Zecken sind zwar gefährliche Blutsauger, aber der Mensch ist für das Spinnentier eine Fehlentscheidung
10.04.2012
Einige Menschen werden häufiger von Zecken gebissen als andere, die selten oder gar nicht von den Spinnentieren heimgesucht werden. Woran das liegt, ist bisher ein Rätsel. Experten vermuten, dass der Geruch dabei eine Rolle spielt. Der Kontakt mit einem Menschen hat für die Zecke in der Regel jedoch wenig Vorteile. Gelangt sie in beheizte Räume, stirbt sie sehr wahrscheinlich nach kurzer Zeit.
Der Geruch spielt für Zecken möglicherweise eine große Rolle
Zecken reagieren normalerweise bei einem Wirtstier auf drei unterschiedliche Reize: Wärme, Bewegung und chemotaktische Faktoren, zu denen vor allem Duftstoffe gehören, erklärt Christine Klaus vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) in Jena gegenüber der Nachrichtenagentur „dapd“. Zwar ist die Zecke ansich nicht gefährlich, jedoch kann sie schwere Krankheiten wie Gehirnentzündung FSME oder Borreliose übertragen, so dass in jedem Fall Wachsamkeit geboten ist. Während es gegen FSME Impfungen gibt, schützen vor Borreliose lediglich Vorsichtsmaßnahmen wie das Tragen langer Hosen und zeckenabweisender Mittel. Zecken gebe es bereits seit vielen Jahrhunderten, berichtet Klaus, Wissenschaftlerin im Nationalen Referenzlabor für durch Zecken übertragene Krankheiten am FLI. „Man muss sich mit den Zecken arrangieren wie mit jedem anderen Risiko auch.“
Der Kontakt mit Menschen verlaufe für Zecken in der Regel nicht vorteilhaft. Gelangen sie in die Wohnung des Menschen, sterben sie rasch aufgrund der mangenden Luftfeuchtigkeit. „Der Mensch ist für die Zecke eine Fehlentscheidung“, erklärt Klaus. Auch der Kontakt mit Haustieren, die sich ebenfalls mit Borreliose und FSME infizieren könnten, ende für die Zecken aus ähnlichen Gründen häufig tödlich.
Zecken überleben harte Winter
Um zu überleben benötigen die Spinnentiere eine hohe Luftfeuchtigkeit, ausreichend Wirtstiere für ihre Blutmahlzeit, zu denen Igel, Füchse, Mäuse und andere Waldsäugetiere gehören, sowie bestimmte Temperaturen. Zecken überstehen Frost bis zu minus 20 Grad. Ihre Aktivität nimmt jedoch erst ab fünf bis sechs Grad plus zu.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat bestimmte Risikogebiete für den FSME-Erreger ausgewiesen. Dazu gehören vor allem Bayern, Baden-Württemberg und einige Regionen im südlichen Hessen, Thüringen und Rheinland-Pfalz. Susanne Glasmacher, Sprecherin des RKI, erklärt, dass die Zahl der FSME-Erkrankungen in en letzten Jahren relativ stabil geblieben ist. 2005 infizierten sich 432 und 2006 546 Menschen. 2007 gab es 239 Betroffene und 2008 wurden 289 Fälle registriert. 313 Erkrankungen traten 2009 auf. Im den Jahren 2010 und 2011 erkrankten 260 beziehungsweise 423 Menschen an FSME.
Da Borreliose in den meisten Bundesländern nicht zu den meldepflichtigen Krankheiten gehört, liegen entsprechend genaue Zahlen für diese Erkrankung nicht vor. In Ostdeutschland wurden zwischen 2004 und 2010 4000 bis 6000 Borreliose-Fälle beim RKI gemeldet. Experten gehen jedoch von einer weitaus höheren Dunkelziffer aus, da die Krankheit, die in der Regel das Nervensystem betrifft, häufig erst spät diagnostiziert wird.
Kein Impfschutz gegen Borreliose
Während gegen FSME ein Impfstoff vorhanden ist, gibt es keine Impfschutz gegen Borreliose. Schätzungen zufolge können fünf bis 40 Prozent der Zecken von Borrelien betroffen sein. Eine bereits bestehende Infektion schützt zudem nicht vor Neuansteckungen.
Das Gerücht, dass sich Zecken aufgrund des Klimawandels stark ausgebreitet hätten, weist Klaus vorsichtig zurück. Eine derartige Aussage lasse sich nicht eindeutig treffen. Schwedischen Studien zufolge könnte eine Verbreitung Richtung Norden stattgefunden haben. Wissenschaftler aus Tschechien hätten die Spinnentiere in 1000 Metern Höhe entdeckt. Klaus ergänzt, dass es keine verlässlichen Daten aus früheren Jahren gebe. Deshalb könne auch nicht eindeutig festgestellt werden, ob die Zahl der Zecken insgesamt angestiegen sei.
Vorsichtsmaßnahmen zum Schutz vor Zecken
Gegen Zeckenbisse ist laut Aussage von Prof. Dr. Ute Mackenstedt, Leiterin des ersten süddeutschen „Zecken-Kongress”, körperbedeckende Kleidung mit engen Bündchen an Hosenbeinen, Socken und Ärmeln zu empfehlen. Spaziergänger könnten sich zudem die Socken über die Hose zu ziehen, um den winzigen Blutsaugern den Zugang zur freien Haut zu verwehren. Nach einem Aufenthalt im Freien beziehungsweise einem Ausflug in die Natur sollte der ganze Körper gründlich nach Zecken abgesucht werden, rät die Expertin. Heftet eine Zecke am Körper, ist diese möglichst schnell zu entfernen, um das Ansteckungsrisiko zu verringern. Innerhalb der ersten 24 Stunden nach dem Biss können nur wenige Erreger übertragen werden. Zum Entfernen der Spinnentiere wird eine Pinzette oder eine sogenannte Zeckenzange verwendet. Mit den vielfach angewandten vermeintlichen Hausmitteln wie Klebstoff oder Öl zum Ersticken des Tieres, sei hier jedoch nicht die gewünschte Wirkung zu erzielen, erklärt die Expertin weiter. Auf diese Weise werde nur das Infektionsrisiko erhöht, da die Zecken ihren Mageninhalt in die Einstichwunde entleeren und dadurch vermehrt Bakterien und Viren in den menschlichen Körper gelangen. (ag)
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