Migräne-App gibt Betroffenen Sicherheit und kann den Kopfschmerz reduzieren
Mit einer speziellen Migräne-App, die in Zusammenarbeit der Techniker Krankenkasse (TK) und der Schmerzklinik Kiel entwickelt wurde, können unter anderem die Aurasymptome einer Migräne simuliert werden, was Betroffenen bei der Einordnung ihrer Beschwerden hilft. Zudem werden den Nutzern Übung zur Prävention an die Hand gegeben und die App enthält die internationale Kopfschmerzklassifikation mit allen heute bekannten über 367 Kopfschmerzformen, so die Mitteilung der TK.
Die Funktionen der Migräne-App hat die Pressereferentin der TK in Schleswig-Holstein, Jana Walther, die auch Migräne-Patientin ist, im Selbsttest erprobt. Sie zeigte sich insbesondere von den Möglichkeiten zur Visualisierung des Anfalls beeindruckt. Seit Kurzem besteht in der App die Möglichkeit einer Live-Simulation des speziellen Ablaufs der Migräne, was auch für nicht Betroffene die visuellen Beeinträchtigungen nachvollziehbar macht.
Aurasymptome sorgen oft für Panik
Bei Migräne erscheinen plötzlich aus dem Nichts Schlieren und Schleier vor dem Auge. Auch kleine Blitze können hinzukommen. Für die Betroffenen sind solche Anfälle oftmals äußerst beängstigend, vor allem, wenn sie bislang keine Diagnose haben. „Meine erste Migräne mit Aura war ein merkwürdiges Gefühl. Dieses große Fragezeichen, was da gerade mit einem passiert, sorgt für Unsicherheit und Panik“, berichtet die TK-Pressereferentin von ihrer Erfahrung.
Jeder zehnte Migräne-Patienten hat Aurasymptome
Den Angaben der TK zufolge beginnt bei jedem zehnten Betroffenen die Migräne mit einer Störung des zentralen Nervensystems, die man als Aura bezeichnet. Diese neurologische Störung entwickele sich langsam ausbreitend innerhalb weniger Minuten und dauere bis zu einer Stunde an, erläutert Professor Dr. Hartmut Göbel von der Schmerzklinik Kiel in der Pressemitteilung der TK. Spätestens 60 Minuten nach der Auraphase setze der starke Migräneschmerz ein, allerdings bleibe dieser manchmal auch aus.
Viele Betroffene wissen nicht von ihrer Migräne
„Einige Patienten klagen jahrelang über solche Auren, ohne auch nur im entferntesten zu ahnen, dass sie an Migräne leiden und dass auch viele andere Menschen völlig identische Symptome haben“; berichtet Prof. Göbel. Ein Zusammenhang zwischen Migräne und solchen neurologischen Störungen sei vielen nicht bewusst, weshalb oftmals auch keine spezifische Therapie eingeleitet werde. Mögliche weitere Aurasymptome seien Schwindel, Sprachstörungen, Kribbeln und Taubheitsgefühl in bestimmten Körperteilen oder sogar Lähmungserscheinungen bis hin zu Bewusstlosigkeit.
Aurasymptome werden in der App visualisiert
Dank der neuen Migräne-App können die Aurasymptome visualisiert werden, was den Betroffenen bei der Einordnung ihrer Beschwerden hilft. Die App greift hierfür auf die Handykamera zu und zeigt die aktuelle Umgebung. Anschließend erscheinen nach und nach am Rande des Sichtfeldes die typischen Schlieren, Schleier und zickzackförmigen Blitze bis ein Drittel des Sichtfeldes nicht mehr scharf zu erkennen ist. „Genau wie bei einer richtigen Migräne-Aura“, betont Jana Walther. Inzwischen wisse sie genau, was passiert, wenn plötzlich Schlieren vor dem Auge auftauchen. Etwa eine halbe Stunde später setze der starke Kopfschmerz ein.
Beschwerdebilder besser erklärbar
Das Wissen über die Aura bringe für Betroffene eine gewisse Sicherheit mit sich und sollten Schlieren und kleine Blitze plötzlich auftreten, muss nicht gleich ein Notarzt gerufen werden, berichtet die TK. Auch sei es oftmals schwer gewesen, Freunden und Familie zu erklären, was da gerade mit einem passiert, doch Dank der Live-Simulation sei es nun leicht vermittelbar, wie Betroffene eine Migräne mit Aura erleben, so die Pressereferentin der TK Schleswig-Holstein.
Migräne-App kann die Kopfschmerzen reduzieren
Laut Angaben der Techniker Krankenkasse hat eine erste Wirksamkeitsstudie der Schmerzklinik Kiel gezeigt, „dass die App den Nutzern dabei hilft, den Kopfschmerz zu reduzieren.“ Das Ergebnisse verdeutliche das Potenzial digitaler Lösungen, so Dr. Johann Brunkhorst, Leiter der TK-Landesvertretung Schleswig-Holstein. „Patienten bekommen mit dieser App ein digitales Werkzeug an die Hand, das sie im Umgang mit ihren Kopfschmerzen unterstützt“, so der Brunkhorst weiter. Sowohl für iOS- als auch für Android-Smartphones stehe die App allen Betroffenen kostenfrei zur Verfügung und deutschlandweit werde sie aktuell bereits von mehr als 100.000 Nutzern eingesetzt, berichtet die TK. (fp)
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