Abgase und Smog sind ein erhebliches Gesundheitsrisiko für Kinder
03.11.2011
Die Luftverschmutzung hat wesentlichen Einfluss auf das Geburtsgewicht von Kindern. Zudem leiden „Kleinkinder, die erhöhten Ozonwerten ausgesetzt sind, häufiger unter Bronchitis oder Atemwegserkrankungen“, berichtet die Familien- und Bildungsökonomin C. Katharina Spieß unter Bezug auf die Daten des Berliner Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) und des Umweltbundesamtes (UBA) in dem Fachmagazin „Journal of Health Economics“.
Das SOEP des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) erfasst seit Jahren unterschiedlichste Daten zur Gesellschaftsentwicklung, unter anderem auch die Angaben des Geburtsgewichtes bei Neugeborenen. Insgesamt flossen den Angaben der Forscherin zufolge Daten von rund 2.000 Kindern aus den Jahren 2002 bis 2007 in die aktuelle Untersuchung ein. Diese Angaben wurden mit den Messungen des Umweltbundesamtes zur Belastung der Luft mit Feinstaub, Kohlenmonoxid, Ozon, Schwefeldioxid und Stickstoffdioxid verglichen. Dabei stellten C. Katharina Spieß und Katja Coenus einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Luftverschmutzung und dem Geburtsgewicht der Kinder fest. Außerdem werde das Risiko von Bronchitis und anderen Atemwegserkrankungen maßgeblich durch die Luftqualität beeinflusst, betonten die Forscherinnen.
Geringeres Geburtsgewicht bei hoher Kohlenmonoxid-Konzentration
Die aktuelle Untersuchung belegt laut Aussage der Wissenschaftlerinnen, dass in Regionen mit besonders hohen Kohlenmonoxid (CO)-Werten die Kinder ein deutlich geringeres Geburtsgewicht aufweisen, als in weniger belasteten Regionen. Durchschnittlich wogen die Babys bei hohen Kohlenmonoxid-Konzentrationen 289 Gramm weniger, betonte C. Katharina Spieß. Dies sei „ein klarer Hinweis darauf, wie sehr die Luftverschmutzung Kindern bereits im Mutterleib schaden kann“, so die Familien- und Bildungsökonomin weiter. Als Ursache für das geringere Geburtsgewicht, nannte die Expertin die schlechtere Versorgung der Babys mit Sauerstoff bei erhöhten Kohlenmonoxid-Werten in der Luft. Da die Kohlenmonoxid-Konzentration vor allem in verkehrsreichen Regionen deutlich erhöht ist, sei hier auch das Geburtsgewicht der Kinder besonders niedrig, erläuterte die Forscherin.
Risiko von Atemwegserkrankungen steigt mit der Luftverschmutzung
Der Familien- und Bildungsökonomin C. Katharina Spieß zufolge ist mit der schlechten Luftqualität jedoch nicht nur ein geringeres Geburtsgewicht der Neugeborenen verbunden, sondern auch das Risiko von Bronchitis und anderen Atemwegserkrankungen steigt. Hier sei der Zusammenhang in erster Linie bei erhöhten Ozonwerten festzustellen. So sei die Gesundheit von zwei- bis dreijährigen Kleinkindern in Gebieten, die von sogenanntem Sommersmog betroffen sind, besonders bedroht. Sommersmog tritt vor allem bei sonnigem Wetter in verkehrsreichen Regionen auf, wobei der Begriff die Belastung der bodennahen Luftschichten durch eine erhöhte Ozonkonzentration beschreibt. Die Kleinkinder atmen in den betroffenen Regionen deutlich mehr Sauerstoff ein als Erwachsene, ihr Immunsystem sei jedoch noch nicht voll ausgereift, so die Erklärung der Wissenschaftler für das messbar erhöhte Risiko von Bronchitis und anderen Atemwegserkrankungen.
Stadtbevölkerung vor negativen gesundheitlichen Folgen schützen
Insgesamt sind die Ergebnisse der Berliner Forscherinnen durchaus besorgniserregend und sprechen dafür, mit Kindern vorzugsweise einen Wohnort in ländlichen Regionen mit möglichst hoher Luftqualität zu wählen. Diese Möglichkeit ist jedoch bei weitem nicht für alle betroffenen Familien gegeben und so müssen sich die Verantwortlichen in der Politik dringend der Frage stellen, wie die Luftqualität in den Großstädten nachhaltig verbessert werden kann. Denn schon vor der aktuellen Untersuchung haben andere Studien die negativen gesundheitlichen Folgen der Luftverschmutzung deutlich aufgezeigt. Die bis heute umstrittene Einrichtung sogenannter Umweltzonen im Innenstadtbereich scheint ein Schritt in die richtige Richtung, doch geht sie nicht weit genug, um alle Stadtbewohner vor den negativen Auswirkungen des Verkehrsaufkommens zu schützen. Neue Modelle, die helfen den PKW-Verkehr deutlich zu reduzieren, sind gefragt. Ein Ausbau der Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) scheint auch im Sinne der Gesundheit der Stadtbewohner zwingend erforderlich. (fp)
Studien zum Thema Gesundheit & Luftverschmutzung:
Luftverschmutzung begünstigt Herzinfarkt
Macht das Stadtleben krank?
Erhebliche Gesundheitsrisiken durch Feinstaub
Bild: Günter Havlena / pixelio.de
Autoren- und Quelleninformationen
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