Lebensrettend für COPD-Patienten: Bluttest zur Früherkennung von Lungenkrebs
Die Lebenserwartung von Menschen mit Krebs ist in den vergangenen Jahren zwar europaweit gestiegen, doch könnten noch deutlich mehr Patienten besser behandelt werden, wenn ihre Erkrankung früher diagnostiziert würde. Forscher wollen nun einen neuen Bluttest entwickeln, der zur Früherkennung von Lungenkrebs bei COPD-Patienten beitragen soll.
Neuer Lungenkrebs-Test könnte Leben retten
Der Deutschen Atemwegsliga zufolge leiden allein in Deutschland drei bis fünf Millionen Menschen an COPD (chronic obstructive pulmonary disease). Laut Gesundheitsexperten ist die chronisch obstruktive Lungenerkrankung, die im Volksmund auch als Raucherhusten bekannt ist, weltweit die dritthäufigste Todesursache. Zudem haben COPD-Patienten ein besonders hohes Risiko, zusätzlich zu ihrer unheilbaren Lungenkrankheit auch an Lungenkrebs zu erkranken. Deutsche Forscher wollen nun einen Bluttest entwickeln, der frühzeitig darüber Auskunft gibt, ob sich bei den Betroffenen schon ein Tumor gebildet hat. Ein solcher Test könnte Leben retten, denn je früher ein Lungentumor erkannt wird, desto besser sind die Behandlungsmöglichkeiten.
Bronchialkarzinom wird oft erst spät erkannt
„Sie haben Lungenkrebs!“ – für die Erkrankten eine schockierende Nachricht. Denn das Bronchialkarzinom, so der medizinische Fachausdruck für Lungenkrebs, wird meist erst spät erkannt und ist dann lebensbedrohlich, berichtet die Deutsche Krebshilfe in einer Mitteilung.
Eine frühe Diagnose ist daher wichtig, um die Heilungschancen von Lungenkrebspatienten zu verbessern.
Bis dato eignet sich jedoch kein Verfahren für eine breit angelegte Früherkennung, da alle bisherigen Methoden zu ungenau sind und auch zu Fehldiagnosen führen können.
Dies ist besonders schwerwiegend für COPD-Patienten, da bei ihnen ein hohes Lungenkrebsrisiko besteht.
Krebs-Diagnose per Atemluft
Doch neue Forschungsergebnisse lassen hoffen. So berichteten Forscher des Max-Planck-Instituts für Herz- und Lungenforschung in Bad Nauheim im vergangenen Jahr über ein Verfahren, das die Erkrankung bereits im frühen Stadium erkennen kann.
Bei diesem – noch nicht marktreifen – Schnelltest soll eine Diagnose durch Atemluft möglich sein.
„Die Atemluft-Analyse könnte die Erkennung von Lungenkrebs in frühen Stadien einfacher und zuverlässiger machen, sie wird die herkömmlichen Verfahren aber nicht völlig ersetzen können“, erklärte Guillermo Barreto, Arbeitsgruppenleiter am Max-Planck-Institut in Bad Nauheim in einer Mitteilung.
„Er kann jedoch ergänzend eingesetzt werden, um frühe Krebsstadien besser zu erkennen und die falsch-positive Diagnosen zu reduzieren.“
Frühe Krebsdiagnostik durch Biomarker
Möglicherweise gibt es auch bald einen einfachen Bluttest, der nachweisen soll, ob Patienten mit COPD an Lungenkrebs erkrankt sind oder nicht.
Entwickelt wird dieser Test derzeit von Wissenschaftlern um Professor Dr. Eckart Meese am Institut für Humangenetik in Kooperation mit Professor Dr. Robert Bals, Professor Dr. Andreas Keller und Professor Dr. Hans-Peter Lenhof, Zentrum für Bioinformatik der Universität des Saarlandes.
Ihr Ansatz: Biomarker im Blut der Patienten zeigen einen möglichen Tumor an.
Schicksalsträger: MicroRNAs
Bisherige Forschungsergebnisse des Projektleiters Meese zeigen, dass sogenannte microRNAs erfolgversprechende Biomarker für Lungenkrebs sind.
MicroRNAs sind kleine Moleküle, die beim Ablesen und Verarbeiten der Erbinformation eine wichtige Rolle spielen: Sie schalten nicht benötigte Genabschnitte aus und steuern so, welche Proteine in einer Zelle produziert werden.
In krankhaft veränderten Zellen weisen microRNAs einen anderen molekularen Fingerabdruck auf als in gesunden Zellen.
„MicroRNAs lassen sich im Blut nachweisen und können so Hinweise auf eine bestehende Erkrankung liefern. Für die Krebsfrüherkennung wäre das ein wichtiger Schritt“, meinte Meese. Der Humangenetiker und sein Team untersuchen das Blut von COPD-Patienten nach den verräterischen Molekülen.
„Unser Ziel ist es, micro-RNAs als Biomarker für Lungenkrebs einzusetzen. Gelingt es uns, die Methode zu etablieren, steigen damit die Heilungschancen der Betroffenen.“ Auch bei Patienten mit Prostata- oder Bauchspeicheldrüsenkrebs erbrachte diese Vorgehensweise schon relevante Ergebnisse.
„Bis das fortschrittliche, interdisziplinäre Verfahren als Routinediagnostik denkbar ist, wird allerdings noch viel Forschungsarbeit nötig sein“, erläuterte der Projektleiter.
„Wenn zukünftig eine Blutprobe für eine zuverlässige Krebsdiagnose ausreicht, wäre das ein entscheidender Durchbruch für verbesserte Diagnoseverfahren und steigende Heilungschancen“, sagte Gerd Nettekoven, Vorstandvorsitzender der Deutschen Krebshilfe.
Hintergrundinformation Lungenkrebs
Nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts (RKI) in Berlin erkranken bundesweit jährlich rund 55.000 Menschen neu an Lungenkrebs. Es ist die zweithäufigste Krebserkrankung bei Männern und die dritthäufigste bei Frauen.
Mit etwa 35.000 Neuerkrankungsfällen pro Jahr sind Männer deutlich öfter betroffen als Frauen. Allerdings steigt die Zahl der Frauen stetig. Die Ursache: Immer mehr Frauen rauchen.
So zeigt sich seit den 1970er Jahren bei Frauen eine Verdreifachung der Lungenkrebsrate, bei Männern ist diese um ein Viertel gesunken.
Auch die Lungenkrebs-Sterberate bei Frauen ist in den vergangenen Jahren gestiegen. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
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