Erstes Todesopfer im Zuges des Berliner Masern-Ausbruchs
23.02.2015
Der Masern-Ausbruch in Berlin zieht immer weitere Kreise. Ein Kind ist bereits an der Infektionskrankheit verstorben, 574 Menschen haben sich laut Angaben des Landesamtes für Gesundheit und Soziales Berlin seit Oktober 2014 infiziert. Am Montag blieb eine Sekundarschule in Lichtenrade vorsorglich geschlossen. Als Grund habe eine Sprecherin der Bildungsverwaltung den schwerwiegenden Verlauf der Infektionserkrankung bei einem Jugendlichen genannt, so die Mitteilung der Nachrichtenagentur „dpa“.
Den Angaben des Berliner Gesundheitssenators, Mario Czaja (CDU) zufolge ist ein Kleinkind im Alter von anderthalb Jahren am 18. Februar 2015 in einem Berliner Krankenhaus an Masern verstorben, berichtet die „dpa“. Nach knapp 600 Infektionen ist dies der erste Todesfall im Zuge des aktuellen Masern-Ausbruchs. Wie sich das Kleinkind infiziert hat, bleibt bislang unklar. Seinen Ursprung nahm der Berliner Masern-Ausbruch bei Asylsuchenden aus Bosnien, Herzegowina und Serbien, deren Impfschutz aufgrund der Bürgerkriegsjahre lückenhaft ist, berichtet das Landesamtes für Gesundheit und Soziales Berlin in dem Epidemiologischen Bulletin des Robert Koch-Instituts (RKI).
Größter Ausbruch sein Inkrafttreten des Infektionsschutzgesetzes
Im weiteren Verlauf erkrankten immer mehr angestammte Berliner an Masern, was von den Experten mit eine mangelnden Impfschutz in der Bevölkerung in Zusammenhang gebracht wird. Die Anzahl der Neuerkrankungen ist weiter steigend und hat mittlerweile „die höchste Zahl für Berlin seit Inkrafttreten des Infektionsschutzgesetzes (IfSG)“ im Jahr 2001 erreicht, so die Mitteilung des Landesamtes für Gesundheit und Soziales. Von den bislang befragten 335 Patienten hätten rund 90 Prozent angeben, nicht gegen Masern geimpft worden zu sein, berichtet die „dpa“. Das Ausmaß des Masern-Ausbruchs zeigt indes auch im öffentlichen Leben erste Folgen. So blieb am Montag eine Sekundarschule in Lichtenrade vorsorglich geschlossen. Der Schulleiter wurde erst am Freitag über die besonders schwere Erkrankung eines Jugendlichen informiert und konnte vor Montag keine Rücksprache mit dem Gesundheitsamt halten. Laut Mitteilung der „dpa“ sollen die Mitschüler und Lehrer des Jugendlichen nun ihre Impfbücher vorlegen. Am Dienstag sei die Wiederaufnahme des Schulbetriebes vorgesehen. Den Angaben der Bildungsverwaltung wurden seit Beginn des Masern-Ausbruchs auch ungeimpfte Lehrer bereits aus dem Dienst genommen.
Impfpflicht in der Diskussion
Angesichts des Berliner Masern-Ausbruchs wird in der Politik nun verstärkt über die Einführung einer Impfpflicht diskutiert, um Impfgegner und Skeptiker zur Masernimpfung zu bewegen. Die Bundesregierung schließe eine solche Pflicht als Reaktion auf den Masern-Ausbruch nicht mehr aus, so die Mitteilung der „dpa“. Eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums erklärte am Montag gegenüber der Nachrichtenagentur: „Wenn Maßnahmen wie die Impfberatung etwa beim Kita-Eintritt nicht greifen, müssen wir über weitere Möglichkeiten sprechen.“ Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) betonte, dass die empfohlenen Impfungen im Zweifelsfall dringend nachgeholt werden sollten. Die Berliner Gesundheitsverwaltung rät Kindern und Erwachsenen, die nicht ausreichend immunisiert sind, ebenfalls zur Impfung. Masern seien keine harmlose Kinderkrankheit und könnten ernsthafte Komplikationen wie eine Lungenentzündung oder Gehirnentzündungen bedingen. Die Immunisierung erfolge in zwei Impfungen, wobei der Impfstoff als gut verträglich gelte. (fp)
Bild: Martin Jäger / pixelio.de
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