In China breitet sich Diabetes vor allem bei der Stadtbevölkerung rasant aus
04.09.2013
China kämpft mit einer regelrechten Explosion von Diabetes-Erkrankungen. Die Zahl der Betroffen hat sich in den vergangen 30 Jahren verzehnfacht. Aber nur jeder dritte Betroffene ist sich seiner Erkrankung bewusst. Eine entsprechende Therapie erhält nur jeder vierte Patient. Insgesamt leiden in China derzeit rund 22 Millionen Menschen an Diabetes. Diese Zahl entspricht etwa der Bevölkerung Australiens.
Immer mehr Menschen mit Diabetes in China
Eine neue Studie, die im US-amerikanischen Fachmagazin „Journal of the American Medical Association" veröffentlich wurde, kommt zu dem Ergebnis, dass China derzeit eine Explosion bei Diabetes-Erkrankungen erlebt. 1980 litt weniger als ein Prozent der erwachsenen Bevölkerung an der Stoffwechselerkrankung. 2010 waren es bereits 11,6 Prozent. Dabei sind Männer (12,1 Prozent) etwas häufiger betroffen als Frauen (11 Prozent). In Deutschland leiden laut Experten 9,3 Prozent der Bevölkerung an Diabetes.
„Diese Statistiken legen nahe, dass Diabetes vom Typ 2 oder Altersdiabetes in der chinesischen Bevölkerung eine Alarmstufe erreichen könnte", zitiert die Nachrichtenagentur „AFP“ die Studienautoren, von denen einige aus China stammen. Das könne auch für Krankheiten gelten, die in Zusammenhang mit der Zuckerkrankheit stehen, wie Nierenversagen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wenn das Land keine Gegenmaßnahmen ergreife, heißt es weiter.
Rasante wirtschaftliche Entwicklung Chinas als Ursache für Diabetes
Die Wissenschaftler untersuchten im Jahr 2010 die Blutzuckerwerte von 98.658 repräsentativ ausgewählten erwachsenen Chinesen für ihre Studie. Dabei stellten sie fest, dass sich nur 30,1 Prozent der Betroffenen ihrer Krankheit bewusst waren. Eine Therapie, die jedoch häufig unzureichend war, erhielten lediglich 25,8 Prozent. Insgesamt trat die Erkrankung in städtischen Ballungsgebieten häufiger auf als bei der Land-Bevölkerung.
Vor allem die rasante wirtschaftliche Entwicklung des Landes wird für die Diabetes-Explosion in China verantwortlich gemacht. Mit ihr sei der Wohlstand in das zuvor arme Land gekommen und damit auch Fettleibigkeit, Bewegungsmangel und Stress, berichtete Juliana C.N. Chan von der Hongkonger Prinz-von-Wales-Universität gegenüber der Nachrichtenagentur.
Im Gegensatz zu Ländern wie den USA tritt Typ 2-Diabetes bei den Chinesen jedoch auch ohne einen hohen Body-Mass-Index (BMI) auf. Während der durchschnittliche BMI der US-Bevölkerung bei 28,7 liegt, errechneten die Forscher im Rahmen ihrer Studie für die Chinesen nur einen BMI von 23,7. „Die boomende Wirtschaft hat China ein medizinisches Problem eingebracht, das das Gesundheitssystem ruinieren könnte", erklärte Paul Zimmet, Ehrenpräsident der International Diabetes Federation und emeritierter Chef des Herz- und Diabetesinstituts in Melbourne gegenüber der Nachrichtenagentur.
Auch in Deutschland leiden viele Menschen an Diabetes
In westlichen Industrieländern entwickelt sich Diabetes bereits seit einigen Jahren zur Volkskrankheit, von der auch immer mehr Kinder betroffen sind. Im Rahmen der sogenannten DEGS-Gesundheitsstudie (Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland) des Robert Koch-Instituts zeigte sich, dass deutschlandweit ein Drittel mehr Menschen an Diabetes erkrankt ist als noch vor zehn Jahren. Rund sieben Prozent der Erwachsenen im Alter zwischen 18 und 79 Jahren leiden an der Stoffwechselkrankheit. Der Anteil der 70 bis 79-jährigen Betroffenen ist mit 22 Prozent besonders hoch.
Diabetes wird häufig erst spät diagnostiziert, da zunächst keine oder nur unspezifische Symptome wie Müdigkeit auftreten. Die Dunkelziffer der Erkrankten könnte deshalb höher sein, vermuten Experten. (ag)
Bild: Michael Horn / pixelio.de
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