Welt-Psoriasistag: Die Schuppenflechte (Psoriasis) ist eine relativ weit verbreitetet Hautkrankheit, die für Betroffene oft eine erhebliche seelische Belastung mit sich bringt. Anlässlich des Welt-Psoriasistages 2012 hat der Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD) in Berlin darauf hingewiesen, dass zwar moderne, hochwirksame Medikamente zur Verfügung stehen, doch viele Psoriasis-Patienten auch in Deutschland weiterhin unterversorgt sind.
30.10.212
Die Schuppenflechte werde als Erkrankung „europa- wie weltweit unterschätzt und zu wenig ernst genommen“, berichtet der BVDD. Mit knapp zwei Millionen Betroffenen zählt die Schuppenflechte in Deutschland „zu den häufigsten chronischen Entzündungskrankheiten überhaupt“, wobei rund die Hälfte der Patienten mit schwerer Schuppenflechte nach Einschätzung der Experten therapeutisch unterversorgt ist. Circa 500.000 Menschen erhalten demnach hierzulande keine ausreichende medizinische Versorgung. Insbesondere bei der Psoriasis-Behandlung von Kindern sieht der BVDD erhebliche Defizite.
125 Millionen Menschen leiden an Schuppenflechte
Schuppenflechte ist eine weltweit verbreitete Erkrankung, von der laut Angaben des BVDD insgesamt mehr als 125 Millionen Menschen betroffen sind. Psoriasis gilt bislang als unheilbar, jedoch können die Symptome durch eine angemessene medizinische Versorgung deutlich gelindert werden. Typische Anzeichen der Schuppenflechte sind rötliche, oft rundliche, örtlich begrenzte, stark schuppende Hautirritationen, welche meist in den Kniebeugen, Ellenbogen, auf der Kopfhaut oder im Bereich des Bauchnabels auftreten. Die Psoriasis wird von den Patienten als unangenehmer Juckender Hautausschlag wahrgenommen. Die Erkrankung tritt laut Professor Dr. Matthias Augustin, Leiter des Competenzzentrums für Versorgungsforschung am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, häufig erstmals im Alter von zehn bis 20 Jahren auf und begleitet die Betroffenen nicht selten ein Leben lang. „Das ist 30, 40 Jahre oder länger ein Thema“, erläuterte Prof. Augustin unter der Überschrift „Psoriasis kennt keine Grenzen – Versorgung in Deutschland und Europa“ am Montag in Berlin.
Schuppenflechte-Erkrankungen weit komplexer als bislang angenommen
Den Ausführungen der BVDD-Experten zufolge ist die Schuppenflechte „Teil eines entzündlichen Geschehens, das den gesamten Körper erfassen und mit Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes oder einem Schlaganfall einhergehen kann.“ Auch schlägt die Erkrankung nicht selten auf die Psyche der Betroffenen und begünstigt unter Umständen das Auftreten von Depressionen. Der BVDD Landesvorsitzende Rheinland-Pfalz, Dr. Ralph von Kiedrowski erläuterte, dass „Psoriasis eine viel komplexere Erkrankung ist, als man früher angenommen hat“ und hierin auch die Ursache für die Defizit bei der Versorgung zahlreicher Patienten liege. Prof. Augustin betonte ebenfalls, dass „die Erkrankung Psoriasis weit über die Haut hinausgeht.“ Beispielsweise zeigen 40 Prozent der Psoriasis-Patienten zusätzlich Nagelerkrankungen und bei 20 Prozent der Betroffenen tritt die Sonderform Psoriasisarthritis mit Gelenkentzündungen auf, so Prof. Augustin weiter.
Defizite der Psoriasis-Behandlung insbesondere bei Kindern
Defizite bei der medizinischen Versorgung der Psoriasis-Patienten ergeben sich laut Aussage der Experten vor allem bei Kindern. Zum Einen weil für die kleinen Patienten deutlich weniger Medikamente zur Behandlung der chronisch-entzündlichen Hauterkrankung zugelassen sind. Zum Anderen weil Kinder meist nicht als erstes einen Facharzt (Dermatologen) sondern den Kinderarzt aufsuchen. So gehen laut Angaben der BVDD-Experten 70 Prozent der Erwachsenen mit einem ersten Schuppenflechte-Schub direkt zum Dermatologen (Hautarzt), der ihnen häufig durch die äußerliche Vitamin-D-Anwendungen bereits deutliche Linderung verschaffen kann. Ein Großteil der betroffenen Kinder lande jedoch zuerst beim Kinderarzt, der nur selten auf eine entsprechende Behandlung zurückgreife.
Schuppenflechte früher erkennen
„Kinder werden beim Kinderarzt meist nicht auf Psoriasis behandelt“, erläuterte Ottfrid Hillmann, stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Psoriasis Bundes. Hieraus ergebe sich eine Unterversorgung der Patienten, die erhebliche Beeinträchtigungen der Lebensqualität und weitere gesundheitliche Beschwerden begünstigen kann. Doch auch der Besuch beim Facharzt ist keine Garantie für eine angemessene Psoriasis-Therapie, denn nicht jeder Hautarzt kenne sich damit gut genug aus, erläuterte Prof. Augustin. Ziel der Dermatologen müsse es daher sein, die Schuppenflechte und mögliche Begleiterkrankungen früher und noch verlässlicher zu erkennen.
Naturheilkunde als wesentlicher Bestandteil der Psoriasis-Behandlung
Zur Behandlung der Schuppenflechte steht eine Vielzahl an Therapieansätzen zur Verfügung, wobei grundsätzlich der Schweregrad der Erkrankung Berücksichtigung finden muss. Weniger schwere Formen lassen sich oftmals erfolgreich durch die äußerliche Anwendung von Cremes, Salben, Lotionen und Tinkturen beheben, wobei unter anderem Inhaltsstoffe wie Steinkohlenteer und Dithranol zum Bremsen der Zellteilung sowie Kortikoide zur Behandlung der Entzündungen eingesetzt werden. Bei schwereren Psoriasis-Verläufen setzt die konventionelle Behandlung meist auf die innerliche Anwendung von Wirkstoffen wie Methotrexat, Retinoiden Kortikoiden und bestimmte Immunsuppressiva. Diese bringen jedoch massive Nebenwirkungen mit sich, was einer Langzeittherapie entgegensteht.
Aufgrund der Nebenwirkungen, die mit der schulmedizinischen Behandlung der Schuppenflechte einhergehen können, bilden Behandlungsmethoden aus dem Bereich der Naturheilkunde häufig einen wesentlichen Bestandteil der Psoriasis-Therapie. Hier sind unter anderem Verfahren der traditionellen chinesischen Medizin (TCM), der Homöopathie sowie Ernährungstherapien, Lichttherapien und sogenannte Badetherapien mit schwefelhaltigem Natur-Fango und Vulkanwasser zu nennen. (fp)
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Bild: Psoriasisplaque; Eisfelder 12-2004, GNU FDL
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