Herzpatienten können mit zu viel Sport Herzinfarkt und Schlaganfall begünstigen
16.05.2014
Herzpatienten wird von Ärzten meist dazu geraten, Sport zu treiben, um einem erneuten Herzinfarkt oder Schlaganfall vorzubeugen. Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums (Dkfz) untersuchten jüngst, wie viel Bewegung bei Herzproblemen gut tut und ab wann Sport der Gesundheit schadet. Ihr Fazit: Sport in Maßen, zwei- bis viermal in der Woche senkt das Risiko für das erneute Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen am effektivsten. Zu viel Sport kann dagegen sogar schädlich sein.
Herzpatienten sollten zur Vorbeugung von neuen Herzbeschwerden auf Sport in Maßen achten
Zahlreiche Studien beschäftigten sich bereits mit dem Thema Sport zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Experten sind sich einigt: Bewegung ist gesund. In welchem Umfang Sport am förderlichsten für die Gesundheit von Herzpatienten ist, untersuchten jüngst Dr. Ute Mons und Prof. Hermann Brenner vom Dkfz.
In den USA gelten den klinischen Fachgesellschaften zufolge 30 bis 60 Minuten moderater Bewegung an fünf bis sieben Tagen in der Woche für Herzpatienten als empfehlenswert. Diese Angaben sind jedoch auf die Ergebnisse klinischer Studien zurückzuführen, die im Rahmen von Reha-Sportprogrammen durchgeführt wurden und damit besonderen Bedingungen unterlagen. So wurden die Patienten bei ihrer körperlichen Aktivität, die meist nur auf wenige Monate begrenzt war, betreut. Die deutschen Forscher wollte überprüfen, ob die Empfehlungen ihrer US-amerikanischen Kollegen auch unter Alltagsbedingungen bestand haben. „Wir wollten zunächst prüfen, ob es tatsächlich einen linearen Zusammenhang zwischen der Häufigkeit der körperlichen Aktivität und der Prognose gibt“, erläutert Mons. „Außerdem wurde bislang meist außer Acht gelassen, inwieweit sich die Patienten im Laufe der Jahre an die Präventionsempfehlungen halten.“
Für ihre Untersuchung werteten sie über einen Zeitraum von zehn Jahre die Daten von mehr als tausend Herzpatienten aus, die sich einer Reha-Maßnahme unterzogen. Die Studienteilnehmer mussten im Abstand mehrerer Jahre Fragen zu ihrer körperlichen Aktivität und ihrem Gesundheitszustand beantworten. Zudem registrierten die Wissenschaftler alle neu aufgetretenen Herzinfarkte und Schlaganfälle.
Zu viel Sport kann neuen Herzinfarkt provozieren
Wie sich herausstellte, traten am seltensten gesundheitliche Komplikationen bei den Herzpatienten auf, die nach eigenen Angaben zwei- bis viermal pro Woche ein moderates Training absolvierten. Unter den Studienteilnehmern, die sich kaum oder gar nicht bewegten, kam es viermal häufiger zu Todesfällen durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Auch bei den Patienten, die täglich Sport trieben, stieg das Risiko für Komplikationen. So wurden in dieser Gruppe doppelt so häufig schwere Herz-Kreislauf-Ereignisse registriert.
Ein weiteres Studienergebnis betrifft das Durchhaltevermögen der Herzpatienten. Es zeigte sich, dass die meisten Teilnehmer ihr Bewegungslevel im Laufe der Jahre und mit zunehmendem Alter nicht beibehielten. Der Anteil der Herzpatienten, die täglich oder zumindest fünf- bis sechsmal wöchentlich sportlich aktiv waren, sank kontinuierlich ab. Dagegen erhöhte sich der Anteil der Studienteilnehmer, die kaum jemals Sport trieben.
„Möglicherweise überschätzt unsere Analyse das Risiko der Patienten aus der körperlich inaktivsten Gruppe“, räumt Brenner ein. „Denn wer ohnehin krank und geschwächt ist, treibt keinen Sport. Dass aber körperliche Aktivität in Maßen, soweit sie möglich ist, gesundheitsförderlich ist, steht außer Frage. Unsere Ergebnisse legen aber auch nahe, dass es eine Obergrenze gibt, jenseits derer ein Mehr an Sport keinen gesundheitlichen Vorteil bringt. Die klinischen Empfehlungen zur sekundären Prävention von Herz-Kreislaufkrankheiten sollten dies entsprechend berücksichtigen.“
Bluthochdruck senken mit Sport in Maßen
Bluthochdruck gehört zu den Volkskranken der Deutschen und gehört zu den Hauptrisikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Moderate körperliche Aktivität kann zur Senkung des Blutrucks beitragen. Prof. Jürgen Scholze von der Deutschen Hochdruckliga (DHL) wies im Vorfeld des Welt-Hypertonie-Tages am 17. Mai gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“ daraufhin, dass bereits drei bis vier Stunden schnelleres Spazierengehen pro Woche signifikant zur Regulierung von Bluthochdruck beitragen kann. Aber „die Gewichtsreduktion spielt die größte Rolle", betonte Scholze. Einer Studie zufolge konnten Neuerkrankungen um 50 Prozent reduziert werden, wenn die Bluthochdruck-Patienten vier Kilogramm innerhalb von zwei Jahren abnahmen und das Gewicht anschließend hielten. Darüber hinaus wird Betroffenen geraten nicht zu rauchen und möglichst keinen Alkohol zu trinken. Bei der Ernährung sollte zudem auf stark salzhaltige Speisen wie Fertiggerichte verzichtet werden, denn zu viel Salz begünstigt hohen Blutdruck bis hin zum Schlaganfall.
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