Kann ein neu entwickelter Bluttest die frühe Diagnose von Krebs verbessern?
Bis heute existiert kein Test, der in sehr frühen Stadien Krebs erkennen kann. Ein neuer universeller Bluttest soll wissenschaftlichen Angaben zufolge, acht der häufigsten Krebsarten erkennen. Einige Mediziner sehen darin einen gewaltigen Fortschritt, da der Test viele Menschenleben retten könnte, wenn die Krebserkrankung bereits früh diagnostiziert würde. Deutsche Forscher reagierten verhaltener.
Die Wissenschaftler der Johns Hopkins University stellten bei ihrer aktuellen Untersuchung fest, dass der neu entwickelte Bluttest verschiedene Formen von Krebs einfach und effektiv erkennen kann. Die Mediziner veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der Fachzeitschrift „Science“.
Zukünftig könnte ein jährlich durchgeführter Krebstest vielen Menschen das Leben retten
Eines der größten Ziele der Medizin ist ein universeller Bluttest zur Feststellung von Krebs. Forscher sind diesem Ziel jetzt einen großen Schritt näher gekommen. Die Mediziner entwickelten einen Bluttest, welcher acht häufig auftretende Formen der Krebserkrankungen erkennen kann. Die Experten hoffen, dass die Entwicklung zu einem jährlich durchgeführten Test führt, welcher Krebs frühzeitig erkennt und somit viele Leben rettet. Die Wissenschaftler erklären jedoch, dass noch weitere Forschung nötig ist, um die Wirksamkeit des Tests bei der Erkennung von Krebs im Frühstadium zu beurteilen.
Wie funktioniert der neue Bluttest?
Tumore setzen winzige Spuren ihrer mutierten DNA und Proteine frei, welche sie dann in den Blutkreislauf abgeben. Der neu entwickelte Test sucht nach Mutationen in 16 verschiedenen Genen, welche regelmäßig bei Krebs entstehen. Außerdem identifiziert der Test auch acht Proteine, welche häufig bei einer Krebserkrankung freigesetzt werden.
Untersuchung umfasste über 1.000 Probanden mit Krebs
Die Wirksamkeit des Tests wurde an 1.005 Patienten mit verschiedenen Krebserkrankungen überprüft. Dazu gehörten beispielsweise Krebs in der Leber, im Magen, in der Bauchspeicheldrüse, in der Speiseröhre, im Darm, in der Lunge, der Brust oder im Eierstock, welcher sich noch nicht auf anderes Gewebe ausgebreitet hatte. Der Test konnte 70 Prozent der Krebserkrankungen feststellen.
Bei fünf der acht untersuchten Arten von Krebs gibt es keine Programme zur Früherkennung
Die Früherkennung von Krebs kann enorme Auswirkungen auf die Sterblichkeit durch Krebs haben, erläutert Autor Dr. Cristian Tomasetti von der School of Medicine der Johns Hopkins University. Je früher der Krebs erkannt wird, desto größer sei die Wahrscheinlichkeit die Krankheit erfolgreich behandeln zu können. Bei fünf der acht untersuchten Arten von Krebs gibt es bisher keine Screening-Programme zur Früherkennung. Bauchspeicheldrüsenkrebs hat beispielsweise so wenig Symptome, dass er erst spät erkannt werden kann. Dies führt dazu, dass vier von fünf Patienten noch im Jahr der Diagnosestellung an der Erkrankung versterben. Die Identifikation von Tumoren zu einem Zeitpunkt, wenn sie noch chirurgisch entfernt werden können, würde einen riesigen Unterschied für das Überleben der Betroffenen machen, fügt Dr. Cristian Tomasetti hinzu.
Bluttest könnte vorhandene Screening-Tools ergänzen
Der Test mit der Bezeichnung CancerSEEK wird zur Zeit an Patienten überprüft, bei denen keine Diagnose von Krebs vorliegt. Bei dieser Untersuchung muss sich jetzt die Nützlichkeit des Tests erweisen. Die Hoffnung der Mediziner besteht darin, dass der neue Test andere Screening-Tools wie Mammographien für Brustkrebs und Koloskopien für Darmkrebs ergänzen kann.
Auch die Diagnose weiterer Krebsarten möglich?
Eine Erhöhung der Anzahl der analysierten Mutationen und Proteine bei dem Test könnte es ermöglichen, dass eine größere Bandbreite von Krebsarten identifiziert werden kann, erläutern die Forscher. Ein Bluttest zur Diagnose von Krebs, ohne alle anderen Verfahren wie Scans oder Koloskopie, habe ein enormes Potenzial, sagen die Mediziner. Allerdings behebe die frühzeitige Diagnose nicht die Unsicherheit, wie einige Arten von Krebs genau behandelt werden sollten. Wenn der Krebs nicht unmittelbar lebensbedrohlich ist, kann in manchen Fällen eine Behandlung sogar schlimmer sein als ein Leben mit der Erkrankung, fügen die Wissenschaftler hinzu.
Kritik von deutschem Forscher
Kritisch fiel die Beurteilung deutscher Experten aus. Udo Siebholt von der Universität Halle sowie der AG Molekularpathologie der Deutschen Gesellschaft für Pathologie bezweifelte, dass der neue Test den Anforderungen eines Screeningtests erfüllen könnte. “Sensitivität, Spezifität und Robustheit des Verfahrens müssten sehr hoch sein, um unnötige Untersuchungen, Kosten und eine Verunsicherung der Testpersonen zu vermeiden”, so Siebolt im Ärzteblatt. Der Experte bestätigte, dass der Stellenwert zellfreier DNA bis heute noch nicht abschließend einschätzbar sei. Gutartige Läsionen wie z.B. Darmpolypen, zeigen erste genetische Veränderungen. Daher könne es aufgrund der Häufigkeit oft zu “falsch-positiven” Ergebnissen kommen- häufiger als in der Kontrollgruppe der Studie. (as)
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