„Zufriedenheitslevel“ derzeit so hoch wie noch nie
09.10.2014
Wo sind die Menschen in Deutschland am glücklichsten? Wie der aktuelle „Deutsche Glücksatlas 2014“ der Deutschen Post aufzeigt, leben die zufriedensten Bürger im Norden, wohingegen die meisten Unzufriedenen in Ostdeutschland wohnen. Insgesamt seien die Deutschen jedoch noch nie über einen so langen Zeitraum so glücklich gewesen wie heute, wodurch Deutschland auf einen neunten Platz im europäischen Zufriedenheits-Vergleich klettert.
Deutsche post stellt vierten „Glücksatlas“ vor
Ein Leben im Norden Deutschlands wirkt sich offenbar positiv auf das Wohlergehen aus, denn hier wohnen offenbar bundesweit die zufriedensten Menschen. Dies geht aus dem „Deutschen Glücksatlas 2014“ hervor, welchen die Deutsche Post aktuell in Berlin vorgestellt hat. Demnach ist Schleswig-Holstein wie bereits im Jahr zuvor mit einem „Glücksindex“ von 7,3 die zufriedenste Region Deutschlands, dicht gefolgt von Hamburg mit einem Wert von 7,18 und Niedersachsen/Nordsee (7,15). Doch auch die süddeutschen Regionen hätten laut der Studie im Glücksranking zugelegt, indem beispielsweise Hessen und Baden auf jeweils 7,08 Punkte kommen. Anders stellt sich hingegen die Situation in den ostdeutschen Bundesländern dar, denn dort seien die Menschen laut dem Atlas insgesamt am unzufriedensten. Den niedrigsten Wert erreicht hier Brandenburg mit 6,6 Punkten, womit laut der Deutschen Post „[…] das Gefälle zur zufriedensten Region Schleswig-Holstein beachtlich sei“.
"Zufriedenheitsplateau" auf solch hohem Niveau historisch neu
Trotz dessen konnte sich der Studie nach das „Zufriedenheitslevel“ der Deutschen insgesamt auch im vierten Jahr infolge auf einer Skala von 0 bis 10 bei 7 Punkten halten. Damit würde sich das Land – wissenschaftlich betrachtet – auf einem "Zufriedenheitsplateau" befinden, welches „es auf diesem Niveau und über einen solchen Zeitraum noch nicht gegeben hat“, so die Mitteilung der Deutschen Post. Zur „Vermessung des Glücks“ hatten Professor Bernd Raffelhüschen, Tim Sutor und Johannes Vatter von der Universität Freiburg im Auftrag der Post die Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) sowie einer aktuellen repräsentativen Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach mit 6094 Menschen ab 16 Jahren analysiert.
Ältere Menschen zufriedener als die 35 bis 64-jährigen
Dementsprechend seien die Menschen im historischen Vergleich noch nie so zufrieden gewesen wie im Moment, denn vor zehn Jahren habe das Glücksniveau noch bei 6,6 Punkten gelegen, so die Information der Deutschen Post weiter. Dies betrifft vor allem die ältere Bevölkerung, denn wie die Freiburger Forscher weiter heraus fanden, ist das Zufriedenheitslevel bei den 65 bis 69-jährigen höher, als bei den 35 bis 64-jährigen. Damit sei Deutschland im europäischen Vergleich eines der wenigen Länder, in denen in den vergangenen Jahren eine positive Entwicklung stattgefunden habe. Damit würde Deutschland im europäischen Ranking nun zwar auf Platz 9 liegen – allerdings noch weit entfernt von den Spitzenreitern Dänemark und Schweden.
Weiterhin deutliche Unterschiede zwischen Ost und West
Neben dem hatten die Auswertungen gezeigt, dass es in Bezug auf die Lebenszufriedenheit nach wie vor Unterschiede zwischen den west- und ostdeutschen Bundesländern gibt. Demnach seien die Menschen im Osten durchschnittlich 0,36 Punkte unzufriedener als im Westen – ein Rückschritt, denn vor zwei Jahren hatte die Differenz „nur“ 0,2 Punkte betragen. Für Jürgen Gerdes, dem Konzernvorstand Post – eCommerce – Parcel der Deutschen Post DHL, jedoch kein neues Phänomen: „Die Gründe hierfür liegen in den nach wie vor schlechteren wirtschaftlichen Bedingungen im Osten – das betrifft insbesondere die Beschäftigung und das geringere Lohnniveau.“
Erhebliche Skepsis gegenüber "inklusiven Gesellschaft"
In der vierten Ausgabe des Glücksatlas wurde zudem schwerpunktmäßig die Zufriedenheit von Menschen mit Behinderung sowie der Stand der Inklusion in Deutschland untersucht. Ein hochaktuelles Thema, denn allein der Anteil der schwerbehinderten Menschen in Deutschland stelle mit mehr als sieben Millionen knapp 9% der deutschen Gesamtbevölkerung dar, so Jürgen Gerdes weiter. Dennoch würde der sehr positiven Grundeinstellung in Hinblick auf eine inklusive Gesellschaft eine erhebliche Skepsis gegenüberstehen, denn lediglich ein Drittel der Deutschen würde daran glauben, dass diese Gesellschaftsform tatsächlich vollständig umsetzbar sei. Demnach seien beispielsweise mehr als ein Viertel der Befragten (27 Prozent) dagegen, dass Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam unterrichtet werden, zudem hätten 44 Prozent Verständnis für Unternehmen, die eher eine Abgabe zahlen würden, als Arbeitnehmer mit Handicap zu beschäftigen.
Befragte sehen Handlungsbedarf in Politik und Gesellschaft
Dies spiegelt sich auch im persönlichen Glück der Menschen mit schweren Behinderung, die laut dem Atlas insgesamt 0,9 Punkte weniger zufrieden mit ihrem Leben sind als die Gesamtbevölkerung. Dies gelte vor allem für die Bereiche Gesundheit, Einkommen, Familienleben und Arbeit, wobei sich viele Betroffene vor allem mehr Unterstützung im Umgang mit Ämtern und Behörden wünschen. „Nachdenklich stimmt uns, dass Menschen mit Behinderung weniger zufrieden mit ihrem Leben sind und dass sich daran seit vielen Jahren nur wenig geändert hat“, so Jürgen Gerdes weiter. Für den Konzernvorstand ein klarer Hinweis darauf, dass aus Sicht der Befragten politisch und gesellschaftlich noch beträchtlicher Handlungsbedarf bestehe: „Es stellt sich die Frage, wie wir Deutschen unseren Weg zu einer inklusiven Gesellschaft erfolgreicher beschreiten können. Hier hinkt Deutschland beispielsweise gegenüber den Entwicklungen skandinavischer Länder oder auch Italien deutlich hinterher.“ (nr)
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