Weg vom Fachchinesisch: Medizinstudenten lernen verständliche Sprache
15.10.2014
Für viele Patienten ist das, was ihnen ihr Arzt sagt, reines Fachchinesisch. An der Technischen Universität in Dresden sollen Medizinstudenten künftig eine für Patienten verständliche Ausdrucksweise lernen. Ab dem Wintersemester soll es mit dem „Medizinisch-Deutsch“ losgehen.
Patienten verstehen kein Fachchinesisch
„Keine sichere path. Bedeutung eines langstreckig akzentuierten Canalis zentralis des cervicalen und auch abschnittsweise thoracalen Myelons ohne Reizreaktion der unmittelbarem Umgebung.“ So oder so ähnlich sehen Befunde von Ärzten häufig aus. Der Großteil aller Patienten wird mit diesem Fachchinesisch nichts anfangen können. Ärzte scheinen oft nicht in der Lage zu sein, sich für Laien verständlich auszudrücken. In Dresden soll sich das demnächst ändern, dort will die medizinische Fakultät der Technischen Universität für eine bessere Kommunikation zwischen Patienten und Ärzten sorgen.
Medizinstudenten sollen verständliche Sprache lernen
Medizinstudenten wird dort ab dem Wintersemester das bundesweit einmalige Wahlfach „Was hab’ ich?“ für patientengerechte Kommunikation angeboten. Dies teilte die Geschäftsführerin der gleichnamigen gemeinnützigen GmbH, Anja Bittner, am Dienstag gegenüber der Nachrichtenagentur dpa mit. Wie es heißt, soll der zweimonatige Kurs helfen, Medizinerlatein verständlich aufzuarbeiten, „damit der Patient weiß, worum es geht“. „Es geht darum, dass sie einerseits selbst die Fachsprache verstehen, aber auch Laien erklären können.“
Großes Interesse an dem neuen Wahlfach
Finanziert wird das Angebot mit 20 Plätzen von der Stiftung Hochschulmedizin Dresden. Bittner zufolge soll es ab dem Sommersemester 2015 jährlich angeboten werden, falls es sich bewährt. „Das Interesse ist groß, es sind nur noch zwei Plätze frei.“ Als Vorbild für das Wahlfach dient ein von Absolventen der Fakultät initiiertes Internetportal „Was hab’ ich?“, über das seit 2011 medizinische Befunde kostenlos in eine für Laien verständliche Sprache gebracht werden. Das Medizinerlatein wurde dort bislang von Studenten in eine leicht verständliche Sprache „übersetzt“.
Mangelnde Gesundheitskompetenz
„Es gibt einen hohen Bedarf danach bei Patienten, und wir haben das Gefühl, dass die Studenten wirklich etwas lernen“, erläuterte Bittner. Die Expertin gehört zu den Organisatoren der Internetplattform. Dort werden auch die Wahlfachteilnehmer echte Fälle erklären. „Sie können das fachbezogen machen und die entsprechenden Anfragen aussuchen.“ Wie wichtig das Thema ist, bringt auch eine Studie der AOK, die vor wenigen Monaten veröffentlicht wurde, zum Ausdruck. Demnach zeigte sich, dass ein Viertel der Versicherten nicht umsetzen könne, was ihnen der Arzt rät, da sie nicht verstehen, was gemeint ist. Allerdings wurde damals von Experten auch auf eine mangelnde Gesundheitskompetenz der Bürger hingewiesen. (ad)
Bild: Tim Reckmann / pixelio.de
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