Wie Melatonin-Nahrungsergänzungen den Schlaf beeinflussen
Das Hormon Melatonin wird des Öfteren in Form von Nahrungsergänzungsmitteln verwendet, um den Schlaf zu fördern. Bisher war allerdings unklar, welche Melatonin-Dosierung die stärksten Auswirkungen auf den Schlaf hat. Eine neue Untersuchung hilft dieses Frage zu beantworten, zumindest bei älteren Menschen.
In einer aktuellen Studie von Fachleuten vom Brigham and Women’s Hospital wurde untersucht, inwiefern eine hochdosierte oder eine niedrig dosierte Nahrungsergänzung mit Melatonin den Schlaf verbessert. Die Ergebnisse wurden in dem „Journal of Pineal Research“ veröffentlicht.
Was ist Melatonin?
Das Hormon Melatonin wird auf natürliche Weise vom vom menschlichen Körper produziert. Es trägt dazu bei, den Schlaf-Wach-Rhythmus des Menschen mit Tag und Nacht zu regulieren. Dabei erreicht der Melatoninspiegel in der Nacht seinen Höhepunkt.
Im Alter produziert der Körper weniger Melatonin
Im Alter fällt der Hormonspiegel jedoch oft niedriger aus. In diesem Fall kann exogenes Melatonin zugeführt werden. Hierfür sind höher dosierte verschreibungspflichtige Arzneimittel oder auch rezeptfreie Nahrungsergänzungsmittel (in Deutschland mit Dosierungsempfehlungen bis ein Milligramm täglich) erhältlich.
Angesichts der Nachteile vieler verschreibungspflichtiger Schlafmittel setzen ältere Menschen oft auf Nahrungsergänzungsmittel mit Melatonin, berichtet Studienautor Dr. Charles Czeisler in einer Pressemitteilung. Allerdings blieb bislang unklar, in welcher Dosis Melatonin zur Verbesserung des Schlafes bei älteren Personen beitragen kann.
Wirkung von Melatonin-Einnahme untersucht
In ihrer Forschungsarbeit untersuchten die Fachleute daher an gesunden älteren Erwachsenen, die in der Vergangenheit unter keinerlei größeren Schlafproblemen litten, wie sich hohe und niedrige Dosen Melatonin auf den Schlaf auswirken.
Insgesamt nahmen 24 Personen, 13 weibliche und elf männliche, im Alter zwischen 55 und 78 Jahren an der Studie teil. Alle Teilnehmenden lebten im Zeitraum der Studie in Einzelzimmern, die keine Fenster aufwiesen. Zudem waren auch keine Uhren oder andere Hinweise auf die Tageszeit vorhanden.
Anstatt normalen 24-Stunden-Zyklen von Tagen und Nächten, mussten die teilnehmenden Personen sich an einen 20-Stunden-Zyklus halten. So wollten die Forschenden die Auswirkungen der Ruheaktivität von der zirkadianen Uhr entkoppeln.
Auf diese Weise konnte der Schlaf sowohl nachts als auch tagsüber geplant werden, wobei die Dauer des Aufwachens vor jedem Schlaf ähnlich ausfiel.
Die Teilnehmenden erhielten nach dem Zufallsprinzip zwei Wochen lang eine Placebopille, zwei Wochen lang eine niedrige (0,3 Milligramm) Dosis Melatonin oder zwei Wochen eine hohe (fünf Milligram) Dosis Melatonin, welche 30 Minuten vor dem Schlafengehen eingenommen wurde.
Dann nutzte das Team sogenannte Polysomnographie, um Gehirnströme, Augenbewegungen, Muskeltonus und andere wichtige Schlafdaten aufzuzeichnen.
Rolle der Dosierung von Melatonin
Die Datenauswertung macht deutlich, dass für die Wirkung von Melatonin bei älteren Menschen die Dosierung und der Zeitpunkt der Einnahme sehr wichtig sind, betont Dr. Czeisler.
Zudem habe sich gezeigt, dass eine niedrige Melatonindosis zu keiner statistisch signifikanten Veränderung der Gesamtschlafzeit führte und Vorteile nur auftraten, wenn der Schlaf während des biologischen Tages eingeplant wurde.
Anstieg der Schlafdauer durch hohes Dosis Melatonin
Dagegen sei bei Teilnehmenden, welche eine höhere Dosis erhielten, ein signifikanter Anstieg der Gesamtschlafzeit und der Schlafeffizienz feststellbar gewesen – unabhängig davon, ob der Schlaf während des Tages oder der Nacht eingeplant war.
Das Team weist jedoch ausdrücklich darauf hin, dass die Untersuchungsergebnisse zunächst in größeren Studien und mit anderen Melatonindosen überprüft werden müssen. So könne festgestellt werden, ob eine Dosis zwischen 0,3 und 5 Milligramm ebenfalls wirkt.
Da an der aktuellen Forschungsarbeit keine Personen mit schweren Schlafstörungen teilnahmen, seien die Ergebnisse zudem möglicherweise nicht auf davon diese Personen übertragbar.
Doch ist „es aufregend, Beweise dafür zu sehen, dass Melatonin einen Einfluss auf den Nachtschlaf älterer Erwachsener haben kann, denn wir wissen, dass so viele ältere Menschen Schlafprobleme haben“, so die Studienautorin Dr. Jeanne Duffy. Vor einer Einnahme sollte laut der Expertin jedoch ärztlicher Rat eingeholt werden.(as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Jeanne F. Duffy, Wei Wang, Joseph M. Ronda, Charles A. Czeisler: High dose melatonin increases sleep duration during nighttime and daytime sleep episodes in older adults; in: The Journal of Pineal Research (veröffentlicht 18.04.2022), The Journal of Pineal Research
- Brigham and Women's Hospital: Higher Dose of Melatonin Improved Sleep in Older Adults (veröffentlicht 16.05.2022), Brigham and Women's Hospital
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.