Gleichmäßigere Verteilung wäre fair: Wie sich Hausarbeit auf die Gesundheit auswirkt
Der Anteil der berufstätigen Frauen ist in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegen. Dennoch scheint das Thema „Hausarbeit“ weiterhin eher die Frauen zu betreffen. Auch im höheren Alter verbringen Seniorinnen deutlich mehr Zeit damit, den Haushalt zu organisieren als Senioren. Das bleibt offenbar nicht ohne Folgen für die Gesundheit.
Unfaire Aufteilung der Hausarbeit
Müll runter tragen, Geschirr spülen, Wäsche waschen: Frauen arbeiten im Haushalt noch immer deutlich mehr als Männer. Dieses Missverhältnis ist nicht nur unfair und widerspricht dem Ideal der Gleichberechtigung, sondern bringt für die Frauen auch gesundheitliche Nachteile mit sich, zumindest für die älteren unter ihnen. Denn laut einer neuen Studie fühlen sich Senioren, die weniger Hausarbeit leisten, deutlich gesünder als Seniorinnen, die mehr im Haushalt tun.
Folgen für die Gesundheit
Als im vergangenen Jahr eine Studie der Universität Brüssel veröffentlicht wurde, die zu dem Ergebnis kam, dass Putzen eine Gesundheitsgefahr für Männer darstellen könnte, fühlte sich so mancher Mann in seiner Zurückhaltung bei der häuslichen Arbeit bestätigt.
Die Wissenschaftler aus Belgien zeigten damals jedoch auf, dass das höhere Risiko für Krankheiten vor allem daher entstand, da Männer beispielsweise seltener Atemmasken und Schutzhandschuhe tragen, Putzmittel öfters falsch nutzen und die Mischung von Chemikalien falsch einschätzen.
Im allgemeinen leisten Frauen nicht nur deutlich mehr Arbeit im Haushalt, sondern leben dadurch offenbar auch ungesünder als Männer.
Das hat sich in einer aktuellen Studie einer Forschungsgruppe des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS in Bremen gezeigt.
Die Wissenschaftler untersuchten den Zusammenhang von Hausarbeit, Schlafdauer und Gesundheit bei älteren Menschen in Europa und den USA.
Sie stellten fest: Ältere Frauen verbringen im Schnitt fast fünf Stunden pro Tag mit Hausarbeit, während ältere Männer mit nur drei Stunden zurückhaltender sind. Das bleibt offenbar nicht ohne Folgen für die Gesundheit: Die Senioren fühlen sich deutlich gesünder als die Seniorinnen.
Die Ergebnisse der Untersuchung wurden vor kurzem in der Fachzeitschrift „BMC Public Health“ veröffentlicht.
Frauen verbringen durchschnittlich fünf Stunden am Tag mit Hausarbeit
Fast 21.000 Frauen und mehr als 15.000 Männer älter als 65 Jahre gaben im Rahmen von internationalen Zeitverwendungsstudien Auskunft über ihre täglichen Aktivitäten.
Die Studienteilnehmerinnen und –teilnehmer aus Deutschland, Italien, Spanien, Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden und den USA sollten dabei einschätzen, wie viel Zeit sie am Tag mit unterschiedlichsten Tätigkeiten verbringen – darunter Hausarbeiten wie Putzen, Kochen, Gartenarbeiten und handwerklichen Tätigkeiten.
„Bei der Auswertung zeigte sich ein deutliches Bild. Während die Frauen im Schnitt etwa fünf Stunden mit Hausarbeit verbrachten, hielten sich die Männer zurück. Sie arbeiteten im Schnitt nur drei Stunden im Haushalt“, erklärte Nicholas Adjei, Doktorand in der Abteilung Prävention und Evaluation am BIPS und Erstautor der Studie.
„Bei der Art der Hausarbeit gibt es deutliche Unterschiede. Frauen beschäftigen sich im Schnitt fast 220 Minuten täglich mit Kochen, Einkaufen und Putzen – Männer dagegen nur knapp 90 Minuten. Bei Gartenarbeiten und handwerklichen Tätigkeiten zeigt sich ein umgekehrtes Bild. Hier sind Männer fast 70 Minuten täglich aktiv, Frauen dagegen nur knapp 40 Minuten.“
Darüber hinaus zeigen sich deutliche Länderunterschiede – vor allem bei den älteren Männern. Während etwa Senioren in Italien nur 2,7 Stunden pro Tag Hausarbeit leisten, sind es bei deutschen Männern 4,2 Stunden.
Gleichmäßigere Verteilung aller Hausarbeiten wäre fair
Doch wie wirkt sich Hausarbeit auf die Gesundheit aus? „Hier zeigte sich ein interessantes Bild. Insgesamt scheint Hausarbeit sowohl bei Männern als auch bei Frauen mit einer besseren subjektiven Gesundheit einherzugehen“, so Adjei.
„Betrachten wir dies allerdings in Kombination mit der Schlafdauer, so zeigt sich für Frauen ein Optimum von ein bis drei Stunden Hausarbeit bei sieben bis acht Stunden Schlaf. Bei den Männern berichteten diejenigen die beste Gesundheit, die mit sechs Stunden oder mehr besonders aktiv im Haushalt waren – unabhängig von der Schlafdauer.“
Gründe für die unterschiedlichen Effekte lassen sich aus der Studie nicht sicher ableiten.
„Möglicherweise spielt die Art der Aktivitäten eine große Rolle. Männer arbeiten viel im Garten, sind dabei körperlich sehr aktiv und unter freiem Himmel. Frauen dagegen sind zum Teil mit sehr repetitiven Tätigkeiten im Haus beschäftigt“, erläuterte Adjei.
„Eine gleichmäßigere Verteilung aller Hausarbeiten auf Frau und Mann könnte also durchaus sinnvoll und fair sein.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
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