Medikamente verhindern HIV-Übertragung auch bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr
In einer Langzeitstudie hat sich gezeigt, dass Männer, die sich einer wirksamen HIV-Behandlung unterziehen, bei der das Virus unterdrückt wird, den Partner auch bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr nicht mit dem Aids-Erreger infizieren. Die Studie könnte perspektivisch dafür sorgen, dass Aids bald ausgerottet wird. Denn noch immer wird “Safersex” nicht zum Schutz vor übertragbaren Erkrankungen praktiziert, auch wenn diese, wie Aids, tödlich enden können.
Aids-Epidemie beenden
Die Vereinten Nationen haben sich vor einigen Jahren auf einen ehrgeizigen Plan geeinigt: Die globale Aids-Epidemie soll bis 2030 beendet sein. Doch derzeit leben noch immer fast 37 Millionen Menschen mit dem Aids-Erreger HIV. Experten zufolge erhalten lediglich 59 Prozent von ihnen eine antiretrovirale Therapie. Diese Behandlung kann die Übertragung des tödlichen Virus verhindern, selbst bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr, wie nun in einer Studie gezeigt wurde.
Medikamente gegen das HI-Virus
Erst vor wenigen Wochen berichteten britische Wissenschaftler über einen medizinischen Durchbruch: Den Experten zufolge konnte ein Mann aus England vom HI-Virus geheilt werden.
Auch in der Vorbeugung ist die Forschung mittlerweile weit vorangekommen. So gelang es schon vor Jahren, ein Medikament zu entwickeln, das die Anzahl von HIV-Neuinfektionen bei Männern massiv reduzieren kann.
Das Mittel zum Schutz vor Aids ist inzwischen auch in der EU zugelassen.
Und es gibt auch Arzneien, die den Aids-Erreger HIV unterdrücken, so dass das Virus selbst bei ungeschütztem Sex nicht übertragen wird.
Das hat sich in einer Langzeitstudie gezeigt, die vor kurzem in der medizinischen Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht wurde.
Neuinfektionen werden verhindert
An der europaweiten Studie unter der Leitung des University College London (UCL) und der Universität von Kopenhagen nahmen knapp 1.000 schwule Paare über einen Zeitraum von acht Jahren teil.
Bei allen Paaren war je ein Partner nicht mit dem HI-Virus infiziert, der andere war infiziert und wurde mit der sogenannten antiretroviralen Therapie (ART) behandelt.
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Diese Behandlung hält das Virus in Schach. Betroffene sind allerdings nicht völlig von dem Aids-Erreger befreit.
Wie das UCL in einer Mitteilung berichtet, kam es bei den Studienteilnehmern zu keiner Ansteckung, obwohl die Paare beim Geschlechtsverkehr keine Kondome verwendeten.
Dass die Medikamente auch bei heterosexuellen Paaren Infektionen verhindern können, hatte bereits eine Vorgängerstudie gezeigt.
Die Forscher schätzen, dass die Behandlung während des Studienzeitraums rund 470 HIV-Neuansteckungen verhinderte.
Sie weisen aber auch darauf hin, dass sich die Ergebnisse nicht ohne weiteres verallgemeinern lassen.
Denn während die Studienteilnehmer im Schnitt 38 Jahre alt waren, geschehen die meisten Neuinfektionen mit dem HI-Virus bei Personen unter 25.
Übertragungsrisiko liegt bei null
„Unsere Forschungsergebnisse liefern schlüssige Beweise dafür, dass das Risiko einer HIV-Übertragung bei schwulen Männern unter ART bei null liegt“, sagte Studienleiterin Prof. Alison Rodger vom UCL.
Laut den Wissenschaftlern unterstütze dies die These, derzufolge HIV-positive Menschen, in deren Blut das Virus nicht mehr nachweisbar ist, den Erreger auch nicht mehr übertragen können.
Rodger zufolge könne diese Erkenntnis „dazu beitragen, die HIV-Pandemie zu beenden, indem man die HIV-Übertragung verhindert“.
Professor Jens Lundgren, Professor für Infektionskrankheiten am Rigshospitalet der Universität Kopenhagen fügte an: „Wir haben jetzt die schlüssigen wissenschaftlichen Beweise dafür vorgelegt, wie die Behandlung die weitere sexuelle Übertragung von HIV wirksam verhindert.“
Heilung möglich?
Mediziner berichteten im März diesen Jahres, dass ein Patient aus England vom HI-Virus befreit werden konnte. Der Infizierte zeigte bereits nach 18 Monaten keine nachweisbaren Viren in seinem Körper. Somit ist der Patient der erste weltweit, der vom Hi-Virus befreit werden konnte. Der Virus löst im Endstadium die tödliche Krankheit AIDS aus. Weiteres dazu findet sich hier. (ad)
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Wichtiger Hinweis:
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