Lungenkrebs wird auch bei Frauen zur häufigsten tödlichen Krebserkrankung
15.02.2013
Lungenkrebs entwickelt sich in den kommenden Jahren zur tödlichsten Krebserkrankung bei Frauen in der Europäischen Union (EU), so das Ergebnis einer aktuellen Berechnung von Wissenschaftlern der Universität Mailand (Italien) und der University of Lausanne (Schweiz). Die Forscher haben anhand der Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Bevölkerungsentwicklung und der Mortalität europaweit die Krebstodesfälle für das Jahr 2013 prognostiziert.
Das Forscherteam um den Onkologen Professor Carlo la Vecchia von der Universität Mailand hat im Rahmen seiner aktuellen Studie die voraussichtlichen Krebstodesfälle für das Jahr 2013 berechnet und einen Ausblick auf kommende Jahre gewährt. Ihrer Einschätzung nach wird Lungenkrebs ab dem Jahr 2015 den größten Anteil unter den Krebstodesfällen bei Frauen einnehmen – vor Brustkrebs. Bei Männern ist dies bereits heute der Fall. Die Ergebnisse ihrer Berechnungen haben die Forscher in dem britischen Fachmagazin „Annals of Oncology“ veröffentlicht.
1,3 Millionen Krebstodesfälle im Jahr 2013
Den Berechnungen der Wissenschaftler um Prof. Carlo la Vecchia zufolge werden im Jahr 2013 mehr als 1,3 Millionen Menschen in der EU an Krebs sterben. Rund 738.000 Männer und 576.000 Frauen fallen demnach im laufenden Jahr einem Krebsleiden zum Opfer. Bei den Männern ist Lungenkrebs mit knapp 187.000 Todesfällen die häufigste Krebstodesursache. Bei den Frauen liegt heute noch Brustkrebs mit fast 89.000 Todesfälle vorne. Doch Lungenkrebs folgt mit 83.000 Todesfällen dicht dahinter. Zudem habe der Anteil der Todesfälle durch Lungenkrebs an den Krebstodesfällen insgesamt bei den Frauen seit dem Jahr 2009 um rund sieben Prozent zugenommen, während bei den Männern eine gegenläufige Tendenz beobachtet wurde (Minus sechs Prozent). Ab dem Jahr 2015 werde bei Fortschreibung der Entwicklung Lungenkrebs auch bei den Frauen die häufigste Krebstodesursache sein.
Anstieg tödlicher Lungenkrebserkrankungen durch Tabakkonsum
Das Forscherteam um Prof. Carlo la Vecchia geht davon aus, dass der massive Anstieg bei den tödlichen Lungenkrebserkrankungen der Frauen auf den vermehrten Tabakkonsum von Frauen in den 1960er und 1970er Jahren zurückzuführen ist. Die Raucherinnen seien mittlerweile in einem kritischen Alter für eine Krebserkrankung und entsprechend stark steige die Verbreitung tödlicher Lungenkarzinome. Einzelne EU-Staaten wie beispielsweise Polen und Großbritannien weisen den Angaben der Forscher zufolge schon heute Lungenkrebs als häufigste Krebstodesursache bei Frauen aus. Europaweit werde diese Situation ab dem Jahr 2015 erreicht.
Zunahme beim Bauchspeicheldrüsenkrebs
Die Analyse der Daten aus den offiziellen Todesbescheinigungen mit Magenkrebs, Darmkrebs, Pankreaskarzinomen, Lungenkrebs, Brustkrebs, Gebärmutterkrebs, Prostatakrebs oder Leukämie in den EU-Staaten als Todesursache ergab, neben dem Anstieg der Lungenkrebs-Todesfälle, auch eine deutliche Zunahme der tödlichen Bauchspeicheldrüsenkrebs-Erkrankungen (Pankreaskarzinom), berichten Prof. la Vecchia und Kollegen.. Sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen habe sich deren Anteil an den Krebstodesfällen seit dem Jahr 2009 drastisch erhöht, so die Aussage der Wissenschaftler im Fachmagazin „Annals of Oncology“.
Unterschiedliche Heilungschancen in den EU-Staaten
Die Forscher trafen auch eine Aussage zu den Überlebenschancen bei einer Krebserkrankung in den einzelnen EU-Staaten. Demnach hatte „unter den sechs bevölkerungsreichsten Ländern Großbritannien die niedrigste Krebssterblichkeit bei Männern im Jahr 2013“, berichten Prof. la Vecchia und Kollegen. Diese habe rund zehn Prozent unter dem Schnitt der EU gelegen. Polen hingegen zeigte den Angaben der Wissenschaftler zufolge „die höchsten Todesraten bei beiden Geschlechtern.“ Diese habe bei den Männern 25 Prozent und bei den Frauen 13 Prozent über dem EU-Durchschnitt gelegen. Ein derart deutlicher Unterschied bei den Heilungschancen beziehungsweise der Krebstodesrate zeige auch, „dass es noch großen Spielraum für Verbesserungen gibt“, so das Fazit der Wissenschaftler. (fp)
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