Frauen, die rauchen, haben ein höheres Risiko für Lungenkrebs als Männer
Lungenkrebs ist die Krebsart, die unter Frauen in Industrieländern die meisten Todesopfer fordert. Viele Frauen scheinen das Lungenkrebsrisiko jedoch zu unterschätzen und geben häufig an, sich am meisten davor zu fürchten, an Brustkrebs zu erkranken. Dabei sind die Heilungschancen bei Tumoren in der Brust dank großer medizinischer Fortschritte wesentlich besser als beim Lungenkarzinom. Trotz eindringlicher Warnungen greifen viele Frauen weiterhin zur Zigarette.
Zahl der Raucherinnen nimmt zu
„Während bei Männern der Nikotinkonsum langsam abfällt, nimmt er bei Frauen zu”, erläutert Michael Thomas von der Thoraxklinik-Heidelberg im Gespräch mit der Nachrichtenagentur „dpa“.
Auch das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg (DKFZ) warnt eindringlich vor den Folgen des Rauchens. „Die Frauen, die zwischen 1935 und 1960 geboren wurden, haben im Rauchverhalten einen enormen Schub nach oben getan”, berichtet die Leiterin der DKFZ-Stabsstelle Krebsprävention, Martina Pötschke-Langer gegenüber der Nachrichtenagentur. „Das sind die Frauen, die jetzt die tabakbedingten Erkrankungen bekommen – die Hälfte eines Jahrgangs davon hat regelmäßig im Leben geraucht.”
Einem Bericht von Forschern zufolge, der anlässlich des Weltkrebstages (American Cancer Society und International Agency for Research on Cancer) vorgestellt wurde, starben 2012 in den Industrieländern rund 210.000 Frauen an Lungenkrebs, bei Brustkrebs wurden etwa 198.000 Tote registriert.
„Die Lungenkrebssterblichkeit wird mit Sicherheit im nächsten Jahrzehnt bei den Frauen noch weiter ansteigen”, so Pötschke-Langer. Eine Trendwende hält die Expertin frühestens in 20 Jahren für möglich. „Die Frauen lagen beim Rauchen zwar immer hinter den Männern, haben sich ihnen aber immer weiter angenähert.“ Die Expertin sieht nicht etwa mangelnde Einsicht als Ursache. „Männer sind möglicherweise konsequenter als Frauen, wenn sie einmal eine Entscheidung getroffen haben. Es könnte aber auch sein, dass Frauen das Rauchen als Regulativ benutzen, um ihr Gewicht zu kontrollieren.”
Raucherinnen haben ein zwei- bis dreimal höheres Risiko für Lungenkrebs als Männer
Lungenspezialist Thomas weißt daraufhin, dass Raucherinnen ein zwei- bis dreimal höheres Risiko haben, an Lungenkrebs zu erkranken, als männliche Raucher, da sie meist kleinere Lungen haben und tiefer inhalieren. Dadurch können Rauch und Schadstoffe viel weiter und intensiver in die Lunge eindringen und Schädigungen verursachen. Erster Warnhinweis für Veränderungen der Lunge ist der Raucherhusten.
Lungenkrebs ist besonders heimtückisch, da sich die Symptome der Erkrankung meist erst bemerkbar machen, wenn der Tumor bereits relativ groß ist. „Beim Lungenkrebs kommen die Beschwerden sehr spät, auch die Diagnose wird meistens zu spät gestellt”, erklärt Pötschke-Langer. Nur eine von fünf Frauen würde die Krankheit überleben, ergänzt Thomas. „Wenn der Lungenkrebs in einem sehr frühen Stadium erkannt wird, hat man eine Chance von bis zu 70 Prozent, die Patienten zu heilen.” Doch der Tumor verursache lange keine Beschwerden.
Pötschke-Langer fordert umfassende Gesetzesänderungen, zu denen ein Verbot von Tabakwerbung gehört. „Sie ist in Deutschland immer noch das große Problem”, berichtet die Expertin. „Am besten sollte die Tabaksteuer in großen Schritten noch einmal richtig stark erhöht werden.“ Bei Mädchen hätte das bereits eine positive Wirkung gezeigt. „Dass weniger junge Frauen rauchen, führen wir auf die drastisch erhöhte Tabaksteuer vor zehn Jahren zurück und auf die Nichtraucherschutzgesetze sowie die öffentliche Debatte um die Gefahren – darauf lassen sich Mädchen stärker ein.” (ag)
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Wichtiger Hinweis:
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