Finanzkrise bereitet größere Sorge als mögliche Krankheiten
22.12.2012
Wird die Finanz- und Schuldenkrise mehr gefürchtet als Krankheiten? Eine repräsentative Studie der DAK Gesundheit untersucht die Ängste der Deutschen vor Erkrankungen und stellt dabei deutlich rückläufige gesundheitliche Befürchtungen der Bevölkerung fest. Mögliche Erklärung sei die wachsende Sorge vor einer anhaltenden Finanzkrise, welche die Ängste vor gesundheitlichen Leiden verdrängt, so die Einschätzung der DAK.
Insgesamt bewerteten 88 Prozent der Befragten in der DAK-Umfrage ihren Gesundheitszustand als gut oder sehr gut. Deutlich weniger Menschen als noch im Vorjahr hatten Angst vor schweren körperlichen oder seelischen Erkrankungen, so die aktuelle Mitteilung der DAK Gesundheit. Weiterhin die größte Angst haben die Deutschen vor Krebs beziehungsweise einer bösartigen Tumorerkrankung.
3.000 Menschen zu ihrer Angst vor Krankheiten befragt
Im Auftrag des DAK Gesundheit hat das Forsa-Institut 3.000 Männer und Frauen zu ihren Ängsten vor Krankheiten befragt. Die repräsentative Umfrage zeigt, dass insgesamt ein deutlicher Rückgang bei den Krankheitsbefürchtungen im Vergleich zum Vorjahr eingetreten ist. Besonders drastisch war der Rückgang bei der Angst vor psychischen Erkrankungen (von 36 Prozent im Jahr 2011 auf 28 Prozent aktuell). Aber auch die weit verbreitete Angst vor Krebs ist um fünf Prozentpunkte auf 68 Prozent zurückgegangen. Zwei Drittel der Bundesbürger haben jedoch weiterhin Angst vor einem bösartigen Tumor. Bei den übrigen Krankheitsbefürchtungen beobachteten die Forscher nicht nur einen deutlichen Rückgang der Ängste insgesamt, sondern zum Teil auch erhebliche Verschiebungen. So haben heute „erstmals mehr Menschen Angst vor Alzheimer und Demenz als vor einem Schlaganfall, wobei im Vergleich zum Vorjahr auch bei diesen Diagnosen die Furcht spürbar abnahm“, berichtet die DAK.
Medienberichterstattung beeinflusst die Ängste der Bevölkerung
Laut Aussage des DAK-Experten Dieter Carius scheint es so, „als ob permanente Medienberichte über Krankheiten und Gesundheitsrisiken auch die Ängste der Menschen schüren.“ Demnach haben der Reaktorunfall im japanischen Fukuschima, die EHEC-Epidemie, die Alzheimer-Erkrankung von Ex-Schalke Manager Rudi Assauer und der „Burnout“ von Fußballtrainer Ralf Rangnick durch ihre mediale Präsenz im vergangenen Jahr für vermehrte Krankheitsbefürchtungen gesorgt. Dieses Jahr dominiere hingegen vor allem die Finanzkrise die Berichterstattung, weshalb „viele Menschen vermutlich jetzt andere Probleme haben, als sich Sorgen um mögliche Krankheiten zu machen“, erläuterte der DAK-Experte. Diese Einschätzung werde von den Umfrage-Ergebnisse in den einzelnen Bundesländern bestätigt. So habe beispielsweise ein Viertel der Menschen in Baden-Württemberg (Bundesland mit der verbreitetsten Angst vor Krebs) im vergangenen Jahr als Begründung für die Furcht vor einem bösartigen Tumor die Diskussion über Atomkraft und Reaktorunfälle genannt. Dieses Jahr gaben indes 36 Prozent weniger Menschen in Baden-Württemberg eine entsprechende Begründung ab. Hier wird deutlich wie sehr aktuelle Ereignisse und die mediale Berichterstattung die Ängste der Bevölkerung beeinflussen.
Angst vor Krankheiten mit regionalen Unterschieden
Die meisten Deutschen bewerten ihren Gesundheitszustand der aktuellen DAK-Umfrage zufolge durchaus positiv und haben entsprechend wenig Angst vor schweren seelischen oder körperlichen Erkrankungen. Dabei bestehen jedoch deutliche regionale Unterschiede. So stuften jeweils 92 Prozent der Befragten in Niedersachsen und Bayern ihren Gesundheitszustand als besonders gut ein, während bei den Schlusslichtern Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt lediglich jeweils 84 Prozent zu einer derartigen Bewertung kamen. Trotz der insgesamt abnehmenden Krankheitsbefürchtungen habe die Gesundheitsvorsorge der Befragten insgesamt nicht nachgelassen, berichtet die DAK. Demnach blieb die Teilnahme an Krebs-Vorsorgeuntersuchungen, Gesundheits-Checks und Sportaktivitäten nahezu konstant. Ohnehin sei „Angst bei einem gesundheitsbewussten Verhalten ein schlechter Ratgeber“, erläuterte DAK-Experte Dieter Carius und ergänzte: „Es ist immer besser, wenn die Motivation andere Gründe hat“, denn dann seien „die Chancen für einen dauerhaften Erfolg wesentlich größer.“ (fp)
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