Orgasmus-Allergie bei Männern
In einer aktuellen Sammlung von Fallberichten wurde erstmals ausführlich dokumentiert, wie einige Männer allergisch auf ihren eigenen Orgasmus reagierten. Zu den allergischen Reaktionen, die durch einen Höhepunkt hervorgerufen werden können, gehören Muskelschwäche, Nies-Anfälle, Husten und sogar Fieber sowie Sprach-, Konzentrations- und Gedächtnisprobleme.
Forschende der Oakland University William Beaumont School of Medicine in Michigan (USA) veröffentlichten rund 60 Fallberichte von Männern, die unter einer „Orgasmus-Allergie“ leiden. Die Arbeitsgruppe vermutet, dass die Symptome auf Autoimmunreaktionen zurückzuführen sind, die durch einen Orgasmus ausgelöst werden. Die Studie wurde kürzlich in dem Fachjournal „Urology Case Reports“ vorgestellt.
Orgasmus-Allergie den meisten unbekannt
Studienautor Andrew Shanholtzer betont gegenüber der englischsprachigen Presse, dass viele Gesundheitsdienstleister sowie viele Bürgerinnen und Bürger noch nie etwas von einer solchen Allergie gehört haben. Es sei somit sehr wahrscheinlich, dass die meisten Betroffenen gar nichts davon wissen. Wie stark diese Art von Allergie verbreitet ist, sei somit unbekannt.
Orgasmus-Allergie erstmals erfolgreich behandelt
Unter den dokumentierten Fällen ist auch der Fallbericht eines Mannes, der erstmals erfolgreich behandelt wurde. Seitdem der Betroffene 18 Jahre alt ist, fing er nach jedem Orgasmus an zu Husten und zu Niesen. Zudem bekam er Ausschlag an den Armen und es schwollen die Lymphdrüsen an.
Je häufiger der Mann einen Orgasmus hatte, desto schlimmer wurden die Symptome. Er besuchte zahlreiche Ärztinnen und Ärzte, doch keine Behandlung half. Schließlich widmete sich eine Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern dem Fall und testeten verschiedene Arten von Antihistaminika.
Antiallergikum Fexofenadin konnte Symptome lindern
Dabei fanden sie heraus, dass Fexofenadin die Beschwerden um bis zu 90 Prozent verringern konnte. Fexofenadin ist ein Antiallergikum, das zur Behandlung von Heuschnupfen und Nesselsucht eingesetzt wird. Zu den möglichen Nebenwirkungen zählen Kopfschmerzen, Müdigkeit und Übelkeit.
Sperma im Blutkreislauf als mögliche Ursache
Die Forschenden vermuten, dass eine Orgasmus-Allergie auf eine Verletzung der Hoden oder auf Spätfolgen einer Infektion zurückzuführen sein könnte. Durch Mikroverletzungen könnten Spermien in den Blutkreislauf geraten.
Das Immunsystem reagiere dann auf diese Fremdkörper und greife sie an, wodurch es zu ähnlichen Reaktionen kommt, wie bei der Abwehr von Krankheitserregern wie Viren oder Bakterien.
Wann treten die Beschwerden auf und wie lange dauern sie an?
In den dokumentierten Fällen traten die Beschwerden innerhalb weniger Minuten oder Stunden nach einem Orgasmus auf und dauerten einige Tage bis zu einer Woche an.
Das Team der Oakland University William Beaumont School of Medicine setzt sich nun dafür ein, dass die Orgasmus-Allergie als sexuelle Funktionsstörung bei Männern anerkannt wird. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Andrew Shanholtzer, Jacob R. Stephens, Carl Lauter, Kenneth M. Peters, et al.: Post orgasmic illness syndrome successfully managed with antihistamine: A case report; in: Urology Case Reports (2022), sciencedirect.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.