Urologe erklärt die wichtigsten Tipps gegen das Volksleiden Blasenentzündung
Zwar wird eine Blasenentzündung oft mit Kälte in Verbindung gebracht, doch auch in den Sommermonaten erkranken viele Menschen daran. Betroffene greifen dann häufig zu Antibiotika. Oft können aber auch einfache Naturmittel die Beschwerden lindern. Ein Urologe hat in einem Interview wichtige Informationen zum Thema.
Blasenentzündungen treffen vor allem Frauen
Auch wenn die Erkrankung meist mit der kalten Jahreszeit in Verbindung gebracht wird, kann man sich eine Blasenentzündung auch im Sommer einfangen. Typische Anzeichen einer Erkrankung sind vor allem Beschwerden beim Wasserlassen, wie Brennen und Schmerzen. Zwar können auch Männer erkranken, doch Gesundheitsexperten zufolge sind bis zu 95 der Betroffenen weiblich. Fast jede zweite Frau leidet mindestens einmal in ihrem Leben an einer Blasenentzündung. Bei nicht wenigen kehrt die schmerzhafte Infektion der Harnwege immer wieder. Dann ist es wichtig, zu wissen, was bei Blasenentzündung hilft. In einem Bericht des Medienportals „derwesten.de“ erläutert der Sprecher des Berufsverbandes der Deutschen Urologen, Dr. Wolfgang Bühmann, wichtiges zum Thema.
Kalte Böden und nasse Badekleidung können Entzündungen fördern
Eine chronische Blasenentzündung gibt es dem Experten zufolge nicht. Allerdings können die Entzündungen wiederkehrend sein, Ärzte nennen das „rezidivierend“. Betroffen sind vorwiegend Frauen, in Deutschland schätzungsweise zehn Millionen. Auf die Frage nach den Ursachen, antwortet Bühmann: „Relevant ist vor allem eine örtliche Immunschwäche, für die manche eben besonders anfällig sind. Man sitzt etwa auf einem kalten Stein oder einer Mauer, es kommt zu einer Unterkühlung, die Durchblutung im Beckenbereich nimmt ab und die örtliche Abwehr wird abgeschwächt, die Bakterien, die zu einer Blasenentzündung führen können, können sich vermehren.“
Aber nicht nur kalte Böden können die Blase erkälten. Auch das Anlassen von nassen Badeanzügen und Badehosen nach dem Schwimmen kann eine Blasenentzündung fördern. Oft sorgen Darmkeime wie zum Beispiel E.coli für die Entzündungen. Diese können unter anderem aufgrund falscher Reinigung nach dem Stuhlgang in die Harnröhre gelangen. Bei der sinnvollen Intimhygiene sollten einige Tipps beachtet werden. Gesundheitsexperten weisen in diesem Zusammenhang immer wieder auf den Grundsatz „von vorne nach hinten“ hin. Bühmann erklärt: „Es muss vom Genitalbereich weggewischt werden, also von unten nach oben, nicht andersherum.“
Blasenentzündung nach dem Geschlechtsverkehr
Laut Bühmann kommt eine Übertragung der Bakterien beim Geschlechtsverkehr vom Mann auf die Frau fast nie vor. Wenn es bei einer Frau zu einer Blasenentzündung nach dem Sex kommt, wird oft ein Seitensprung des Mannes dahinter vermutet. Doch Fremdgehen ist dafür nicht die Ursache. Da durch die mechanische Bewegung Bakterien aus der Scheide Richtung Harnröhre transportiert werden, ist es in puncto Blasenentzündung egal, ob ein Kondom verwendet wird oder nicht. Der Urologe rät Frauen, nach dem Verkehr Wasser zu lassen. So können sich die Bakterien in der Harnröhre nicht festhalten. Außerdem gibt es laut dem Mediziner ein rezeptpflichtiges Medikament, das nach dem Sex eingenommen werden kann.
Natürliche Mittel wie Cranberry, Kürbiskern und Co. bewertet der Experte eher kritisch: „Nur für sehr wenige Substanzen, die man ohne Rezept in der Apotheke bekommt, ist die Wirksamkeit belegt“, so Bühmann. „Die bislang einzige frei verkäufliche Substanz, die nachweislich wirksam ist, sind Senföle. Sie werden aus Meerrettich und Kapuzinerkresse gewonnen.“ Auch in die sogenannte D-Mannose werden große Hoffnungen gesetzt. Studien zeigten bereits erste Erfolge, die durch diesen natürlichen Zucker erreicht wurden.
Es muss nicht immer Antibiotika sein
Es muss also nicht immer ein Antibiotikum sein. Antibiotika werden ohnehin viel zu oft verschrieben. In vielen Fällen helfen einfache Hausmittel gegen Blasenentzündungen. So würden 80 Prozent der Blasenentzündungen auch durch reichliche Flüssigkeitsaufnahme und Wärme innerhalb einer Woche ausheilen. Bei extrem starken Schmerzen, Flankenschmerzen oder Blut im Urin sollte aber unbedingt ein Arzt entscheiden, ob ein Antibiotikum sinnvoll ist. Abschließend erläutert Bühmann Möglichkeiten zur Immunisierung: „Es gibt die sogenannte Strovac-Impfung, sie enthält abgetötete Bakterienarten, die häufig Blasenentzündungen auslösen“, so der Urologe. Die Tabletten Urovaxom funktionieren ähnlich. Allerdings steht der Wirksamkeitsnachweis noch aus, weswegen weder Impfung noch Tabletten von der Krankenkasse gezahlt werden. Viele Frauen profitieren laut Bühmann aber von der Immunisierung durch eine unspezifische Abwehrsteigerung. (ad)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.