Bei männlichen Föten sind späte Fehlgeburten häufiger
01.12.2014
In einer neuen britischen Studie haben Wissenschaftler herausgefunden, dass es bei männlichen Föten häufiger zu späten Fehlgeburten kommt. Den Forscher zufolge sei das Risiko um etwa zehn Prozent höher. Die Ursachen dafür sind nicht eindeutig geklärt.
Späte Fehlgeburten für Eltern besonders schwer
Fehlgeburten sind grundsätzlich dramatische Belastungen für die betroffenen Eltern. Je später es dazu kommt, desto mehr haben sie darunter zu leiden. Wie das „Hamburger Abendblatt“ berichtet, finden nicht wenige der Fehlgeburten gar erst nach dem fünften Schwangerschaftsmonat statt. Zu einer Zeit also, wenn sich die Eltern meist längst in Sicherheit wähnen. Im Jahr 2009 traf es weltweit 2,6 Millionen Ungeborene. Vergleichbar ist dies mit der Zahl der Babys, die nach der Geburt am plötzlichen Kindstod sterben. Wissenschaftlern sind die späten Fehlgeburten bislang ein Rätsel. Frühe Frühgeburten werden den Angaben zufolge oft ausgelöst, da der Fötus Fehlbildungen aufweist oder Chromosomenanomalien. Bei späten Fehlgeburten ist hingegen wenig darüber bekannt, warum sie auftreten und warum erst so spät.
30 Millionen Schwangerschaften untersucht
Um das Phänomen besser zu verstehen, hat nun ein Forschungsteam um Fiona Mathews von der britischen University of Exeter mehr als 30 Millionen Schwangerschaften und deren Ausgang untersucht. Die Wissenschaftler berichten im Fachmagazin „BMC Medicine“, dass späte Fehlgeburten bei Jungen häufiger vorkommen als bei Mädchen. Demnach sei das Risiko rund zehn Prozent höher. Dies entspricht weltweit etwa 100.000 männlichen Totgeburten im Jahr. In den jeweiligen Ländern gab es bei den Daten unterschiedliche Definitionen für eine späte Fehlgeburt, beispielsweise ein Geburtsgewicht von mindestens 400 oder 500 Gramm oder die 20. bis 28. Schwangerschaftswoche.
Anteil der Totgeburten in reicheren Ländern niedriger
Wie die Forscher betonten, sei der Unterschied bei den Geschlechtern bei den unterschiedlichen Zeitfenstern jedoch der gleiche. Demnach waren bei den Jungen im Mittel 6,23 von je 1.000 Geburten eine Totgeburt und bei den Mädchen 5,74. Dabei war der Anteil der Totgeburten in den reicheren Nationen generell deutlich niedriger als in den ärmeren. So wurden nur zwei von 1.000 Kindern in Finnland bei schon fortgeschrittener Schwangerschaft tot geboren, in Nigeria und Pakistan hingegen mehr als 40. Allerdings blieb der prozentuale Unterschied zwischen Mädchen und Jungen bestehen. Lediglich China und Indien bildeten Ausnahmen, dort werden weibliche Föten oft gezielt abgetrieben.
Ursachen nicht eindeutig geklärt
Wie die Forscher weiter berichten, sei die Fehlgeburtenrate in den vergangenen 15 Jahren kaum mehr zurückgegangen. In den Industrieländern bleibe derzeit bei etwa einem Viertel der Fehlgeburten die Ursache unklar. Unterschiede in der Plazentafunktion und eine sensiblere Reaktion männlicher Föten auf Faktoren wie Fettleibigkeit (Adipositas), Rauchen oder ein höheres Alter der Mutter seien einige vermutete Ursachen. Frühere Studien kamen zudem zu dem Ergebnis, dass offenbar auch die Einnahme entzündungshemmender Medikamente in der Schwangerschaft das Risiko einer Fehlgeburt erhöhen kann. Dabei wurden die sogenannten nicht-steroidale Antiphlogistika (NSAID) genannt, die auch zur Fieber-Senkung und Hemmung der Blutgerinnung beitragen. Bereits seit längerem sei bekannt, dass Schwangerschaften mit Jungen offenbar komplizierter sind. Bei ihnen ist nicht nur die Rate der Fehlgeburten generell höher, sondern auch die der Frühgeburten. (ad)
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