Kinderärzte warnen vor dem Risiko der Pilzvergiftung bei Kindern
Innerhalb kürzester Zeit wurden vier Kinder mit einer Pilzvergiftung in die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) eingeliefert. Sie hatten offenbar beim Spielen im Garten bzw. Park die giftigen Pilze verzehrt. Experten warnen, dass derzeit ideale Bedingungen für das Pilzwachstum herrschen und daher auch auf Spielwiesen und im Garten vermehrt Giftpilze zu finden seien.
Pilzvergiftungen sind bei unerfahrenen Pilzsammlern durchaus keine Seltenheit. Schwere – schlimmstenfalls lebensbedrohliche – gesundheitliche Beeinträchtigungen sind die Folge. Jährlich warnen Experten daher zur Pilzsaison vor den Gesundheitsgefahren beim Pilzsammeln. An der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) wurden nun in kürzester Zeit allerdings vier Kinder mit Pilzvergiftungen eingeliefert, weshalb die Mediziner ausdrücklich auf das Risiko hinweisen, das von Giftpilzen im heimischen Garten oder in öffentlichen Parks ausgehen kann.
Wetterbedingungen ideal für Pilze
Was Pilzsammler freut, kann für Kinder zu einer echten Gefahr werden. Denn das feucht-warme Wetter lässt derzeit nicht nur im Wald, sondern auch in Privatgärten oder Parks die Pilze aus dem Boden sprießen. Dabei kommt es schnell dazu, dass Kinder einen Pilz abpflücken und ihn in den Mund stecken, warnt die Oberärztin Dr. Imeke Goldschmidt von der MHH. Um unnötige Risiken zu vermeiden, „sollten die Erwachsenen möglichst zuvor die Spielfläche einmal abgegangen sein und die Pilze entfernen“, berichtet die Oberärztin, die selbst Mutter eines kleinen Kindes ist.
Zwei Vergiftungen mit Knollenblätterpilzen
Wie konkret die Gefahr ist, wird daran deutlich, dass innerhalb einer Woche vier Kinder mit einer Pilzvergiftung in der MHH behandelt werden mussten. Das Team um Klinikdirektor Professor Dr. Dieter Haffner von der Klinik für Pädiatrische Nieren-, Leber- und Stoffwechselerkrankungen an der MHH stellte bei zwei Kindern eine lebensbedrohlichen Knollenblätterpilzvergiftung fest, wobei eines der Kinder ein geflüchtetes Mädchen aus Syrien war. Beide Kinder seien mittlerweile außer Lebensgefahr, berichtet die MHH. In zwei weiteren Fällen hätten kleinere Kinder Pilze von einer Rasenfläche gegessen, wobei die Pilze glücklicherweise weit weniger giftig waren.
Erhöhte Sensibilisierung der Eltern geboten
Laut Professor Dr. Ulrich Baumann, Bereichsleiter Gastroenterologie/Hepatologie in der Klinik für Pädiatrische Nieren-, Leber- und Stoffwechselerkrankungen ist „eine solche Häufung von Pilzvergiftungen bei Kindern ungewöhnlich.“ Hier ist nach Ansicht der Experten dringend eine erhöhte Sensibilisierung der Eltern für das Risiko durch Pilze in Gärten oder Parks geboten. „Wir appellieren an die Eltern, genauestens hinzuschauen, wo ihre Kinder spielen“, so Prof. Baumann.
Pilzsammeln auch für Erwachsene gefährlich
Auch unerfahrene Erwachsene sind laut Aussage der Experten beim Pilzsammeln einem nicht zu unterschätzenden Risiko ausgesetzt. So hätten „bereits Ende Juli Gastroenterologen aus der Klinik von Professor Dr. Michael Manns gewarnt, weil sich ungewöhnlich viele Erwachsene an Knollenblätterpilzen vergiftet hatten“, berichtet die MHH. Grundsätzlich gelte für Pilzsammler: „Sollten sich nach dem Genuss gesammelter Pilze Erbrechen und Durchfall einstellen, muss unbedingt an eine Knollenblätterpilzvergiftung gedacht werden!“
Bei Verdacht auf eine Pilzvergiftung sollte schnellstmöglich Hilfe in Anspruch genommen werden. Eine erste Auskunft kann zum Beispiel das Giftinformationszentrum-Nord geben und im Ernstfall ist umgehend ein Notarzt zu kontaktieren bzw. eine Notfallklinik aufzusuchen. (fp)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.