Schmerzmittel und Entzündungshemmer erhöhen das Fehlgeburten-Risiko
09.09.2011
Die Einnahme entzündungshemmender Medikamente in der Schwangerschaft erhöht offenbar das Risiko einer Fehlgeburt. Zu diesem Ergebnis kommen kanadische Forscher der Universität Montreal bei der Auswertung der medizinischen Daten von 4.705 Frauen, die innerhalb der ersten 20 Schwangerschaftswochen eine Fehlgeburten erlitten hatten.
Wie die Wissenschaftlern in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins „Canadian Medical Association Journal“ berichten, wurden 352 der 4.705 Frauen, die einen Abort erlitten, im Vorfeld beziehungsweise der Frühphase ihrer Schwangerschaft sogenannten nicht-steroidale Antiphlogistika (NSAID) als Entzündungshemmer verordnet. Die Zahlen bestätigen den Verdacht, dass die Einnahme entzündungshemmender Mittel das Risiko einer Fehlgeburt erhöht, insbesondere wenn die Arzneimittel in den ersten Schwangerschaftswochen eingenommen werden, erklärten die kanadischen Forscher. Die Mediziner raten daher zum generellen Verzicht auf entzündungshemmende Medikamente in der Schwangerschaft.
Fehlgeburt-Risiko durch Entzündungshemmer erhöht
Die Arzneimittelgruppe der NSAID umfasst schmerzstillende Entzündungshemmer, die auch zur Fieber-Senkung und Hemmung der Blutgerinnung beitragen. Aufgrund der drohenden Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Magen- und Darmgeschwüren oder Nierenerkrankungen sollten die Entzündungshemmer jedoch generell nur über einen kürzeren Zeitraum eingenommen werden, warnen die Experten. Die aktuelle Studie legt darüber hinaus den Schluss nahe, dass in der Schwangerschaft am besten gänzlich auf die entzündungshemmenden Medikamente verzichtet werden sollte, da ein besorgniserregend hoher Anteil der Frauen, die einen Abort erlitten, vorher NSAID eingenommen hatte, berichten die Forscher der Universiät von Montreal. In der Vergleichsgruppe mit 47.050 Frauen ohne Fehlgeburt erhielten zwar auch 1.213 Frauen NSAID, doch ihr Anteil an der Gesamtmenge der Referenzgruppe sei zu gering, um dies als Entwarnung zu verstehen. Vielmehr ist davon auszugehen, dass die Entzündungshemmer das Risiko einer Fehlgeburt deutlich erhöhen, erklärten die Wissenschaftler.
Oft gravierende Nebenwirkungen in der Schwangerschaft
In Bezug auf die einzelnen Medikamente habe sich die deutlichste Erhöhung des Frühgeburt-Risikos bei dem Medikament Diclofenac gezeigt. Aber auch das relativ häufig verwendeten Ibuprofen, brachte ein erhöhtes Fehlgeburt-Risiko mit sich, berichten die kanadischen Forscher. Vor allem der Einsatz in den ersten Schwangerschaftswochen ist den Wissenschaftlern zufolge besonders kritisch, doch Diclofenac untersagt in den Angaben des Beipackzettels lediglich die Verwendung in dem letzten Schwangerschaftsdrittel. Auch warnt der Hersteller davor, dass Diclofenac die Wehen verhindern und die Geburt verzögern könne. Bei der Einnahme zu Beginn der Schwangerschaft ist laut Beipackzettel ebenfalls Vorsicht geboten und Schwangere sollten den den Wirkstoff nur einnehmen, wenn ihr Arzt dies für unumgänglich hält. Denn dem Hersteller zufolge ist mit der Einnahme von Diclofenac in der Schwangerschaft ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko bei den ungeborenen Kindern verbunden. Hinzu kommt offenbar das wesentlich erhöhte Risiko einer Fehlgeburt, wie die kanadischen Wissenschaftler in ihrer aktuellen Studie nun herausfanden. Gleiches gelte für vergleichbare Wirkstoffe aus der Gruppe der NSAID, mahnen die Experten. Daher sollten Schwangere am besten vollständig auf Schmerzmittel und Entzündungshemmer verzichten, so das Fazit der kanadischen Forscher.
Vorsicht bei Medikamenten in der Schwangerschaft
Spätestens seit dem Contergan-Skandal Mitte des 20. Jahrhunderts, sind die Risiken einer unbedachten Medikamenteneinnahme während der Schwangerschaft nicht nur in der Wissenschaft sondern auch in der Öffentlichkeit bekannt. Der Contergan-Wirkstoff hatte bei Einnahme in der Schwangerschaft schwere Missbildungen der Kinder zufolge, da das Wachstum der Gliedmaßen durch das Präparat verhindert wurde. Auch bei Schmerzmitteln besteht laut Aussage der Experten generell Grund zur Vorsicht, da diese zur Folge haben können, dass sich ein spezielles Blutgefäß schließt, welches die ungeborenen Kinder bis zur Geburt eigentlich dringend benötigen. Auch die mit verschiedenen Arzneimitteln verbundene Unterdrückung der Wehenbereitschaft sowie die Hemmung der Blutgerinnung können im Verlauf der Schwangerschaft zu erheblichen Komplikationen führen, mahnen die Wissenschaftler. Bevor ein Medikament zum Einsatz kommt, sollten Schwangere daher dringend einen Arzt konsultieren und sich auch über mögliche Behandlungsalternativen zum Beispiel aus dem Bereich der Naturheilkunde, Hausmittel oder Homöopathie informieren. (fp)
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