Depressionen mit der biologischen Alterung verbunden
Wenn Menschen im Alter unter Depressionen leiden, wirkt sich dies negativ auf die biologische Alterung, die körperliche- und auch die geistige Gesundheit aus. So scheinen Menschen mit Demenz tatsächlich schneller zu altern, was wiederum Einfluss auf die Lebenserwartung haben kann.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der Harvard Medical School wurde untersucht, wie sich Depressionen im höheren Lebensalter auf die sogenannte zelluläre Seneszenz auswirken, bei der menschliche Zellen aufhören sich zu teilen. Die Ergebnisse sind in dem Fachblatt „Nature Mental Health“ veröffentlicht.
Verbindung zwischen zellulärer Seneszenz und Depression
Das Team berichtet, dass es in der Vergangenheit bereits Forschungsarbeiten gab, welche drauf hindeuteten, dass die sogenannte zelluläre Seneszenz eine wichtige Rolle bei Depressionen im höheren Lebensalter spielt. Dabei blieb allerdings unklar, wie dieser Zusammenhang entsteht.
Die Forschenden untersuchten nun an insgesamt 426 Teilnehmenden mit Depressionen im höheren Lebensalter, wie diese Erkrankung mit dem Alter, dem Geschlecht und dem Index der zellulären Seneszenz verbunden ist. Dieser Index basiert auf insgesamt 22 Seneszenz-assoziierten sekretorischen Phänotyp-Proteinen.
Ältere Zellen funktionieren weniger effizient
Wenn Zellen altern, hat dies zur Folge, dass sie anders und weniger effizient funktionieren. Ältere Zellen produzieren oft Proteine, welche Entzündungen oder andere gesundheitliche Probleme begünstigen.
Die Forschenden maßen die Werte dieser Proteine im Blut der Teilnehmenden und verglichen diese mit der körperlichen Gesundheit, medizinischen Problemen, der Gehirnfunktion und dem Schweregrad vorliegender Depressionen.
Depression mit beschleunigter biologischer Alterung verbunden
Die depressiven Teilnehmenden zeigten Anzeichen für eine beschleunigte biologische Alterung und eine schlechte körperliche und geistige Gesundheit, berichtet Studienautor Breno Diniz in einer Pressemitteilung.
Dabei war ein höherer Index des seneszenzassoziierten sekretorischen Phänotyps mit einer schlechteren kognitiven Funktionsfähigkeit, einer schlechteren kardiovaskulären und kardiometabolischen Gesundheit, aber nicht mit dem Schweregrad von Depressionen und Angstzuständen verbunden.
So litten Teilnehmende mit höheren Werten von altersassoziierten Proteinen häufiger unter Bluthochdruck, hohen Cholesterinwerten und verschiedenen medizinischen Problemen. Zudem war die beschleunigte Alterung auch mit schlechteren Leistungen bei Tests zur Gesundheit des Gehirns, wie dem Arbeitsgedächtnis und anderen kognitiven Fähigkeiten verbunden, berichtet das Team.
Wie lässt sich die beschleunigte biologische Alterung verhindern?
Diese Erkenntnisse eröffnen Möglichkeiten für präventive Strategien zur Reduzierung der mit schweren Depressionen verbundenen Behinderungen bei älteren Erwachsenen und zur Verhinderung der Beschleunigung der biologischen Alterung, erläutert Diniz.
Die Ergebnisse unterstreichen die Rolle der zellulären Seneszenz für die körperliche und kognitive Gesundheit bei Depressionen im höheren Lebensalter. Das Team untersucht jetzt weiter, ob Therapien zur Reduzierung der Anzahl der gealterten seneszenten Zellen im Körper zu einer Verbesserung von Depressionen im fortgeschrittenen Lebensalter beitragen. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Benoit H. Mulsant, Charles F. Reynolds III, Daniel M. Blumberger, Jordan F. Karp, Meryl A. Butters, et al.: Major depression, physical health and molecular senescence markers abnormalities; in: Nature Mental Health (veröffentlicht 22.03.2023), Nature Mental Health
- University of Connecticut: Depressed, and Aging Fast (veröffentlicht 22.03.2023), University of Connecticut
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.