07.04.2014
Ab dem kommenden Jahr können sich Millionen Versicherter auf niedrigere Krankenkassenbeiträge freuen. Einem Medienbericht zufolge planen sieben Krankenkassen ab 2015 ihre Sätze zu senken. Langfristig könnte es aber für Versicherte allgemein teurer werden.
Sieben Krankenkassen planen Beitragssatzsenkung
Ab dem kommenden Jahr können Krankenkassen in Deutschland ihren Beitragssatz selbst bestimmen. Daher werden Millionen Versicherte dank der Überschüsse der Kassen – vorerst – profitieren. Wie eine Umfrage der in Düsseldorf erscheinenden „Rheinischen Post“ (Montagausgabe) bei den Kassen ergab, wollen sieben Krankenkassen voraussichtlich im Jahr 2015 ihren Beitragssatz senken. Neben Deutschlands größter Krankenkasse, der Techniker Krankenkasse (TK) mit 8,8 Millionen Versicherten, stellen auch die Big direct, die HKK, die Knappschaft und drei Kassen aus dem BKK-Verband (BKK Firmus, BKK VDN, BKK VBU) eine Beitragssatzsenkung in Aussicht.
Kassen können künftig Beitrag selbst festlegen
Die übrigen Kassen hätten noch keine Angaben machen wollen, ob sich mit dem Start der Finanzreform für die gesetzlichen Krankenkassen am 1. Januar eine Beitragsänderung ergibt. Der bislang gültige einheitliche Beitragssatz von 15,5 Prozent, der durch die Regierung festgelegt wurde, hat ab dem kommenden Jahr keinen Bestand mehr. Bei dem noch bestehenden System teilen sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer jeweils 7,3 Prozent und letztere müssen noch weitere 0,9 Prozent ihres Einkommens für die Versicherung des Zahnersatzes drauflegen. Ab nächstem Jahr können die Kassen die Höhe des Beitragsanteils, der alleine von den Arbeitnehmern finanziert wird, selbst bestimmen können.
Derzeit sind Milliarden-Überschüsse vorhanden
Auch wenn einige Kassen ihre Beiträge senken werden, so sehen Viele die Gefahr, dass dies nur vorübergehend passieren wird. Die meisten Krankenkassen haben dank der guten konjunkturellen Lage derzeit noch dicke Finanzpolster. So liegen die Reserven bei den Kassen selbst bei rund 13 Milliarden Euro und der Gesundheitsfonds habe Überschüsse von 16 Milliarden Euro. Doch die Reserven werden nicht ewig halten. Der Münchner Gesundheitsökonom Günter Neubauer meinte gegenüber der „Rheinischen Post“: „Zum 1. Januar 2015 werden viele Krankenkassen noch Überschüsse haben, über die sie frei verfügen können.“ und weiter: „Das werden einige nutzen, um mit einem niedrigeren Beitragssatz als heute in den Wettbewerb zu gehen.“
Gesundheitsökonom rechnet mit Beitragssatzerhöhung
Von verschiedenen Seiten gibt es viel Kritik für die schwarz-rote Kassenreform. Auf die gesetzlich Krankenversicherten würden dadurch mittelfristig erheblich höhere Lasten zukommen. Von Seiten der Oppositionsparteien und der Gewerkschaften wurde unter anderem kritisiert, dass es ungerecht und unverantwortlich sei, die Kostensteigerungen nur bei den Versicherten abzuladen. Die Versicherten müssten alleine anstehende Beitragserhöhungen stemmen, da in Kürze die Rücklagen des Gesundheitsfonds aufgebracht seien. Auch Neubauer geht davon aus, dass die Kassen ab 2017 einen höheren Beitrag verlangen werden. „Vermutlich wird der durchschnittliche Beitragssatz dann bei 16,0 Prozent liegen. Wenn alle Kassen erhöhen, dann ist der Anreiz zum Wechseln für die Versicherten auch nicht sehr hoch“, so der Ökonom. (sb)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.