Warum immer mehr Produkte zurückgerufen werden
Im Jahr 2022 warnte das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit vor 311 Produkten, für die eine Rückrufaktion gestartet wurde. Hauptursache waren Kontaminationen mit Salmonellen und anderen Mikroorganismen, die besonders für empfindliche Personengruppen eine Gefahr darstellen. Nun äußert sich das Bundesamt zu den Gründen für den Rückruf-Anstieg.
Sind unsere Lebensmittel unsicherer geworden? Die steigende Anzahl von Rückrufen lassen dies vermuten. Doch nach Angaben des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) ist genau das Gegenteil der Fall – die steigenden Rückrufe zeigen, dass die etablierten Warnsysteme funktionieren und Hersteller ihre Verantwortung wahrnehmen.
Rückrufaktionen: „So viel wie nie zuvor“
Seit zehn Jahren meldet das BVL über das Portal „www.lebensmittelwarnung.de“ nun Produktrückrufe, hauptsächlich im Lebensmittelbereich. In den vergangenen drei Jahren verzeichnete das Portal einen ständigen Anstieg der Rückrufe. 273 Artikel wurden im Jahr 2020 zurückgerufen. Ein Jahr später waren es 282 Produkte. Im Jahr 2022 schließlich 311 Handelsgüter.
„So viel wie nie zuvor“, bestätigt Dr. Georg Schreiber, Abteilungsleiter am BVL. Über ein Drittel der Rückruf seien auf mikrobiologische Kontaminationen zurückzuführen, beispielsweise durch Salmonellen, Campylobacter, E. coli, Schimmelpilze oder auch Viren.
Wie gelangen Mikroorganismen in Lebensmittel?
Bei tierischen Produkten sind diese Mikroorganismen oft bereits im lebenden Nutztier vorhanden. Bei pflanzlichen Lebensmitteln gelangen sie häufig bei der Ernte, Herstellung, Weiterverarbeitung oder bei der Lagerung in die Artikel.
Gründe für den Anstieg
Nach Angaben des BVL sind die steigenden Rückrufe jedoch kein Zeichen dafür, dass die Lebensmittel unsicherer geworden sind. „Die neuerliche Zunahme der Meldungen im Portal Lebensmittelwarnung.de zeigt, dass Unternehmen und Handel ihrer gesetzlichen Meldepflicht nachkommen und somit zum hohen Niveau der Sicherheit von Lebensmitteln in Deutschland beitragen“, argumentiert Schreiber.
Er nennt drei Hauptgründe für den Anstieg:
- Hersteller stehen Rückrufen gegenüber nicht mehr ablehnend gegenüber. Während früher eher ein Image-Schaden befürchtet wurde, werden Produktrückrufe heute eher als Teil eines verantwortungsvollen Managements wahrgenommen, was Vertrauenswürdigkeit demonstriert.
- Durch technische Fortschritte haben sich bessere Analyse- und Testmethoden etabliert, wodurch Kontaminationen verlässlicher aufgedeckt werden.
- Bei einigen Schadstoffen wurden die zulässigen Höchstmengen gesenkt, wodurch mehr Produkte die Grenzwerte überschreiten. Rund ein Viertel der Produktrückrufe sind auf Grenzwertüberschreitungen zurückzuführen.
Lebensmittel sind insgesamt sicherer geworden
Nach Ansicht des BVL führen die hier genannten Faktoren also insgesamt dazu, dass Lebensmittel in Deutschland sicherer geworden sind, auch wenn die ständigen Rückrufe eher das Gegenteil suggerieren. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- BVL: Mehr Rückrufe auf Lebensmittelwarnung.de (veröffentlicht: 18.01.2023), bvl.bund.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.