Wer sich einmal die Mühe macht, das englische »Peanut« zu übersetzen, ahnt bereits, dass sich diese Pflanze ungern in Schubladen stecken lässt. Denn die »Erbsennuss«, so die Übersetzung, ist irgendwie beides. Mit ihrer geschlossenen Hülse hat sie durchaus etwas mit Nüssen gemeinsam. Andererseits sieht man der krautigen, bis zu 70 Zentimeter hohen Pflanze mit den zarten Fiederblättern auf den ersten Blick ihre nahe Verwandtschaft mit der Erbse an. Und die zählt ja bekanntlich zu den Hülsenfrüchten.
Auch auf dem Acker erweist sich die Erdnuss als Freigeist. Fürs Blühen nimmt sie sich zwei Monate und mehr Zeit, wobei sie Unmengen an Blüten bildet, von denen aber nur jede fünfte befruchtet wird. Dann wird es richtig sonderbar: Nach der Befruchtung biegen sich ihre Blütenstiele nach unten und wachsen bis zu acht Zentimeter tief in den Boden. Gut geschützt entwickeln sich die Erdnusssamen hier in den typischen grob genetzten Hülsen weiter bis zur Reife und machen so ihrem Namen alle Ehre.
Man nimmt an, dass die Erdnusspflanze ihre Samen damit vor Steppenbränden schützt. Das mag stimmen, schließlich hat es die Erdnuss gerne warm und wächst am besten in Regionen, in denen solche Brände durchaus auftreten können. Allein um zu keimen, braucht sie stolze 30 bis 34 Grad Celsius. In Sachen Wasser und Boden ist sie dagegen deutlich genügsamer, was sie in Kombination mit ihrem hohen Nährwert zu einem sehr beliebten Lebensmittel in vielen tropischen Gebieten gemacht hat.
Im Gegensatz zu allen anderen Hülsenfrüchten kann man die Erdnuss auch roh essen, was vor allem in Afrika beliebt ist. Hier hat die Erdnuss aber auch in anderer Form, geröstet, zu Brei oder Mehl verarbeitet, den Status eines Grundnahrungsmittels. Und gerade in roher Form verrät sie ihre Nähe zu den Hülsenfrüchten, denn frische Erdnüsse schmecken leicht nach Bohnen (nicht nach Erbsen).
Die größten Anbauländer sind jedoch Indien und China. Inder und Chinesen behalten die Ware aber fast komplett im eigenen Land. Sie schätzen besonders das Erdnussöl, das bis zu 50 Prozent der Inhaltsstoffe ausmacht. Erdnussöl hat hier sogar den Status eines Heilmittels. Im wichtigsten Exportland, den USA, ist sie dagegen für viele Amerikaner eher eine Art Grundnahrungsmittel. Erdnussbutter darf hier in keinem Haushalt fehlen. Über deren gesundheitlichen Wert lässt sich streiten, nicht aber über die wertvollen Inhaltsstoffe der Erdnuss. Viel Eiweiß (25 Prozent), reichlich Kalium und der höchste Magnesiumgehalt aller pflanzlichen Lebensmittel macht sie zu einem durch und durch gesunden Lebensmittel.
Ein echter Wermutstropfen ist jedoch ihr hohes Allergiepotenzial. In den am meisten betroffenen Ländern USA und Großbritannien reagieren etwa ein Prozent der Erwachsenen allergisch auf das Eiweiß. Auch in Deutschland wächst die Zahl der Betroffenen. Schon Mengen im Mikrogrammbereich genügen, um extrem heftige Reaktionen wie Übelkeit, Herzrasen oder Atembeschwerden auszulösen. Betroffenen bleibt nur, Lebensmittel mit Erdnussbestandteilen komplett zu meiden. Die übrigen 99 Prozent können sich darüber freuen, dass dieser schräge Typ namens Erdnuss unseren Speiseplan auf so vielfältige Weise bereichert. Jürgen Beckhoff, aid
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