Drastischer Anstieg der Krankenhauseinlieferungen in der USA
Besonders starke Magneten (sogenannte Hochleistungsmagnete) finden sich auch in Kinderspielzeugen und anderen Alltagsgegenständen, was in den USA für kontroverse Diskussionen über mögliche Sicherheitsrisiken gesorgt und zwischenzeitig zu einen Verbot geführt hat, dass jedoch im Jahr 2016 wieder aufgehoben wurde. Seither sind die Anrufe bei den Giftnotrufzentralen wegen Hochleistungsmagneten um 444 Prozent pro Jahr gestiegen, warnt das Nationwide Children’s Hospital.
Hochleistungsmagnete tauchten in den frühen 2000er Jahren in Kinderspielzeug und ab 2009 in Schreibtischsets auf und haben Tausende von Verletzungen verursacht, so das Nationwide Children’s Hospital. Die U.S. Consumer Product Safety Commission (CPSC) habe den Verkauf von Hochleistungsmagnetsets daher 2012 gestoppt und es folgte eine Bundesvorschrift, die den Verkauf dieser Produkte effektiv ausschloss. Im Dezember 2016 wurde die Regelung allerdings gerichtlich aufgehoben. Eine aktuelle Studie hat nun untersucht, wie sich seitdem die entsprechenden Verletzungen bei Kindern und Jugendlichen entwickelt haben.
Wo liegt das Risiko?
Die Gefahr bei den kleinen Hochleistungsmagneten liegt vor allem in der Verschluckung. Wird dabei mehr als einer der kleinen Magnete verschluckt, „ziehen sich diese Hochleistungsmagnete quer durch das Gewebe an, unterbrechen die Blutzufuhr zum Darm und verursachen Verstopfungen, Gewebsnekrosen, Sepsis und sogar den Tod“, berichtet das Nationwide Children’s Hospital. Wer jetzt denkt, von verschluckten Magnete seien nur Kleinkinder betroffen, der täuscht sich.
In der aktuellen Studie haben die Forschenden des Center for Injury Research and Policy, der Notfallmedizin und des Central Ohio Poison Center am Nationwide Children’s Hospital und des Children’s Hospital at Montefiore (CHAM) die Anrufe bei US-Giftinformationszentren wegen Magnetexpositionen bei Kindern im Alter bis 19 Jahren von 2008 bis Oktober 2019 ausgewertet, um die zeitliche Entwicklung zu analysieren. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse in dem Fachmagazin „Journal of Pediatrics“.
Drastischer Anstieg seit 2017
Anhand der Datenauswertung wurde deutlich, dass nach dem Verbot der Hochleistungsmagnetsets im Jahr von 2012 die durchschnittliche Anzahl der Fälle pro Jahr bis 2017 um 33 Prozent zurückging, berichten die Forschenden. „Als das Verbot aufgehoben wurde und Hochleistungsmagnetsets wieder auf den Markt kamen, stieg die durchschnittliche Anzahl der Fälle pro Jahr um 444 Prozent“, so die Mitteilung des Nationwide Children’s Hospital.
Auch die Anzahl der Fälle, die so schwerwiegend waren, dass eine Behandlung in einem Krankenhaus erforderlich wurde, ist seit 2017 um 355 Prozent gestiegen und die Fälle nahmen in allen Altersgruppen zu, berichten die Expertinnen und Experten. Insgesamt seien 5.738 Unfälle mit Magneten während des fast 12-jährigen Untersuchungszeitraums aufgetreten und ein Großteil (62 Prozent) habe Kinder im Alter unter sechs Jahren betroffen, aber auch ältere Kinder und Jugendliche waren betroffen.
Auch Teenager gefährdet
„Obwohl viele Fälle bei kleinen Kindern auftreten, müssen sich Eltern bewusst sein, dass hochleistungsfähige Magnete auch für Teenager ein Risiko darstellen“, so der Co-Senior-Autor der Studie Bryan Rudolph vom Children’s Hospital at Montefiore. „Schwere Verletzungen können zum Beispiel passieren, wenn Teenager diese Produkte verwenden, um Zungen- oder Lippenpiercings zu imitieren“, erläutert der Experte weiter.
„Die Vorschriften für diese Produkte waren wirksam, und der dramatische Anstieg der Anzahl von Verletzungen im Zusammenhang mit Hochleistungsmagneten seit der Aufhebung des Verbots – selbst im Vergleich zu den Zahlen vor dem Verbot – ist alarmierend“, fasst die Hauptautorin Leah Middelberg vom Nationwide Children’s Hospital die Studienergebnisse zusammen. So zeige sich ein signifikanter Anstieg der Magnetverletzungen in den Zeiträumen, in denen Hochleistungsmagnetsets verkauft wurde.
Hochleistungsmagnete von Kindern fern halten
„Diese Daten spiegeln die dringende Notwendigkeit wider, Kinder durch präventive Maßnahmen und staatliche Aktionen zu schützen“, betonte Rudolph. Auch sei vielen Eltern das Risiko nicht bewusst. „Da durch Magnete verursachte Verletzungen schwerwiegend sein können, ist es wichtig, diese Art von Magneten außerhalb der Reichweite von Kindern und idealerweise auch außerhalb des Hauses aufzubewahren“, erläutert Middelberg.
„Wenn Kinder oder Jugendliche bei Ihnen zu Hause leben oder häufig zu Besuch sind, sollten Sie diese Produkte nicht kaufen. Wenn Sie Hochleistungsmagnete in Ihrem Haus haben, werfen Sie sie weg. Das Risiko einer schweren Verletzung ist zu groß“, so Brian Rudolph. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Leah K. Middelberg, Alexandra R. Funk, Hannah L. Hays, Lara B. McKenzie, Bryan Rudolph, Henry A. Spiller: Magnet Injuries in Children: An Analysis of the National Poison Data System from 2008 to 2019; in: The Journal of Pediatrics (veröffentlicht 28.01.2021), jpeds.com
- Nationwide Children's Hospital: Calls to poison centers about high-powered magnets increased by 444% after ban lifted (veröffentlicht 15.03.2021), eurekalert.org
Wichtiger Hinweis:
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