Studie: Stressfaktor ist zu Hause höher als im Büro
02.07.2014
Das Privatleben ist für viele Menschen stressiger als der Job. Das ergab eine US-amerikanische Studie, bei der die Stressbelastung von 122 Probanden zu verschiedenen Zeiten untersucht wurde. Das Fazit der Forscher: Nicht im Job kürzer treten, sondern für mehr Entspannung zu Hause sorgen. Besonders Frauen sind der Untersuchung zufolge im Privatleben häufig sehr gestresst, wie die Online-Ausgabe der Zeitung „Frankfurter Rundschau“ berichtet.
Zu Hause ist der Stressfaktor am größten
Ein Forscherteam um Prof. Sarah Damaske von der Pennsylvania State University widerlegte mit ihrer jüngsten Studie ein weitverbreitetes Vorurteil: Nicht etwa am Arbeitsplatz empfinden die meisten Menschen den größten Stress, sondern daheim. „Zu Hause ist, so glauben die meisten von uns, der Ort, wo wir uns von der Arbeit erholen“, zitiert die Zeitung Damaske. Doch die Studie lässt das traute Heim in einem ganz anderen Licht dastehen.
Für ihre Untersuchung, die im Fachmagazin „Social Sciences & Medicine“ veröffentlicht wurde, nahmen die Forscher von 122 Probanden sechsmal täglich Speichelproben, um den Cortisolwert zu ermitteln. Coritsol ist ein Hormon, das insbesondere bei Stress ausgeschüttet wird. Anhand dieses Wertes schlossen die Wissenschaftler auf die emotionale Belastung der Probanden. Wie sich herausstellte war die Konzentration des „Stress-Hormons“ immer besonders hoch, wenn sich die Studienteilnehmer zu Hause aufhielten. Demnach ist der Job für viele Menschen entspannter als ihr Privatleben. Dieses Ergebnis bestätigte sich bei Frauen und Männern. Auch spielten der Beschäftigungsgrad und das Bildungsniveau keine Rolle, wie die Online-Ausgabe der Zeitung berichtet.
Auf die Frage der Forscher, ob sich die Probanden zu Hause oder bei der Arbeit zufriedener fühlten, gaben die meisten Männer an, daheim glücklicher zu sein, während von den Frauen häufiger der Arbeitsplatz genannt wurde.
Vor allem Frauen sind am Arbeitsplatz weniger gestresst als zu Hause
„Wir waren überrascht, dass sogar Eltern – sowohl Väter als auch Mütter – bei der Arbeit ein niedrigeres Stresslevel hatten als zu Hause“, kommentiert Damaske auf der Internetseite des „Council on Contemporary Families“ die Studie.
Der Grund für die hohe Stressbelastung von Frauen zu Hause liegt den Forschern zufolge vor allem daran, dass sie immer noch mehr Aufgaben im Haushalt und bei der Erziehung der Kinder übernehmen als Männer. Zudem würden ihre Bemühungen häufig nicht wahrgenommen beziehungsweise anerkannt. „Bezahlte Arbeit wird von der Gesellschaft mehr geschätzt“, sagte die Wissenschaftlerin dem Wall Street Journal. „Arbeit im Haushalt ist monoton und nicht sehr befriedigend." Und sie höre nie auf, da immer irgendetwas zu tun sei. „Du kannst keine Pause machen und zu deinem Kleinkind sagen ‘Mami braucht eine Auszeit’.“
Damaske zufolge unterstreicht das Studienergebnis ältere Forschungsresultate. Berufstätige seien demnach physisch und mental gesünder als Menschen, die nicht arbeiteten. Und Mütter, die in den Zwanzigern und Dreißigern Vollzeit berufstätig seien, hätten im Alter von 45 Jahren eine bessere psychische und körperliche Gesundheit als Mütter ohne Job oder die nur Teilzeit arbeiteten.
Wie kann der Stress zu Hause reduziert werden?
„Unsere Ergebnisse legen nahe, dass es langfristig keine gute Idee sein könnte, Berufstätigen den Ratschlag zu geben, im Job kürzer zu treten, um die Konflikte zwischen ihrem Familien- und Arbeitsleben zu lösen“, so Damaske. Stattdessen müssten die Arbeitgeber flexibler bei den Arbeitszeiten und -orten werden.
„Gestalte dir dein zu Hause ein bisschen wie deinen Job“, rät der Psychologe Richard Levak im Wall Street Journal. Dazu zähle unter anderem das Setzten von festen Grenzen. Ähnlich wie im Büro könnten Anliegen, die nicht in den eigenen Zuständigkeitsbereich fielen, mit einem „Nein“ abgewehrt werden. Darüber hinaus sollten Mütter ihren Kindern klarmachen, dass sie eine bestimmte Zeit am Tag ohne Unterbrechungen für sich allein benötigten. „Jeder wird versuchen, das zu umgehen. Sie wollen deine Verfügbarkeit über die gesamte ganze Zeit ", erläutert Levak. „Man muss sich bewusst sein, dass sich der Ehepartner oder die Kinder abgelehntfühlen können.“ Der Psychologe rät dazu, die Familie auf die „kleine Auszeit“ vorzubereiten, indem ihnen erklärt wird, wann und wie lange die tägliche Pause dauern soll. (ag)
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