Warum Higenamine die Gesundheit gefährden können
Wenn Menschen Nahrungsergänzungsmittel mit einem Wirkstoff namens Higenamin zu sich nehmen, kann dies ihre Gesundheit beeinträchtigen. Ein Problem bei solchen Nahrungsergänzungsmitteln ist, dass oft nicht abzusehen ist, wie viel Higenamin in einer einzigen Pille enthalten ist. Dies kann zu einer Einnahme von gefährlich hohen Konzentrationen des pflanzlichen Wirkstoffs führen.
Die Wissenschaftler vom NSF International und Mitarbeiter der international angesehenen Harvard Medical School stellten bei ihrer aktuellen Untersuchung fest, dass die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit Higenaminen der Gesundheit schaden kann. Die Experten veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Clinical Toxicology“.
Wie wurde die Studie durchgeführt?
Für ihre Studie untersuchten die Forscher 24 Marken von Nahrungsergänzungen, die in der Vereinigten Staaten erhältlich sind und sogenannte Higenamine enthalten. Viele dieser Produkte werden als Mittel zum Gewichtsverlust vermarktet oder zu Steigerung der sportlichen Leistung. Die Mediziner testeten die chemische Zusammensetzung der Pillen und nutzen dabei zwei unterschiedliche Labore, um zwei Proben von jeder Marke separat zu analysieren.
Wie viel Higenamin nahmen die Probanden täglich ein?
Alle untersuchten Produkte enthielten etwas Higenamin, aber die Menge variierte stark von Probe zu Probe. Basierend auf den Proben haben die Menschen von winzigen Spurenmengen an Higenamin bis zu mehr als 100 Milligramm pro Tag eingenommen. Dabei wurden die Anweisungen auf dem jeweiligen Etikett der Produkte befolgt. Nur fünf Produkte enthielten wirklich die auf dem Etikett angegebene Menge von Higenamin, was durch die Analyse der entsprechenden Proben festgestellt wurde. In den getesteten Produkten betrug die tatsächliche Menge an Higenamin zwischen 0,001 Prozent und 200 Prozent der angegebenen Menge, erklären die Wissenschaftler.
Informationen zur Dosierung waren extrem ungenau
Während Higenamin als legaler Nahrungsbestandteil betrachtet wird, wenn es als Bestandteil von Pflanzenstoffen vorliegt, sehen die Forscher bei den Nahrungsergänzungsmitteln wegen der extrem ungenauen Informationen zur Dosierung ein Gesundheitsrisiko, so Studienautor John Travis von NSF International. NSF International ist eine seit langem bestehende sogenannte Non-Profit-Organisation mit Sitz in Michigan, welche Tests und Untersuchungen von Konsumgütern, einschließlich Nahrungsergänzungen, durchführt. Das Unternehmen bietet auch eine unabhängige Zertifizierung und Standards für verschiedene Branchen.
Higenamin beeinflusst vor allem das Herz
Higenamine stammen aus verschiedenen Pflanzen, einschließlich Eisenhut. Seit kurzer Zeit werden Higenamine in Nahrungsergänzungsmitteln und in Getränken zur Förderung der sportlichen Leistung verkauft, sagen die Autoren. Im Gegensatz zu homöopathischen Produkten beeinflussen diese Higenamin-Varianten vor allem das Herz. Das machte sie zu einem beliebten Mittel für professionellen Athleten, welche einen legalen Wettbewerbsvorteil suchten. Aber im Jahr 2017 hat die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) die Verwendung offiziell verboten.
Die Gefahren von Higenamin weitgehend unbekannt
Angesichts der Tatsache, dass bei einigen Nahrungsergänzungen nur unklare Angaben zur Zusammensetzung vorliegen, könnte es passieren, dass Athleten Higenamine versehentlich einnehmen, was ihre Karriere ernsthaft gefährden würde, erklären die Experten. Zudem seien die Gefahren von Higenamin praktisch unbekannt. Seit dem Jahr 2014 habe die Food and Drug Administration Berichte über negative Nebenwirkungen von Higenamin erhalten, so die Autoren weiter.
Wie viel Higenamin schadet der Gesundheit?
Es gab bisher wenig Forschung, weder bei Menschen noch bei Tieren, um die Risiken der Einnahme zu ermitteln. Es ist nicht einmal wirklich bekannt, wie viel Higenamin benötigt wird, um der Gesundheit zu schaden, obwohl Studien in China herausgefunden haben, dass bereits 2,5 Milligramm (direkt in den Blutstrom injiziert) das Herz beschleunigen können. Medikamente, welche oral eingenommen werden, neigen allerdings dazu, weniger wirksam zu sein als wenn sie intravenös verabreicht werden, erklären die Experten.
Vorsicht bei der Einnahme von Higenamin
Andere Stimulanzien auf Pflanzenbasis, wie sie beispielsweise in Ephedra zu finden sind (2004 von der FDA verboten), sind dafür bekannt, in ausreichend hohen Dosen Herzinfarkte und Schlaganfälle auslösen zu können und führen mitunter sogar zum Koma oder Tod der Anwenderinnen bzw. Anwendern. Sowohl Leistungssportler und Hobbysportler als auch allgemeine Verbraucher sollten zweimal nachdenken, bevor sie ein Produkt einnehmen, das Higenamin enthält, so Travis. Es werde geschätzt, dass Nahrungsergänzungsmittel für insgesamt jährlich mehr als 23.000 Besuche in der Notaufnahme alleine in den USA verantwortlich sind, berichten die Wissenschaftler. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.