Studie hat das geschlechtsspezifische Masturbationsverhalten untersucht
Vielfach wird angenommen, dass vor allem Männer einen ausgeprägteren Hang zur Selbstbefriedung haben, doch dies scheint laut einer neuen Untersuchung eine Fehleinschätzung. Auch die meisten Frauen masturbieren regelmäßig und gerne, berichtet die Hochschule Fresenius von den Ergebnissen einer aktuellen Forschungsarbeit.
Das Thema Masturbation ist für viele immer noch ein Tabuthema und nur wenige Menschen sprechen hier offen über ihre Neigungen. Bisher galt die Annahme, dass vor allem Männer ihre Sexualität auch auf diese Weise ausleben, doch die Untersuchung der Psychologieabsolventin Neele Neunaber von der Hochschule Fresenius macht deutlich: Auch Frauen masturbieren gerne.
Masturbation ein Tabuthema?
Die empirische Untersuchung von Neele Neunaber widmete sich dem Thema Masturbation unter Berücksichtigung der geschlechtsspezifischen Unterschiede. Aus früheren Studien sei bereits bekannt, dass Frauen „sich bei dem Thema gesellschaftlich nicht berücksichtigt oder sogar eher tabuisiert fühlen“, berichtet Neunaber. So sei die weibliche Sexualität immer an die Sexualität des Mannes und dessen Befriedigung gebunden gewesen und die weibliche Masturbation habe praktische keine Rolle gespielt.
136 Freiwillige befragt
In der Untersuchung mit dem Titel „Achtung! Sie kommen. Eine empirische Untersuchung des Konstruktes Masturbation unter der Berücksichtigung vom Geschlecht“ ist Neunaber unter anderem den Fragen nachgegangen, ob die Frau von heute nach wie vor kein Interesse an der Selbstbefriedung hat, ob sich dieses Bedürfnis im Studierendenalter ändert und ob es hierbei Geschlechtsunterschiede gibt. Insgesamt 136 Freiwillige im Alter von 18 bis 26 Jahren wurden mittels eines speziell angefertigten Online-Fragebogens befragt, wobei 100 Teilnehmende weiblich waren.
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Masturbation für Frauen „positiv besetzt“
„Allein die Tatsache, dass 100 von 136 Probanden der Studie weiblich waren, zeugt vom Interesse der Frauen an der Masturbation“, betont die Hochschule Fresenius in einer Pressemitteilung. Zudem habe sich in der Befragung gezeigt, dass Masturbation für die Frauen positiv besetzt ist, sie regelmäßig masturbieren und „im Durchschnitt nach der Masturbation immer zum Orgasmus“ kommen. Die Frauen kennen ihren Körper sehr gut, so Neunaber. Während der Masturbation nutzen die Frauen „Phantasien über die eigenen Partner/-innen“ genauso wie Pornographie, berichtet die Forscherin weiter.
Welche Motivation steckt dahinter?
Als Motivation für die Selbstbefriedung gaben die Frauen (48 Prozent) und Männer (39 Prozent) am häufigsten „direkte sexuelle Befriedigung“ an. Zudem werde die Masturbation von 30 Prozent der Männer und Frauen als „Entspannungshilfe“ genutzt, zum Beispiel nachts vor dem Einschlafen. Grundsätzlich ziehen es 67 Prozent der Frauen und 61 Prozent der Männer vor, „abends“ zu masturbieren, gefolgt von „mitten am Tag“ und „nachts“, so das Ergebnis der Umfrage. Des Weiteren werden das Bett und eine liegende Position von beiden Geschlechtern favorisiert.
Unabhängigkeit von der männlichen Sexualität
Laut Neele Neunaber geht aus ihrer Erhebung eindeutig hervor, „dass Frauen und Männer ähnliche Bedürfnisse haben und die Sexualität von Frauen im Bereich der Masturbation unabhängig von der männlichen Sexualität ist.“ Angesichts der geringen Stichprobengröße ist die Studie jedoch nicht repräsentativ und es lassen sich keine allgemein gültigen Aussagen ableiten. Weitere Forschungsarbeiten mit mehr Teilnehmenden (auch mehr Männern) zum geschlechtsspezifischen Masturbationsverhalten und der zugrundeliegenden Motivation sind hier erforderlich. (fp)
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