Studie: Lungenkrebs-Screening bei starken Rauchern rettet Leben
Lungenkrebs wird laut Gesundheitsexperten noch immer unterschätzt. Da bekannt ist, dass ein Großteil der Erkrankungen im Zusammenhang mit Tabakkonsum steht, wird immer wieder darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, das Rauchen aufzugeben. Starke Raucher sollten sich untersuchen lassen – das kann Leben retten.
Lungenkrebs ist die häufigste Krebs-Todesursache
Rund jeder vierte Mensch in der Europäischen Union stirbt an Krebs. Lungenkrebs ist die häufigste Krebs-Todesursache in Europa. Erst kürzlich wurde berichtet, dass die Lungenkrebs-Sterberate bei Frauen in Deutschland wieder gestiegen ist. Experten gehen davon aus, dass etwa 85 Prozent der Erkrankungen im Zusammenhang mit Tabakkonsum stehen. Raucher sollten daher am besten regelmäßig untersucht werden.
Screeningprogramm bei starken Rauchern rettet Leben
Wie die Nachrichtenagentur APA berichtet, einigten sich Experten bei einer Tagung der Zentraleuropäischen Initiative gegen Lungenkrebs in Prag auf die Aussage: Ein Lungenkrebs-Screeningprogramm bei starken Rauchern rettet Leben.
Eine US-Studie mit CT-Tests hat eine Reduktion der Lungenkarzinom-Mortalität um 20 Prozent ergeben.
„Wir sollten auf das Vorhandensein von Lungenkrebs screenen“, meinte die ungarische Expertin Anna Kerpel-Fronius (Budapest) laut der Nachrichtenagentur.
„Wir sehen täglich Patienten, die mit Symptomen wie Husten, blutigen Auswurf etc. zu uns kommen. Das sind Patienten mit fortgeschrittener inoperabler Erkrankung und Metastasen. Was wir in Zukunft sehen wollen, sind Patienten mit einem kleinen einzigen Tumor in der Lunge, der leicht entfernt werden kann. Die Patienten sind geheilt.“
30 Jahre lang eine Zigarettenpackung pro Tag
Im Fachmagazin „New England Journal of Medicine“ ist vor einigen Jahren eine Studie mit 53.000 Probanden erschienen, die zeigte, dass durch Screenings Lungenkrebs früher entdeckt und somit viele Menschenleben gerettet werden können.
Für die Untersuchung waren Personen gesucht worden, die mindestens „30 Pack-Years“, also dreißig Päckchen-Jahre geschafft hatten. Dies bedeute, dass die Betroffenen 30 Jahre lang eine Zigarettenpackung pro Tag oder zehn Jahre lang drei Päckchen am Tag geraucht haben.
Die Hälfte der Studienteilnehmer im Alter von 55 bis 74 Jahren wurde einmal im Jahr in einem Spiral-Computertomografen mit niedrig dosierter Strahlung auf Veränderungen in der Lunge untersucht.
Bei der anderen Hälfte der Teilnehmenden wurde der Brustkorb einmal im Jahr geröntgt, die übliche Methode, um Lungen auf Veränderungen zu untersuchen.
Sterblichkeit um 20 Prozent gesenkt
Die Probanden wurden nach drei dieser Screening-Runden zwei bis fünf Jahre lang beobachtet. Dabei zeigte sich, dass in der CT-Gruppe in dieser Zeit 20 Prozent weniger Menschen als in der Röntgen-Gruppe starben.
Die Bilder aus dem CT seien genauer gewesen und die Diagnoserate somit höher.
John K. Field vom „University of Liverpool Cancer Research Center“, der die Studie in den USA geleitetet hatte, meinte, dass jedes Jahr, das gezögert werde, ein Lungenkrebs-Screening bei Hochrisiko-Patienten einzusetzen, Zehntausenden das Leben kosten könne.
Nicht alle Experten sind von den Screenings überzeugt
Allerdings sind längst nicht alle Experten von den Screenings überzeugt. So sei die Studie aus den USA nicht aussagekräftig genug, da die Probanden nicht lange genug beobachtet worden seien.
Außerdem wurde in der Vergangenheit aus den USA berichtet, dass sich Auffälligkeiten in der Lunge, die bei CT-Untersuchungen gefunden wurden, in den Folgejahren in fast einem Viertel der Fälle nicht als Vorstufe von Krebs herausstellten.
Ähnlich sah es bei der genannten Untersuchung aus. Libor Havel vom Thomayer Hospital in Prag erläuterte laut APA: „In der US-Studie wurden bei 25 Prozent der Probanden in der Lunge verdächtige Rundherde festgestellt. Bei 96 Prozent davon handelte es sich allerdings nicht um ein Karzinom“, so der Mediziner.
Trotzdem mussten Nachuntersuchungen, beispielsweise mit Biopsien, durchgeführt werden. „Allerdings wurde in der US-Studie auch 88 Patienten das Leben gerettet, die sonst gestorben wären.“
Er verwies aber auch auf die komplexe Situation für ein solches Vorgehen zur Entdeckung von Lungenkarzinomen bei symptomlosen Personen: „Ein Screening-Programm macht nur Sinn zwischen dem Zeitpunkt der frühest möglichen Erkennbarkeit einer Erkrankung und dem Zeitpunkt bis zum Auftreten von Symptomen. Gleichzeitig muss der Zeitpunkt so gewählt werden, dass der Befund für eine allfällige Therapie eine Rolle spielt.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.