Bundesgesundheitsminister will HIV-Selbsttest frei verkäuflich machen
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn will den viel diskutierten HIV-Selbsttest per Gesetz frei verkäuflich machen. Mit dem Selbsttest kann jede/r zu Hause selbstständig überprüfen, ob eine Infektion mit dem AIDS-Erreger vorliegt. Das Robert Koch-Institut (RKI) rechnet mit etwa 12.600 HIV-Infizierten, die nichts von ihrer Krankheit wissen und sie so auch nichtsahnend an andere übertragen können. Über das Gesetz soll noch bis zum Herbst 2018 entschieden werden.
„Der HIV-Selbsttest ist ein Meilenstein beim Kampf gegen Aids“, berichtet Minister Jens Spahn gegenüber der Funke-Mediengruppe. Der Test könne auch jene erreichen, die sich sonst nicht testen lassen würden. Falls das Gesetz erlassen wird, ist der Selbsttest frei für jedermann in Apotheken erhältlich. Durch den Test verspricht sich das Bundesgesundheitsministerium zwei Ziele zu erreichen. Zum einen sollen HIV-Infizierte früh von ihrer Erkrankung erfahren und somit möglichst den Zustand AIDS gar nicht erreichen. Zum anderen soll das Ansteckungsrisiko durch unwissende Infizierte verringert werden.
HIV und AIDS in Deutschland
HIV und AIDS gehören zu den sexuellen Krankheiten. Wie die Gesellschaft für Virologie (GfV) berichtet, lebten Ende 2016 rund 85.000 Menschen mit HIV. Das RKI schätzt, dass circa 12.600 Betroffene hinzukommen, die nichts von ihrer Infektion wissen. Dabei ist eine frühzeitige Erkennung der Viren aus zwei Gründen förderlich. Ein früher Behandlungsbeginn kann dazu beitragen, dass HIV-Infizierte ein weitgehend normales Leben führen können und das Endstadium AIDS nie erreichen. Des Weiteren kann das Übertragungsrisiko gesenkt werden, wenn Infizierte von ihrer Erkrankung wissen.
Viele erfahren zu spät von ihrer Erkrankung
Rund 25 Prozent der HIV-Neudiagnosen werden erst gestellt, wenn Betroffene bereits den Status AIDS erreicht haben. Der HIV-Selbsttest für alle soll insbesondere die Leute mit einbeziehen, die trotz umfangreicher Testangebote derzeit nicht erreicht werden können.
Österreich macht es vor
Österreich ist in dieser Beziehung schon einen Schritt weiter. Seit kurzer Zeit kann der Selbsttest dort in Apotheken gekauft werden. Etwa zwei Wochen nach einer potentiellen HIV-Infektion sind erste Aussagen durch den Test möglich. Ähnlich wie bei einem Blutzuckertest bei Diabetes muss sich der Benutzer in den Finger piksen und das austretende Blut auf ein Stäbchen auftragen. Das Ergebnisse zeigt sich in Form erscheinender Linien. Zwei Linien weisen auf eine HIV-Infektion hin.
Bedenken gegen den Test
Die GfV gibt zu bedenken, dass es einen erhöhten Interpretationsspielraum bei den Selbsttestergebnissen gibt. So muss der Anwender aufgeklärt werden, dass gerade bei frischen Infektionen ein negatives Testergebnis keine sichere Aussagekraft hat. Auch ein positives Ergebnis bedeutet nicht zwangsläufig, dass eine HIV-Infektion vorliegt. Erschwerend kommt hinzu, dass die HIV-Infektion ein schwerer Schlag für Betroffenen ist. Bei einem Selbsttest allein zu Hause sind die Tester erst mal auf sich selbst gestellt und können nicht von der psychologischen Betreuung profitieren, die ein Arzt zur Verfügung stellen könnte.
Vorteile überwiegen
Andere Länder wie Österreich, Großbritannien und Frankreich sind diesen Schritt bereits gegangen. Auch die Deutsche AIDS-Hilfe begrüßt trotz anfänglicher Skepsis die Bemühungen zur Freigabe. So ist Vorstandsmitglied Sylvia Urban beispielsweise der Meinung, dass der Selbsttest dazu beitragen wird, dass mehr Menschen möglichst früh von ihrer HIV-Infektion erfahren und eine Therapie in Anspruch nehmen können. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.