Biomarker ermöglicht verbesserte Früherkennung der Koronaren Herzkrankheit
Relativ viele Menschen leiden an einer Koronaren Herzkrankheit (KHK), ohne davon zu wissen. Denn die Symptome zeigen sich oft erst im späteren Krankheitsverlauf. Dann können sie jedoch entsprechend drastisch ausfallen und bis hin zu einem tödlichen Herzinfarkt reichen. Eine frühe Feststellung der KHK kann daher Leben retten. Anhand eines speziellen Biomarkers sollen künftig die Früherkennungsmöglichkeiten deutlich verbessert werden.
Auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) in Mannheim wurden die Ergebnisse einer neuen Studie vorgestellt, die den Biomarker Troponin zur Früherkennung von Koronaren Herzkrankheiten untersucht. Die Forscher kommen zu dem Ergebnis, das der Biomarker eine hohe prognostische Bedeutung bei der KHK habe und in Zukunft zu einer deutlich verbesserten Früherkennung beitragen könnte. Damit ließe sich die Zahl der Todesfälle infolge einer unentdeckten und unbehandelten KHK möglicherweise drastisch reduzieren.
Frühe Diagnose verbessert deutlich die Krankheitsprognose
Die KHK zählt laut Aussage der Experten weltweit zu den häufigsten Herzerkrankungen und je früher eine solche Verengung der Herzkranzgefäße erkannt wird, desto besser sei die Prognose. Die akkurate Diagnose und elektive Einschätzung des Patienten führe „nachweislich zur Reduktion von Morbidität und Mortalität“, betont Dr. Jan Sebastian Wolter von der Kerckhoff Klinik Bad Nauheim in der Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie. Bislang seien zum sicheren Nachweis der KHK aufwändige und invasive Herzuntersuchungen erforderlich. Doch die neue Studie zeige, dass eine deutliche Verbesserung der diagnostischen Früherkennung mit dem Biomarker Troponin möglich ist.
Invasive Verfahren nicht bei allen Betroffenen anwendbar
Bisher bestehen bei der frühzeitigen Diagnose der KHK im klinischen Alltag erhebliche Schwierigkeiten. So lassen sich die Verengungen der Herzkranzgefäße mit einer Koronarangiographie zwar zuverlässig nachweisen, allerdings kann dieses aufwändige und invasive Verfahren nicht bei jedem Verdachtsfall eingesetzt werden, berichtet die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie. Laut Dr. Wolter wird in den aktuellen Leitlinien „daher in den meisten Fällen eine individuelle Analyse aller Risikofaktoren (empfohlen), die bevorzugt mit nicht-invasiver Diagnostik durchgeführt werden sollte.“
Troponin als Biomarker untersucht
In der aktuellen Studie hat das Forscherteam unter Leitung von PD Dr. Christoph Liebetrau von der Kerckhoff Klinik Bad Nauheim untersucht, ob der Nachweis von Troponinen im Blut eine prognostische Bedeutung für die Diagnose einer KHK hat. Schon länger würden Troponin-Messungen in der Diagnostik eines akuten Koronarsyndroms eingesetzt, berichtet die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie. Weil diese für die Muskelkontraktion wichtigen Eiweißbausteine bei einer Schädigung des Herzmuskels vermehrt ins Blut übertreten, seien eine Angina Pectoris oder verschiedene Formen des Herzinfarkts anhand der Troponin-Werte zuverlässig diagnostizierbar.
Mehr als 4.000 Patienten untersucht
Bislang blieb laut Aussage der Forscher unklar, inwiefern die Troponin-Werte sich auch bei einer stabilen KHK verändern. Es hätten jedoch Hinweise darauf vorgelegen, „dass die hochsensitiv gemessenen Troponine T und I eine höhere prognostische Aussage haben könnten als bisher angenommen“, beschreibt Dr. Wolter die Ausgangslage der aktuellen Studie. Für diese Studie seien zwischen 2009 und 2014 insgesamt 4.252 Patienten mit Verdacht auf eine KHK oder die Verschlechterung einer bereits bekannten KHK untersucht worden.
Alle Probanden mit hohem kardiovaskulärem Risiko
Alle Studienteilnehmer waren zwischen 58 und 78 Jahren alt und wiesen ein typisches kardiovaskuläres Risikoprofil auf, berichtet Deutsche Gesellschaft für Kardiologie. So hätten 84,7 Prozent einen erhöhten Blutdruck, 26,6 Prozent eine Diabetes-Erkrankung und 69,1 Prozent eine Fettstoffwechselstörung aufgewiesen. Auch waren 19,7 Prozent der Probanden aktive Raucher. Innerhalb von 23 Monate nach der Untersuchung seien 182 Patienten (4,2 Prozent der Männer und 4,5 Prozent der Frauen) verstorben.
Grundstein für verbesserte Früherkennungsmöglichkeiten?
In ihren Auswertungen stellten die Forscher laut Dr. Wolter fest, „dass Troponin I ein unabhängiger Risikofaktor ist und eine prognostische Bedeutung für die Gesamtmortalität hat.“ Dieses Phänomen sei bei Frauen vermutlich noch stärker ausgeprägt als bei Männern, auch wenn die festgestellten geschlechtsspezifischen Unterschiede statistisch nicht signifikant waren. Sollten sich die Ergebnisse in weiteren Untersuchungen bestätigen, würde das die Früherkennungsmöglichkeiten einer der weit verbreitetsten Herzkrankheiten erheblich erweitern, so das Fazit der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie. „Wir hoffen, dass wir mit unserer Arbeit den Grundstein für eine praktikable, vergleichsweise billige und zuverlässige Methode zur Früherkennung und Risikoeinschätzung der KHK, gelegt haben“, betont Dr. Wolter. (fp)
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