Forschung: Hirnaktivitäten funktionieren wie Fingerabdruck
Das Gehirn jedes einzelnen Menschen funktioniert ganz individuell. Daher lassen sich Menschen – ähnlich wie bei einem Fingerabdruck – anhand der Hirnaktivität identifizieren. Das haben Forscher aus den USA nun herausgefunden. Die neuen Erkenntnisse könnten künftig verbesserte Therapiemöglichkeiten für manche Patienten ermöglichen.
Neue Erkenntnisse in der Hirnforschung
In der Hirnforschung wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche neue Erkenntnisse gewonnen. So hatten beispielsweise Neuropathologen des Universitätsklinikums Freiburg im Breisgau vor kurzem berichtet, dass sie in einer Untersuchung mit Mäusen feststellen konnten, dass eine gesunde Darmflora das Gehirn gesund halten kann. Und Wissenschaftler der University of Texas in Austin fanden heraus, dass die Hirnaktivität die Risikofreude anzeigt. Bestimmte Areale im Hirn sind demnach aktiver, wenn risikofreudigere Entscheidungen getroffen werden. Durch die Hirnaktivität können laut neuesten Erkenntnissen sogar Personen identifiziert werden. Wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet, zeigt eine neue US-Studie, dass sich ein Mensch mittels der Aktivitätsmuster des Gehirns – ähnlich wie anhand seines individuellen Fingerabdrucks – identifizieren lässt.
Verbesserung von Therapien neurologischer Erkrankungen
Die Forscher um Emily Finn von der Yale University in New Haven (US-Staat Connecticut), schreiben in der Fachzeitschrift „Nature Neuroscience“: „Wir zeigen hier, dass das Profil der Hirnvernetzung eines Menschen wie ein Fingerabdruck sowohl einzigartig als auch verlässlich ist.“ Man könne einen Menschen mit fast perfekter Präzision nur anhand seiner Verbindungsmatrix aus einer großen Gruppe identifizieren – egal ob bei einer bestimmten Aktivität oder im Ruhezustand. In Zukunft könnten charakteristische Aktivitätsmuster womöglich dazu eingesetzt werden, die Ausbildung von Menschen oder Therapien etwa psychiatrischer und neurologischer Erkrankungen wie Schizophrenie oder Epilepsie zu verbessern.
Hirnmuster der Studienteilnehmer untersucht
Wie es in der Agenturmeldung weiter heißt, nutzten die Wissenschaftler Daten des Human-Connectome-Project (HCP), in dessen Rahmen die Hirnaktivität von Menschen per funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRT) aufgezeichnet wurde. Untersucht wurden die Hirnmuster von 126 Teilnehmern, die an zwei aufeinanderfolgenden Tagen bei insgesamt sechs Durchgängen gescannt wurden. Dabei bekamen die Probanden Aufgaben, die mit Gedächtnis, Motorik, Sprache oder Emotionen zusammenhingen. Darüber hinaus wurden sie auch wiederholt im Ruhezustand gescannt.
Forscher erreichten sehr hohe Trefferquote
Wenn den Forschern einer der beiden Ruhezustandsscans bekannt war, konnten sie anhand des anderen die Teilnehmer mit einer Trefferquote von 94 Prozent ermitteln. Die Aufnahmen, die während der Aufgaben gemacht wurden, enthielten ebenfalls individuelle Muster. Selbst wenn die Wissenschaftler nur eines dieser Aktivitätsmuster eines der teilnehmenden Männer und Frauen kannten, konnten sie ihn anhand der in anderen Situationen erstellten Bilder zu 80 bis 90 Prozent identifizieren. In der Studie konnte ausgeschlossen werden, dass der ermittelte „Fingerabdruck“ auf Kopfbewegungen der Teilnehmer im Scanner oder eine unterschiedliche Hirnanatomie zurückging. Nun gelte es jedoch zu zeigen, dass die Aktivitätsmuster eines Menschen sich nicht nur an zwei aufeinanderfolgenden Tagen ähneln, sondern auch über Wochen, Monate oder gar viele Jahre. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.