Agoraphobie: Angst vor öffentliche Plätzen oder überfüllten Räumen
08.01.2012
Überfüllte Räume und öffentliche Plätze lösen bei einigen Menschen Angstzustände und Panikattacken aus, die in der Fachwelt als Platzangst (Agoraphobie) bezeichnet werden. Meist treten die Beschwerden erstmals im Alter zwischen 20 und 30 Jahren auf, wobei Frauen rund doppelt so oft betroffen sind wie Männer, erklärte Christa Roth-Sackenheim vom Berufsverband Deutscher Psychiater (BVDP).
Umgangssprachlich wird unter Platzangst in der Regel eine Klaustrophobie verstanden, doch weisen die Symptome hier in die entgegengesetzte Richtung des psychologischen Wortverständnisses. Währen bei der Klaustrophobie (psychologisch Raumangst) die Angst vorm Eingesperrtsein oder der Anwesenheit in engen beziehungsweise geschlossenen Räumen im Vordergrund steht, scheuen die Agoraphobie-Patienten eher öffentliche Plätze. Hier dominiert die Angst davor, sich bei möglichen Gefahrensituation nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen zu können. Allein der Gedanke an die Situation kann die Agoraphobiker in Angst mit körperlichen Symptomen wie Herzrasen, Brustschmerzen, Schwindel oder Erstickungsgefühle versetzen, berichtet Christa Roth-Sackenheim vom BVDP gegenüber der Nachrichtenagentur „dapd“.
Panikattacken und körperlichen Beschwerden Folge der Platzangst
Der Expertin des Berufsverbandes Deutscher Psychiater zufolge, fürchten „Agoraphobiker bestimmte Situationen“, wie zum Beispiel den Aufenthalt auf „öffentlichen Plätzen oder in engen überfüllten Räumen oder Verkehrsmitteln.“ Schon der Gedanke an die Situation kann bei den Betroffenen Panikattacken auslösen. Die Vorstellung weit von sicheren Orten oder Personen entfernt zu sein, ist für viele Platzangst-Patienten ebenso unerträglich wie die Einschränkung ihrer Bewegungsfreiheit. Dabei sind Frauen laut Aussage der Expertin deutlich häufiger betroffen als Männer. Wie Christa Roth-Sackenheim erklärte, ist die Agoraphobie in der Regel auf bestimmte Auslöser begrenzt, doch parallel könne sich eine Panikstörung entwickeln, die nicht nur in spezifischen Situationen beziehungsweise unter besonderen Umständen auftritt.
Angstanfälle der Agoraphobie relativ gut behandelbar
Nicht selten sind „auch Entfremdungsgefühle, wie eine abnorme Wahrnehmung der Umwelt oder auch sich selbst gegenüber – also den eigenen Gedanken, dem Körpergefühl und der Selbstwahrnehmung – dabei“ Ausdruck der Agoraphobie, erläuterte Roth-Sackenheim. Im Durchschnitt dauern die Angstanfälle etwa 30 Minuten, wobei die körperlichen Symptome den Betroffenen erhebliche Probleme bereiten können. Laut Roth-Sackenheim ist die Agoraphobie jedoch in der Regel relativ gut behandelbar. Eine Verhaltenstherapie nach dem Grundprinzip der Konfrontation mit den angstauslösenden Situationen sei meist die Therapie der Wahl. Begleitet wird diese Art der Konfrontation mit den bestimmten Situationen unter anderem durch Gesprächstherapien sowie das Erlernen von Entspannungsübungen und individuelle Stressbewältigungsstrategien. Die Patienten sind nach Abschluss der Behandlung überwiegend dazu in der Lage sich den ursprünglich angstauslösenden Situationen zu stellen, ohne die früheren Panikattacken mit den unterschiedlichen körperlichen Symptomen zu erleiden. (fp)
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