Corona: COVID-19 kann Langzeitfolgen für das Herz haben
Egal ob bei einem schweren oder leichten Krankheitsverlauf: Menschen, die sich mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 infiziert haben, können noch lange Zeit nach ihrer überstandenen COVID-19-Erkrankung an Langzeitfolgen leiden. So kann die Infektion langfristige Folgen für Herz und Gefäße haben.
Wie auf dem Portal „infektionsschutz.de“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) erklärt wird, ist Long-COVID der Oberbegriff für gesundheitliche Langzeitfolgen, die nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 vorhanden sein können. Die Deutsche Herzstiftung berichtet in einer aktuellen Mitteilung, welche langfristigen Folgen COVID-19 für Herz und Gefäße haben kann.
Anhaltende Beschwerden bei 30 Prozent der Corona-Erkrankten
Bei mehr als 30 Millionen erfassten COVID-19-Fällen in Deutschland zeichnet sich ab, dass viele Betroffene nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 noch lange Beschwerden haben wie Herzrasen, Gedächtnisprobleme, Muskelschwäche und Muskelschmerzen sowie lähmende Erschöpfung.
Bis zu 30 Prozent der an COVID-19 Erkrankten geben nach der Infektion anhaltende Beschwerden an, die sich an ganz unterschiedlichen Stellen im Körper zeigen, auch am Herzen. „Nach den Erfahrungen der vergangenen zwei Jahre ist das Herz auch über den akuten Infekt hinaus gefährdet, einen Schaden davonzutragen“, sagt Prof. Dr. Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung.
Typische anhaltende Herzbeschwerden, über die Patientinnen und Patienten in der Folge noch weiter klagen, sind dem Kardiologen zufolge „insbesondere Brustschmerzen, Herzstolpern und Herzrasen, Kurzatmigkeit sowie eingeschränkte körperliche Belastbarkeit und Schwäche nach körperlicher Belastung“.
Die Krankheitsmechanismen sind noch unklar; am ehesten sind Autoimmunreaktionen dafür verantwortlich.
Rund 200 verschiedene Symptome
Inzwischen gibt es etliche Berichte und Studien über anhaltende Symptome nach Abklingen der eigentlichen SARS-CoV-2-Infektion. Rund 200 verschiedene Symptome, die sich etwa zehn Organsystemen zuordnen lassen, sind beschrieben worden. Long-COVID hat sich als Überbegriff für anhaltende Beschwerden nach der Infektion etabliert.
Ärztinnen und Ärzte differenzieren zwischen einem Long-COVID-Syndrom (wenn die Beschwerden länger als vier Wochen anhalten) und einem Post-COVID-Syndrom (wenn die Symptome mehr als zwölf Wochen andauern). Chronisches COVID-Syndrom wird häufig als Begriff genutzt, wenn die Beschwerden sogar mehr als ein halbes Jahr anhalten.
Die Herzstiftung weist darauf hin, dass Alter, Vorerkrankungen und Schwere der COVID-19-Erkrankung keine verlässlichen Vorhersage-Parameter für das Risiko von Post-COVID sind. Nachgewiesen ist, dass Long- beziehungsweise Post-COVID offenbar Frauen häufiger trifft. Aber viele weitere Aspekte der Langzeitfolgen sind noch nicht geklärt.
Höheres Risiko für Herzschwäche
Gerade Patientinnen und Patienten mit einem vorerkrankten Herzen oder Risikofaktoren für Herzkrankheiten wie Bluthochdruck und Diabetes mellitus sind für schwere COVID-19-Verläufe besonders gefährdet.
US-Wissenschaftler haben sich in einer in der Fachzeitschrift „Nature Medicine“ veröffentlichten Studie bei über 150.000 ehemaligen Militärangehörigen mit überstandener COVID-19-Erkrankung ein Jahr lang den Gesundheitsstatus angeschaut. Die Analyse ergab eine deutlich erhöhte Fallzahl an Vorhofflimmern und anderen Rhythmusstörungen, von koronarer Herzkrankheit (KHK) und Herzschwäche.
So hatten Corona-Erkrankte nach einem Jahr ein um 72 Prozent höheres Risiko für eine Herzinsuffizienz im Vergleich zu Kontrollpersonen ohne Infektion. Daraus errechneten die Forschenden, dass es auf 1.000 Infizierte 12 zusätzliche Fälle von Herzschwäche und insgesamt 45 zusätzliche Fälle an einer der 20 untersuchten Herz-Kreislauf-Erkrankungen insgesamt gab.
„Und dieses Risiko war auch bei Patienten erhöht, die vorher keine Anzeichen für eine Herzerkrankung hatten“, berichtet Voigtländer.
Risiko für venöse Thromboembolien
Einer schwedischen Studie zufolge ist offenbar auch das Risiko für venöse Thromboembolien nicht nur in der Akutphase, sondern noch Monate nach der Infektion erhöht – vor allem bei Patientinnen und Patienten mit schwerem COVID-19.
In diesem Zusammenhang war insbesondere die Gefahr einer Lungenembolie über die folgenden sechs Monate deutlich erhöht.
Wie Voigtländer erklärt, haben schwer an COVID-19 Erkrankte „allerdings generell ein erhöhtes Risiko für Thrombosen und Herz- und Gefäßerkrankungen, bedingt allein durch die Bettlägerigkeit und durch den schweren Krankheitsverlauf.“
Behandlung orientiert sich an der Symptomatik
Die Behandlung von Post-COVID-Beschwerden orientiert sich in der Regel an der Symptomatik. Etablierte Behandlungsverfahren gibt es bisher nicht.
Schutz vor Long-/Post-COVID
Und was für Möglichkeiten gibt es, sich vor Long-/Post-COVID zu schützen? Der Kardiologe Prof. Schieffer verweist auf die Schutzmaßnahmen, die bereits für COVID-19 von Fachleuten der US-amerikanischen Kardiologenvereinigung ACC für Herz-Kreislauf-Erkrankte und Ältere mit einem erhöhten Risiko für schwere COVID-19-Verläufe empfohlen wurden:
„Jeder sollte sein Risikoprofil optimieren und auf seinen Gesundheitsstatuts achten: regelmäßig mit Ausdauerbewegung aktiv sein, sich gesund ernähren. Auch sollte man seinen Immunstatuts durch Impfen gegen SARS-CoV-2, Influenza, Pneumokokken sowie Herpes Zoster, verbessern.“
Und weiter: „Ältere Menschen sollten auch ihren Vitamin-D-Spiegel prüfen – und nicht zu vergessen die etablierten Hygienemaßnahmen und Abstandsregeln.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Herzstiftung: Post-Covid: Covid-19 hat langfristige Folgen für Herz und Gefäße, (Abruf: 22.08.2022), Deutsche Herzstiftung
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Long COVID: Langzeitfolgen von COVID-19, (Abruf: 22.08.2022), infektionsschutz.de
- Yan Xie, Evan Xu, Benjamin Bowe & Ziyad Al-Aly: Long-term cardiovascular outcomes of COVID-19; in: Nature Medicine, (veröffentlicht: 07.02.2022), Nature Medicine
- Ioannis Katsoularis et al.: Risks of deep vein thrombosis, pulmonary embolism, and bleeding after covid-19: nationwide self-controlled cases series and matched cohort study; in: BMJ, (veröffentlicht: 06.04.2022), BMJ
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.