Männer erkranken deutlich häufiger an einer Cannabis-Psychose als Frauen
Ein britisches Forscherteam um Ian Hamilton von der University of York hat die Daten zu den „Cannabis-Psychosen“ in Großbritannien ausgewertet und dabei erhebliche geschlechtsspezifische Unterschiede festgestellt. Männer sind demnach deutlich häufiger von einer Cannabis-Psychose betroffen, als Frauen. Die männlichen Cannabis-Konsumenten zeigen sehr viel öfter psychische Beschwerden wie einen „Verlust des Realitätsbezuges, Wahnvorstellungen oder Halluzinationen, und Schwierigkeiten bei der Ausführung einfacher Aufgaben“, berichten die britischen Forscher in dem Fachmagazin „Advances in Dual Diagnosis“.
Hunderttausende Deutschen kiffen regelmäßig, trotz des bestehenden Verbots von Cannabis. Nachdem in einigen US-Bundesstaaten die Legalisierung umgesetzt wurde und nicht zuletzt einen deutlichen wirtschaftlichen Aufschwung initiierte, sind in den vergangenen Monaten auch hierzulande die Diskussionen über eine mögliche Freigabe des Cannabis erneut entbrannt.Kritiker nennen hier unter anderem die drohenden Cannabis-Psychosen als Argument gegen eine Legalisierung. Diese scheinen den Ergebnissen der britischen Forscher zufolge Männer besonders häufig zu betreffen, wohingegen die Erkrankungsraten bei Frauen deutlich geringer ausfallen.
Schützt Östrogen vor Cannabis-Psychosen?
Grundsätzlich neigen Männer in Großbritannien rund zweimal häufiger zum Cannabis-Konsum als Frauen, doch dies könne die drastisch erhöhten Erkrankungsraten bei den Männern nicht erklären, berichten Hamilton und Kollegen. Bei den Diagnosen der Cannabis-Psychosen betrage das Verhältnis von Männern zu Frauen vier zu eins. Während also rund doppelt so viele Männer kiffen, sind rund viermal so viele von einer Cannabis-Psychose betroffen. Zwar seien die Ursachen für diese überproportional hohen Erkrankungsraten nicht abschließend untersucht, doch stützt die aktuelle Studie die Ergebnisse früherer Untersuchungen, die darauf hindeuteten, dass das Hormon Östrogen eine schützende Wirkung gegenüber den Cannabis-Psychosen entfaltet. Frauen könnten demnach aufgrund ihrer erhöhten Östrogenwerte ein geringeres Erkrankungsrisiko aufweisen.
Unsicherheiten bei der Bestimmung der Ursachen
Allerdings räumen die Forscher ein, dass die erhöhten Erkrankungsraten der Männer zumindest teilweise auch durch weitere Faktoren beeinflusst werden könnten. Beispielsweise seien Frauen mit Kindern möglicherweise weniger bereit sich wegen der Erkrankung in Behandlung zu begeben, da sie fürchten könnten, dass ihnen die Erziehungsrechte für ihre Kinder entzogen werden. Auch könne ein Zusammenhang mit den konsumierten Cannabis-Mengen bestehen, die in der aktuellen Studie nicht erfasst wurden. Wie so häufig, haben sich mit der Beantwortung einer Fragestellung zahlreiche neue Fragen aufgetan, berichtet Studienautor Ian Hamilton. Nun müsse untersucht werden, wodurch die erhöhten Erkrankungsraten der Männer tatsächlich bedingt werden und welche Faktoren das niedrige Erkrankungsrisiko bei Frauen bedingen. (fp)
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