Studie: Kein Zugewinn durch Methadon bei Krebstherapie
In den vergangenen Jahren wurde immer wieder über positive Effekte bei Krebstherapien durch Methadon berichtet. Doch Forscher haben dieses künstlich hergestellte Opioid nun zur Therapie von Hirntumoren getestet und stellten fest, dass es keinen Zugewinn bringt. Teilweise kann es dadurch sogar zu einem schnelleren Wachstum der Tumorzellen kommen.
Gehirntumore können jeden treffen
Gesundheitsexperten zufolge können Gehirntumore jeden Menschen treffen. Jedes Jahr werden allein in Deutschland mehr als 8.000 solcher Erkrankungen festgestellt. Obwohl vielen Patienten dank moderner Behandlungsmethoden geholfen werden kann, sind Hirntumore die häufigste Todesursache unter den Krebserkrankungen bei Kindern. Im Zusammenhang mit diesem Krebs wird immer wieder über neue Therapieansätze berichtet. Wissenschaftler aus Leipzig haben nun den Einsatz von Methadon bei der Krebstherapie von Hirntumoren untersucht und festgestellt, dass das Opioid hier unwirksam ist.
Ernüchterndes Ergebnis
Wie es in einer Mitteilung der Universität Leipzig heißt, wurde Methadon nach einer wissenschaftlichen Veröffentlichung als möglicher Heilsbringer in der Krebstherapie gefeiert.
Eine Petition forderte sogar den Bundestag dazu auf, dessen Wirkung in der Krebsbehandlung in klinischen Studien weiter zu erforschen.
Forscher der Universitätsmedizin Leipzig haben nun Methadon zur Therapie von Hirntumoren in einer Laborstudie getestet und kommen zu einem ernüchternden Ergebnis.
Die Studienergebnisse wurden vor kurzem im Fachmagazin „Cancer Chemotherapy and Pharmacology“ veröffentlicht.
Möglicher Effekt von Methadon bei der Krebstherapie untersucht
Den Angaben zufolge ist die Studie eine Reaktion auf die öffentliche Debatte und den möglichen Effekt von Methadon in der Krebstherapie, insbesondere für die Behandlung unheilbarer Tumore des zentralen Nervensystems, sogenannte Glioblastome.
Die Wissenschaftler legten für die Untersuchung primäre Zellkulturen aus Hirntumoren an, die sechs Patienten entfernt wurden.
„Wir haben erstmals neben den Tumor-Zellkulturen auch Kulturen gesunder Zellen der Patienten angelegt, um die Wirkung von Methadon auf beide Zelltypen zu vergleichen“, erklärte Studienleiter Prof. Dr. Frank Gaunitz von der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig.
Wirksame Standardbehandlung
Laut den Forschern wurden die Tumor-Zellkulturen mit der Standardtherapie bei einem Glioblastom behandelt: Bestrahlung und Chemotherapie.
Zusätzlich konfrontierten die Wissenschaftler die Zellen mit Methadon in unterschiedlichen Konzentrationen und konnten so beobachten, ob Methadon einen zusätzlichen Effekt hat und die Standardtherapie besser wirkt.
„Unsere Resultate zeigen, dass die Standardbehandlung wirksam ist, aber durch Methadon kein Zugewinn erzielt wird“, so Prof. Gaunitz, der auch Leiter der Forschungslabore der Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie am Universitätsklinikum Leipzig ist.
„Es dürfte auch nichts nützen, wenn ein Patient nur Methadon nimmt. Das würde erst in Konzentrationen wirken, die für den Körper tödlich sind“, sagte der Experte.
Selbstmedikation könnte tödlich enden
„Zudem konnten wir die Arbeiten von anderen Forschergruppen bestätigen, dass manche Tumorzellen bei niedrigen Methadon-Konzentrationen sogar schneller wachsen.“
Im Experiment wurden die gesunden Zellen zugleich mit unterschiedlichen Konzentrationen des Opioids konfrontiert.
Dabei zeigte sich, dass auch sie bei Dosen zerstört werden, bei denen auch Krebszellen absterben.
Gaunitz rät Patienten von einer Selbstmedikation durch Methadon ab: Sollten Vorerkrankungen wie eine geschädigte Leber vorliegen, könne es schnell tödlich enden. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.