Aufräumen hilft Menschen mit Messie-Syndrom nicht gegen das Chaos im Kopf
04.03.2015
Wohnungen von Patienten mit Messie-Syndrom versinken oft regelrecht im Chaos. Doch das Chaos herrscht nicht nur in ihrem Umfeld, sondern auch im Inneren der Patienten. Mit dem Aufräumen der Wohnung ist es demnach nicht getan, denn die grundlegenden psychischen Probleme bleiben bestehen, so die Mitteilung der Nachrichtenagentur „dpa“ unter Berufung auf den Berufsverband Deutscher Psychiater (BVDP).
Messies zeigen oft extreme Wertschätzung für Gegenstände, die von der Gesellschaft wenig beachtet oder als Müll entsorgt werden. Menschen mit Messie-Syndrom horten diese Gegenstände in ihren Wohnungen, wodurch letztere zunehmend im Chaos versinken.Entrümpeln und Aufräumen ist hier in der Regel der erste Gedanke von Verwandten, Freunden oder Bekannte, wenn sie je einen Blick in die Wohnräume der Messies werfen. Doch damit ist den Betroffenen kaum geholfen, denn ihre psychischen Probleme bleiben weiterhin bestehen.
Hintergründe des Messie-Syndroms berücksichtigen
Um den Messies zu helfen, müssen die psychischen Hintergründe des Beschwerdebildes dringend berücksichtigt werden, berichtet Christa Roth-Sackenheim vom BVDP in der Pressemitteilung der „dpa“. So hätten die Betroffenen zum Beispiel Probleme damit, dass ihre Gedanken fortwährend um die Bewältigung der einfachsten alltäglichen Arbeiten kreisen. Auch in wichtigen Situationen werde ihre Handlungsfähigkeit dadurch stark eingeschränkt. Das Treffen von Entscheidungen fällt den Messies oft außerordentlich schwer, nicht zuletzt weil ihnen die Bewertung von Entscheidungskriterien erhebliche Probleme bereitet. Auch soziale Verpflichtungen werden von den Betroffenen oftmals zunehmend vernachlässigt.
Entrümpeln und Aufräumen für Messies keine Hilfe
Hilfsangebote aus dem sozialen Umfeld der Messies richten sich in der Regel vor allem auf Unterstützung beim Entrümpeln und Aufräumen, doch kann dies laut Angaben der BVDP-Expertin schlimmstenfalls sogar kontraproduktiv wirken. Denn durch die Aufräumarbeiten können die Betroffenen in eine schwere psychische Krise geraten, weil für sie mit dem Wegwerfen ein Kontrollverlust einhergeht und sie zudem fürchten, zu verlieren, was sie mit den Gegenständen verbinden, berichtet die „dpa“ unter Berufung auf Christa Roth-Sackenheim.
Psychotherapie gegen das Messie-Syndrom
Um das Messie-Syndrom zu überwinden, ist laut Aussage der Expertin eine Psychotherapie angeraten, bei der auch mögliche Ursachen der psychischen Störung ermittelt werden. Unter Anleitung des Therapeuten gehe es außerdem darum, die Betroffenen bei einer besseren Organisation zu unterstützen und ihre Fähigkeit zur Prioritätensetzung und Entscheidungsfindung zu stärken, so Roth-Sackenheim in dem Beitrag der „dpa“. Der Landesverband der Messies im norddeutschen Raum (Melano) betont in Bezug auf die Behandlung des Messie-Syndroms, dass hier der Abbau von Stress und Ängsten ebenfalls eine Hilfe ist. Als Beispiele anwendbarer Methoden werden von dem Verband unter anderem die Progressive Muskelentspannung, Autogenes Training, Meditation und Tai-Chi genannt. (fp)
>Bild: Volker Innig / pixelio.de
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