Masern treten immer häufiger auch bei jungen Erwachsenen auf
07.10.2011
Nach Angaben des Robert-Koch-Institut (RKI) erkranken immer mehr Erwachsene an Masern. Obwohl die virale Infektionskrankheit eigentlich eine typische Kinderkrankheit ist, ist die Zahl der Patienten im Erwachsenenalter in den letzten Jahren deutschlandweit kontinuierlich gestiegen. Experten machen für den rasanten Anstieg eine Impfmüdigkeit in der Bevölkerung verantwortlich.
Bis vor einigen Jahren waren Masern noch eine typische Krankheit von Kindern. Seit einiger Zeit erwischt Masern auch immer mehr Menschen im Erwachsenenalter. Laut Auswertungen des Robert-Koch-Institut sind im laufenden Jahr bereits über 1500 Menschen in den ersten neun Monaten an Masern erkrankt. Im letzten Jahr waren es nur 780 und im Jahre 2009 etwa 507 Masern-Patienten. Im Jahre 2001 wurden dem Institut noch von 6037 Masernfällen berichtet. Nach Meinung des Berufsverbands der Jugend- und Kinderärzte (BVKJ) waren laut der vorliegenden Statistik zahlreiche Menschen im jüngeren Erwachsenenalter von der Infektionskrankheit betroffen. Die meisten Betroffenen verfügten über keinen Impfschutz. „Masern heißen deshalb Kinderkrankheit, weil sie so hoch ansteckend sind, dass die Krankheit früher fast nur im Kindesalter auftrat“, erläutert Dr. med. Martin Terhardt vom Verband der Jugendärzte. Als die Schutzimpfung gegen Masern eingeführt wurde, konnte die Krankheit erfolgreich im Auftreten gemindert werden. Demnach sind heute über „90 Prozent der Kleinkinder gegen Masern geimpft“. Impflücken weisen insbesondere junge Erwachsene auf, daher sei hier auch die Neuerkrankungsrate „immer noch sehr groß“ wie der Kinderarzt erklärte.
Die Deutsche Angestellten Krankenkasse (DAK) hatte im vergangenen Jahr ermittelt, dass die Zahl der Masern-Erkrankten in den hauseigenen Patientendaten auf 360 gestiegen ist. Die Hälfte aller DAK-Patienten befand sich während des Infekts bereits im Erwachsenenalter. Nur etwa 50 Prozent der Patienten war jünger als 18 Lebensjahre. Erwachsene erleiden bei einem Masern-Infekt meist stärkere Beschwerdebilder, als Kinder. Bei Erwachsenen kommt es im Gegensatz zu Kindern häufiger zu Komplikationen wie Gehirnentzündung oder Pneumonie wie Dr. Elisabeth Thomas berichtete.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) am RKI empfiehlt die Dreifach-Impfung gegen Mumps, Röteln und Masern (MMR) vor allem bei Menschen, die nach 1970 geboren wurden, bislang noch nicht an Masern erkrankt und nur oder überhaupt nicht im Kindesalter geimpft wurden.
Masern sind keine Bagatelle-Erkrankung, wie viele meinen. Die Infektion kann mit schweren Komplikationen einher gehen, wie Schulmediziner warnen. „Masern werden häufig begleitet von Lungen- und Augenentzündungen. Besonders gefürchtet ist eine Entzündung des Gehirns, denn die so genannte Masernenzephalitis kann auch tödlich enden“, sagt Mediziner Terhard. Während eines Besuches beim Arzt sollte der aktuelle Impfstatus besonders bei jungen Erwachsenen überprüft werden. Auch Ärzte sind aufgerufen, die ihre Patienten dahingehend befragen sollen.
Masern-Patienten zeigen bei einem Infekt die typischerweise vorhandenen roten Hautflecken. Daneben leiden die Betroffenen an Fieber und einem meist sehr schlechten gesundheitlichen Allgemeinzustand. Das es sich um eine durch Viren hervorgerufene Krankheit handelt, existiert keine spezifische Therapie gegen Masernviren. Im Krankheitsfall muss Bettruhe eingehalten werden. Allenfalls gegen Symptome wie Husten oder Fieber werden lindernde Arzneien verabreicht.
Impfkritiker bemängeln mögliche Impfschäden durch die Dreifach-Schutzimpfung. In den letzten Jahren gab es zu den möglichen Impfreaktionen einige Studien die daraufhin wiesen, dass durch die Impfung Reaktionen wie Müdigkeit, Kopfschmerzen, Fieber und lokale Beschwerden an der Injektionsstelle wie Rötungen, Schwellungen oder Schmerzen auftreten können. In sehr seltenen Fällen wurden schwere Impfschäden wie ausgeprägte allergische Reaktionen festgestellt. In der Risikoabwägung sollte die Folgen von Masern und mögliche Impfschäden bedacht werden. Generell befürworten die Gesundheitsbehörden eine Impfung, da die Folgen von Masern weitaus schwerer wiegen, als mögliche Nebenwirkungen. (sb)
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Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
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