut deutlich gebessert hat“, so Mardin.
„In einer Phase-IIa-Studie wollen wir den Therapieansatz nun mit einer größeren Anzahl an Long-COVID-Betroffenen wissenschaftlich untersuchen. Wir möchten aufklären, welcher Zusammenhang zwischen den durch eine SARS-CoV-2-Infektion gebildeten Autoantikörpern, der eingeschränkten Durchblutung des Auges und der Gesamtdurchblutung des Organismus besteht.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universitätsklinikum Erlangen: Das Auge als Fenster zu Long COVID, (Abruf: 18.12.2021), Universitätsklinikum Erlangen
- Medizinische Universität Innsbruck: Long COVID nach milder SARS-CoV-2 Infektion: Krankheitsbild mit vielen Gesichtern, (Abruf: 18.12.2021), Medizinische Universität Innsbruck
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.