Auswertung: Immer mehr Männer leiden unter Impotenz
(05.11.2010) Laut einer Erhebung der Krankenkasse KKH leiden immer mehr Männer an Impotenz. Männer sprechen im Allgemeinen nicht gern über ihre sexuellen Funktionsstörungen, da sie annehmen, andere Menschen würden sich über sie „lustig machen“. Das Problem der Impotenz ist allerdings weiter verbreitet, als man annehmen würde. Seit 2006 ist ein kontinuierlicher Anstieg von Erektionsstörungen bei Männern zu beobachten. Häufigste Ursache sind Stress und seelische Leiden.
Wann liegt eine Impotenz vor?
In medizinischen Fachkreisen wird Impotenz „erektile Dysfunktion“ genannt. Es bezeichnet im Allgemeinen eine Funktionsstörung des männlichen Geschlechtsorgan. Mediziner sprechen in diesem Zusammenhang nicht sofort von einer Impotenz, wenn es ein paar mal nicht mit dem Geschlechtsakt funktionierte. Die Definition der Deutschen Gesellschaft für Urologie lautet daher: "Die erektile Dysfunktion beschreibt ein chronisches Krankheitsbild von mindestens sechsmonatiger Dauer bei dem mindestens 70 Prozent der Versuche, einen Geschlechtsverkehr zu vollziehen, erfolglos sind." Die Gründe für eine solche Störung sind zumeist psychischer Natur, physische Fehlfunktionen nehmen nach Angaben der KKH-Allianz mit rund zehn Prozent eine untergeordnete Rolle ein. Deshalb ist es wichtig, sich vor allem den Bereich der Psyche genauer zu betrachten.
Starker Anstieg von Impotenz zu verzeichnen
Die Krankenkasse KKH-Allianz wertete die Patientendaten ihrer Versicherten von 2006 bis 2009 aus. Das Ergebnis zeigte einen kontinuierlichen Anstieg der ambulanten Therapien mit der Diagnose "Impotent" bei Urologen. Die Anzahl der Untersuchungen aufgrund einer Impotenz nahm im Vergleich zum Jahr 2006 um satte 13 Prozentpunkte zu. Bei 90 Prozent der Untersuchten lagen keine organischen Störungen vor. Gerade einmal bei 10 Prozent der männlichen Patienten wurde eine organische Funktionsstörung festgestellt. Nach Angaben der Kasse sind für den rasanten Anstieg vor allem zunehmender Stress und ein ungesunder Lebensstil verantwortlich. Seelische und psychische Belastungen sind demnach die Hauptursachen für eine „erektile Dysfunktion“. Hiervon gefolgt sind ein ungesunder Lebensstil und zu wenig Bewegung.
Weniger Funktionsstörungen bei Frauen
Auch die Daten der Frauen wurden ausgewertet. Während rund 19.000 Männern der Krankenkasse behandelt werden mussten, begaben sich gerade einmal 7300 Frauen in die ärztliche Obhut. Die Anzahl der Behandlungen habe laut Ergebnisse seit 2006 um 15 Prozent abgenommen. Die Kasse vermutet allerdings, dass die Dunkelziffer bei Frauen und Männern weit aus höher liege, da viele Betroffene aus Scheu und Angst den Arztbesuch meiden. Gerade für Männer bedeutet die Diagnose „Impotenz“ ein Schock. Sie leiden unter der Vorstellung, nicht mehr als „vollwertiger Mann“ angesehen zu werden.
Vorbeugen und Stress vermeiden
Von immenser Bedeutung ist wie bei allen Erkrankungen die Vorbeugung. Da in den wenigsten Fällen ein organisches Leiden vorliegt, ist es besonders wichtig, einer möglichen Impotenz entgegen zu wirken. Auch bereits Betroffene sollten sich nicht scheuen, die Gesundheitstipps anzunehmen, um ihr Leiden zu beenden oder zu mindestens zu mindern. Als wichtigster Faktor wird in diesem Zusammenhang immer wieder der gesellschaftlich zunehmende Stress genannt. Im Berufs- und Privatleben wird von Männern und Frauen immer mehr Leistung abverlangt. Gerade deshalb ist es von hoher Bedeutung, dem entgegen zu wirken. Es ist im Hinblick auch auf andere Erkrankungen wie Herzinfarkt, Diabetes und Bluthochdruck äußerst wichtig, neben dem Stress-Alltag einen adäquaten Ausgleich zu schaffen. Den richtigen Ausgleich muss jeder für sich selbst entdecken. Neben einer gesunden und ausgeglichenen Ernährung, spielt regelmäßiger Sport eine gewichtige Rolle. Wer sich viel bewegt, „entledigt“ sich in dem Moment danach vieler Sorgen. Man fühlt sich entspannt, glücklich und ausgeglichen. Auch Entspannungsübungen und positiv erlebte Erfahrungen, die man mit dem Partner teilt, können für eine weitere positive Prognose sorgen. Kontra indiziert ist es hingegen, sich aufgrund einer Impotenz zurück zu ziehen. Die Gefahr einer Folgeerkrankung wie Depressionen birgt ein weiteres Risiko und verschlechtert wohl möglich die Chance einer Genesung.
Auch der Gang zum Urologen sollte nicht gemieden werden. Hier können zunächst organische Störungen ausgeschlossen werden. Für viele Männer bedeutet die Diagnose „keine Indikatoren einer organischen Dysfunktion“ eine Erleichterung. Denn nun wissen sie, welche Maßnahmen sie ergreifen können, um der Impotenz entgegen zu wirken. Doch auch bei einem körperlichen Leiden kann der Arzt zahlreiche Therapieansätze vermitteln, die einen Geschlechtsakt bald wieder möglich machen. Neben Medikamenten wie „Viagra“ stehen zahlreiche mechanische Hilfsmittel oder medizinische Eingriffe zur Verfügung.
Zweit häufigste Ursache Gefäßverengungen
Neben psychischen Problemen werden auch sogenannte Gefäßverengungen vom Facharzt diagnostiziert. Hier versprechen eine Vielzahl von Arzneimitteln Abhilfe. Doch oftmals ist der Einsatz von Medikamenten überhaupt nicht notwendig, wenn der Patient seine ungesunden Lebensgewohnheiten umstellt. Hier hilft es in vielen Fällen schon, auf fettes Essen zu verzichten, das Rauchen einzustellen und sich mehr zu bewegen. Schon nach wenigen Monaten konnte bei vielen Männern positive Ergebnisse erzielt werden.
Impotenz ist also keineswegs eine "abschließende Diagnose". Wer aktiv gegen steuert, kann schon bald wieder schöne Momente mit seinem Partner erleben. Ein offener Umgang und das gezielte Angehen von Problemen, lässt die Prognose in eine positive Richtung lenken. (gr)
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