Klebstoffproduzierende Tiere: Anwendung in Medizin, Wundheilung und Kosmetik
In der Medizin werden immer wieder Kleber verwendet – etwa bei schweren Hautverletzungen -, die chemische Substanzen enthalten. Manche davon sind toxisch. Forscher sind daher ständig auf der Suche nach natürlichen Klebstoffen. Wie Experten nun berichten, könnten Schnecken und andere Tiere hier behilflich sein.
Biologischer Klebstoff für menschliches Gewebe
Wissenschaftler der Medizinischen Universität (MedUni) Wien und der Technischen Universität (TU) Wien haben vor kurzem berichtet, dass ein biologischer Klebstoff, den Zecken produzieren, möglicherweise sogar menschliches Gewebe kitten könnte. „Es ist durchaus vorstellbar, dass es in Zukunft möglich sein wird, aus dieser Substanz einen biologischen Klebstoff für menschliches Gewebe zu machen“, erklärte die Projektleiterin Sylvia Nürnberger. Forscher einer weiteren Wiener Hochschule berichten nun, dass es noch viel mehr Tiere gibt, die dabei helfen können, natürliche Klebstoffe zu entwickeln, die in der Medizin, zur Wundheilung und in der Kosmetik Verwendung finden könnten.
Weinbergschnecken und fleischfressende Pflanzen produzieren Klebstoffe
Wie wichtig natürliche Kleber in der Medizin sind, erklärte Nürnberger: „Die derzeit verwendeten Gewebekleber in der Chirurgie, die etwa bei schweren Hautverletzungen oder Leberrissen verwendet werden, sind teilweise toxisch.“ Andere Klebstoffe sind wiederum zu schwach. Deshalb wären biologische Alternativen optimal.
Aus den USA wurde vor einigen Jahren über ein neues natürliches Pflaster auf Algen-Basis berichtet, das schwerste Blutungen innerhalb kürzester Zeit stoppen kann.
In der Natur lassen sich noch weitere Möglichkeiten finden. So produzieren etwa Salamander, Weinbergschnecken, Orchideen oder fleischfressende Pflanzen Klebstoffe, die auch für den Menschen von Nutzen sein können.
In Wien findet derzeit eine Konferenz statt, bei sich hundert Wissenschaftler mit solchen biologischen Klebstoffen und deren Funktionsweise auseinandersetzen.
„Und sie werden diskutieren, wie teilweise giftige Klebstoffprodukte, die in der Medizin und Kosmetik verwendet werden, durch natürliche und ungiftige biologische Produkte ersetzt werden können“, heißt es in einer Mitteilung der Universität Wien.
Jeder Klebstoff ist einzigartig
Manche, wie etwa ein Muschel-Kleber zum Verschließen kleiner Risse einer Fruchtblase, werden schon jetzt eingesetzt.
„Wir hangeln uns Schritt für Schritt voran“, erklärte Konferenzsprecher Janek von Byern vom Ludwig Boltzmann Institut für Experimentelle und Klinische Traumatologie in einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa.
Beispielsweise sei noch immer nicht klar, welche Stoffe für die Klebrigkeit von Schneckenschleim verantwortlich seien. „Jeder Klebstoff ist in seiner Zusammensetzung und Verwendung einzigartig“, sagte Norbert Cyran von der Universität Wien.
„Wir brauchen ein breites methodisches und akademisches Netzwerk, um unsere Klebstoffe umfassend zu charakterisieren und von der Grundlagenforschung zur Anwendung zu kommen.“
Biologische Alternativen
Biologische Klebstoffe könnten insbesondere in der Medizin, aber auch in der Papierindustrie oder der Kosmetik eingesetzt werden.
Bisher finden sich in vielen Produkten chemische Klebstoffe. So enthalte Haarspray häufig Formaldehyd, erklärte von Byern. „Das ist hochgradig giftig.“ Der Forscher und seine Kollegen arbeiten daran, dafür biologische Alternativen zu finden. (ad)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.